Als Altnachbarvater Balduin Herter beim Zeidner Nachbarschaftsreffen im Jahr 1998 in Ulm den Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis voller Euphorie ins Leben rief, um bei den Zeidnern bewusst das Interesse an Ortsgeschichte und Heimatkunde zu wecken, ahnte niemand, dass diese begrüßenswerte Initiative innerhalb der Zeidner Nachbarschaft in Deutschland schnell „zündete“.
Innerhalb von nur wenigen Jahren entwickelte er sich durch das überdurchschnittliche Engagement Einzelner zu einer festen Einrichtung der Nachbarschaft. Zu nennen wären hier vor allem Balduin Herter, Volkmar und Erhard Kraus, Franz Buhn, Hermann Kassnel, Rainer Lehni, Hans Wenzel, Georg Aescht, Udo Buhn und Helmuth Mieskes.
Doch es war nicht nur diese Idee, die Balduin Herter konsequent verfolgte, hinter seiner Vision steckte mehr. Er verfolgte den Plan, Wissensträger mit Detailkenntnissen unter den Zeidnern zu animieren, bestimmte, Zeiden spezifische Themen, heimatkundlicher Art auch zu dokumentieren, weiter zu recherchieren, die Hilfe der Zeidner Wissensträger in Anspruch zu nehmen und dann die fertige Dokumentation als Endprodukt zu Papier zu bringen und zu veröffentlichen.
Dies tat er, wohlwissend, dass er aus den Gesprächskreisen heraus, nur interessierte Hobby-Heimatkundler, die auf den jeweiligen Gebieten (Geschichte mitinbegriffen) nur laienhaft Kenntnisse besaßen, für seine Idee begeistern konnte. Doch seine Idee und sein zeidnerischer Ehrgeiz, hier als Gemeinschaft etwas Vorbildliches auf HOG-Ebene mit seinen Zeidnern leisten zu können, ließ ihn nicht los.
So galt er für viele Dokumentationsprojekte gleichzeitig als Antreiber, aber auch als Vordenker und bis zu seinem Tod im Jahr 2011 als verlässlicher Ansprechpartner und wertvoller und kenntnisreicher Mitarbeiter, auf dessen Anregungen nur ungern verzichtet wurde.
Rückblickend betrachtet ist der ZOG für uns Zeidner eine wahre Erfolgsgeschichte, denn seit der ersten Herausgabe der Schriftenreihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“ im Jahr 1983, – bis zu diesem Zeitpunkt gab es sechs Buchveröffentlichungen, konnten in der Zeit von 1998 bis 2018 weitere 14 Veröffentlichungen, mit der finanziellen Unterstützung der Zeidner Nachbarschaft, herausgegeben werden.
Auf diese einzigartige Schriftenreihe, die für andere Gemeinden durchaus Vorbildcharakter hat, können wir Zeidner sehr stolz sein. Eine weitere Dokumentation „Die Konfirmation in Zeiden im Wandel der Zeit“ ist ebenfalls abgeschlossen und die neueste Bearbeitung „Zeidner Denkwürdigkeiten von 1848 bis 2023“ soll bis Weihnachten 2025 die Schriftenreihe erweitern. Also die Arbeit geht auch ohne Gesprächskreise weiter.
Dieser Verantwortung, für die Umsetzung von Baldis weitsichtiger Vision, stellen wir uns auch weiterhin. Das sind wir ihm schuldig. Doch alles Gute hat auch mal ein Ende. Das mussten sich Udo Buhn und Helmuth Mieskes, die beiden ZOG-Verantwortlichen in den letzten Jahren wehmütig eingestehen. Der Elan früherer Jahre war nicht nur bei den Zeidnern gebrochen.
Mangelnder Teilnehmerzuspruch bei den letzten Gesprächskreisen und ausgebremst durch die Corona-Krise ließ die Motivation zunehmend schwinden. Leider blieb auch die eingeforderte Mitarbeit an neuen Projekten fast gänzlich aus. Das wurde von unserer Seite aus allgemein bedauert.
Doch nicht nur die nachlassende Motivation waren schuld, weitere Projekte anzustoßen und zu Gesprächskreisen einzuladen. Aus unserer Sicht ist die Ortsgeschichte Zeidens und der einst aufgestellte Themenkatalog für Hobby-Heimatkundler ziemlich „abgegrast“.
Viele Themenbereiche wurden bearbeitet. Weitere, bisher nicht recherchierte, interessante Themen ortsgeschichtlicher Art zu finden und Zeidner – vor allem Jüngere – dafür zu begeistern, ist schwieriger geworden. Zudem fehlen bereitwillige Einzelpersonen wie Franz Buhn oder Hans Wenzel, die mit viel Eigeninitiative und Herzblut für uns Zeidner Vorzeigbares geleistet haben.
In der Warteschleife liegen weitere Ideen und Projekte (z.B. „Zeidner Persönlichkeiten“ (Heft 2), „Die Deportation nach Russland“, „Unsere Aussiedlung aus Zeiden“, „Die Evang. Kirchengemeinde Zeiden und seine Pfarrer,…………“, die auf die Wiederaufnahme der Arbeit, und abschließende Recherchen warten. Also an Arbeit fehlt es weiterhin nicht.
In der Vorstandssitzung vom 23. März 2025 hat der Vorstand der Zeidner Nachbarschaft in Heilbronn die Auflösung des ZOGs gebilligt. Vorgeschlagen wurde, im neuen Format die Zeidner Gesprächskreise, vor allem bei den künftigen, großen Nachbarschaftstreffen weiterzuführen, ohne dabei Ortsgeschichte in den Mittelpunkt der Referate zu stellen.
Hierzu wird der neugewählte Vorstand beraten und in der Herbstsitzung die organisatorischen Weichen dafür stellen. Udo Buhn und Helmuth Mieskes haben im Rahmen ihres jahrelangen, ehrenamtlichen ZOG-Engagements versucht, Baldis Vorstellungen von heimatlicher Geschichtsaufarbeitung gerecht zu werden und die Zeidner in den Gesprächskreisen für Ihre Geschichte und ihre einstige Heimat Zeiden zu sensibilisieren.
Das Resultat dieses länger angesetzten Lernprozesses kann sich, so glauben wir, sehen lassen – es ist mitunter das erfreuliche Ergebnis von 24 Gesprächskreisen in den Jahren 1998 bis 2022, um die uns andere HOGs sicher beneiden.
Im Rahmen des 25. Zeidner Nachbarschaftstreffen in Dinkelsbühl dankte Nachbarvater Rainer Lehni beim ersten Zeidner Gesprächskreis (ZGK), den beiden für ihre wertvolle Arbeit und überreichte ihnen jeweils ein Weinpräsent. Damit ist der ZOG Geschichte – es lebe der Zeidner Gesprächskreis.
Helmuth Mieskes
Böbingen