Die Zeidner Nachbarschaft in Deutschland

Wieso eigentlich "Nachbarschaft"?

In Zeiden war das gesellschaftliche Leben in so genannten "Nachbarschaften" organisiert. Infolge der Kriegswirren wurden ab den 1940er Jahren viele Landsleute in Deutschland ansässig. Hier haben sie sich in der Zerstreuung wiedergefunden und wollten sich gern so nah sein wie die Nachbarn in der alten Heimat. In diesem Streben griffen sie bei ihrem Gründungstreffen in Stuttgart im Jahre 1953 den Namen auf und nannten sich "Zeidner Nachbarschaft". Der Begriff "HOG" = Heimatortsgemeinschaft war damals noch nicht geboren. Auch heute, nach der Gründung vieler weiterer Siebenbürger HOGs, halten die Zeidner bewusst an dieser Bezeichnung fest, die so viel mehr aussagt über ihr beispielhaftes Zusammengehörigkeitsgefühl.

Wie und warum entstand die Zeidner Nachbarschaft?

Verursacher waren letztendlich zwei "Geburtshelfer": Hitler und Stalin. Zur Waffen-SS eingezogene Soldaten, die aus der Kriegsgefangenschaft kamen und die aus der sowjetischen Deportation nach Deutschland entlassenen Frauen und Männer suchten ihre Nachbarn und Freunde. In München waren es Fred Schneider und Otto Königes, welche die Zeidner sammelten, in Offenbach am Main war es Gustav Bügelmeyer (1949 und 1950 mit Holzfleisch und Baumstriezel) und in Stuttgart waren es Balduin Herter und Anni Plajer. Als 1953 in Stuttgart das erste gemeinsame Treffen der Zeidner stattfand, wurde die "Zeidner Nachbarschaft" für Deutschland und Österreich gegründet.

Die aktuelle Satzung der Zeidner Nachbarschaft kann man hier (Datei im pdf-Format, Grösse: 173 KB) einsehen.

Wer führte über 50 Jahre die Zeidner Nachbarschaft an?

Zum ersten "Nachbarvater" wurde Balduin Herter gewählt. Jedes dritte Jahr findet ein großes Zeidner Treffen mit Richttag und vielfältigem Programm statt (siehe auch Veranstaltungen).

Nach 27 Jahren als Vorsitzender der Zeidner Nachbarschaftstreffen stellte sich Balduin Herter 1980 nicht mehr zur Wahl und machte den Weg für einen jüngeren Nachfolger frei: Volkmar Kraus erklärte sich für eine Kandidatur beim Richttag bereit und wurde von der Versammlung zum neuen Nachbarvater gewählt. Sein Vorgänger stand ihm in den folgenden Jahren in der Funktion des Altnachbarvaters beratend und helfend zur Seite.

23 Jahre später wechselte auch Volkmar Kraus vom Nachbarvater zum Altnachbarvater und sein langjähriger Begleiter und Stellvertreter Udo Buhn wurde von den Mitgliedern zum Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft gewählt. Die bisherigen Stellvertreter und Beisitzer wurden in ihren Ämtern bestätigt. Weitere Beisitzer erweitern den amtierenden Vorstand und auch die beiden Altnachbarväter Balduin Herter und Volkmar Kraus stehen dem neuen Nachbarvater bei den vielfältigen Aufgaben beratend und helfend zur Seite. 2012 wurde Rainer Lehni beim Zeidner Nachbarschaftstreffen in Friedrichroda zum Nachbarvater gewählt.

Was tut die Zeidner Nachbarschaft?

Neben dem Zusammenhalt der Mitglieder durch das Publikationsorgan zeidner gruß und die großen Zeidner Treffen im Drei-Jahres-Turnus wird der Kontakt zur alten Heimat intensiv gepflegt und gefördert. Aus dieser Aufgabe gingen bisher zwei "Begegnungen" in Zeiden hervor: 1997 und 2004.

Weitere Aktivitäten der Zeidner sind: -- verschiedene regionale Zusammenkünfte (siehe auch Veranstaltungen)

-- jährliche Skifreizeiten in der Nähe von Lenggries, organisiert von Theo Thut,
-- jährliche Teilnahme am Handballturnier in Pfarrkirchen, betreut von Norbert Truetsch,
-- unregelmäßige, aber engagierte Auftritte der Zeidner Blaskapelle, Leitung Heiner Aescht, Dirigent Brunolf Kauffmann,
-- zweimalige Teilnahme am Trachtenumzug beim Münchener Oktoberfest unter der Federführung von Hannelore Scheiber,
-- regelmäßige Teilnahme der Zeidner Blaskapelle und von Zeidner Trachtenträgern am jährlichen Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl,
-- Dokumentation der Ortsgeschichte im Rahmen des Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreises (ZOG) unter der Leitung von Balduin Herter und Helmuth Mieskes,
-- Pflege eines fotografischen und Urkundenarchivs durch Udo Buhn,
-- Erfassung genealogischer Daten zur Hofgeschichte durch Hugo Heitz und der Kirchenmatrikeln durch Dieter Kraus,
-- Förderung der Zeidner Heimat durch die Stiftung Zeiden unter dem Vorsitz von Helmut-Andreas Adams,
-- Hilfslieferungen und Geldspenden nach Zeiden, koordiniert von Udo Buhn.

Wer berichtet über die Aktivitäten der Zeidner Nachbarschaft?

Neben dem neuen Medium "Internet" mit der von Volkmar Kraus eingerichteten und heute von Gert-Werner Liess betreuten Homepage berichtet seit über 50 Jahren eine Zeitschrift über die vereinsinternen Aktivitäten, über die Heimat, ihre Geschichte und ihre Menschen: Der zeidner gruß, das Heimatblatt der Zeidner Nachbarschaft, wurde 1954 durch Balduin Herter gegründet. Es ist das erste Nachrichtenblatt einer siebenbürgischen Nachbarschaft/HOG in Deutschland. Halbjährlich werden 1.200 Exemplare an Mitglieder in Deutschland, Österreich, den USA und an die in der Heimat Verbliebenen geschickt.

Weitere Publikationen zeigen das breite Spektrum nachbarschaftlicher Tätigkeit und ihrer Heimatverbundenheit auf:
--Die Broschürenreihe "Zeidner Denkwürdigkeiten" (siehe auch Veröffentlichungen), die laufend erweitert wird
-- die Monographie "Zeiden, eine Stadt im Burzenland" von Gotthelf Zell,
-- die 2003 erschienene "Denkmaltopographie Band 3.4" des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde
-- Bücher zum Liedgut und zur Zeidner Mundart von Rosa Kraus und Walter Peter Plajer,
-- eine Dokumentation des Theaterlebens in Zeiden von Franz Buhn.

Wie hilft die Zeidner Nachbarschaft der alten Heimat Zeiden und ihren Menschen?

Im Mittelpunkt unserer Gemeinschaft steht nicht irgendein gesellschaftliches, politisches, wirtschaftliches, sportliches oder freizeitliches Ziel - auch diese finden selbstverständlich ihren Platz -, sondern in erster Linie nach wie vor unser Heimatort Zeiden (siehe auch Balduin Herter, Jahrbuch 1981, S. 145f.).

Umfangreiche Hilfsmaßnahmen wurden, vor allem in den schweren Zeiten der Not in Rumänien, von Udo Buhn betreut. Es wird Hilfe geboten bei der "Weihnachtsbescherung", für Bedürftige, für "Essen auf Rädern" und die "Friedhofspflege". Renovierungsarbeiten an Kirche und Pfarrhaus werden seit Jahren finanziell unterstützt.

Dr. -Ing. habil. Peter Preidt hat eine "Stiftung Zeiden" gegründet, um ideelle und finanzielle Maßnahmen in Zeiden zu fördern. Derzeit betreut sie unter der Leitung von Helmut-Andreas Adams das Projekt "Sicherung der kirchlichen Urkunden".

Über die allgemeine Tätigkeit der Zeidner Nachbarschaft hinausgehend, haben sich viele ehemalige Zeidner auch privat intensiv für Hilfsmaßnahmen in Zeiden eingesetzt. Im zeidner gruß berichten wir regelmäßig darüber.

Weitere detaillierte Informationen über die vielfältige und umfangreiche Arbeit unseres Vereins finden Sie in der Broschüre "50 Jahre Zeidner Nachbarschaft" (siehe auch Veröffentlichungen).