13. ZOG
ZOG tagte im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm
Auf der Suche nach einem geeigneten Tagungsort für den 13. Zeidner Ortgeschichtlichen Gesprächskreis (ZOG) war man über Rüdiger Zell auf das Donauschwäbische Zentralmuseum (DZM) in Ulm gestoßen. Damit blieb man, was den alljährlichen Tagungsort anbelangte, nach Augsburg im Jahr 2007 und München im Jahr 2008, der Südschiene treu und erfreute sich vor Ort, mit dem Historiker Martin Rill, eines angenehmen und für unsere Belange verständnisvollen Gastgebers.
Balduin Herter (Mosbach) und Helmuth Mieskes (Böbingen) hatten hierher eingeladen und am 17. April 2010 folgten 34 Personen dieser Einladung zum Gesprächskreis, der erneut im Zeichen interessanter Vorträge und Beiträge stand, die hauptsächlich heimatgeschichtliche Themen beinhalteten.
Helmuth Mieskes begrüßte die Teilnehmer nach einem kleinen Brezelfrühstück und stellte die umfangreiche Tagesordnung vor.
Der 13. Gesprächskreis wurde mit einem Beitrag von Balduin Herter eröffnet. Seit Jahrzehnten sammelt B. Herter akribisch Geschichtsdaten und Fakten über die Geschichte und über Persönlichkeiten von Zeiden, und das, obwohl ein Heimatbuch (Gotthelf Zell) und eine zweisprachige Kurzchronik (Rainer Lehni) über Zeiden bereits erschienen sind. Dabei war B. Herter, der seine eigentliches Ziel über Jahrzehnte nie aus den Augen verloren hat, stets bemüht, die Richtigkeit der bisherigen Geschichtsauslegung mit weiteren Quellen zu hinterfragen, dort wo es nötig erschien zu untermauern oder durch neue Quellen zu ergänzen. Und wer Balduin Herters Arbeitsweise kennt, der weiß, dass die erfolgreiche Suche von noch nicht veröffentlichten Daten, ihn bis zum heutigen Tag veranlasst hat, nach weiterem Quellenmaterial zu suchen, dieses auszuwerten und seine Chronik zu ergänzen.
Diese Sammlung, die jetzt fast abgeschlossen ist und einer lexikalischen Datenchronik gleicht, und nicht als Lesebuch, sondern als Nachschlagewerk gedacht ist, umfasst periodisch geordnet alle Geschichtsbereiche, die die Geschichte Zeidens umfassen.
Im Anhang dieser wertvollen Arbeit befindet sich die ergänzte Richter-Tafel von Zeiden (Series iudicum Czeidini), die von ursprünglich 88 Namen auf rd. 140 Namen ergänzt wurde. Damit sind 563 Jahre die Richter mit Namen belegt. Für 152 Jahre fehlen uns die Namen.
Seinem dort vorgetragenen Wunsch, diese Arbeit, in Anlehnung an die „Annales Czeidinenses“, unter dem Titel „Zeidner Annalen“ in die Schriftenreihe Zeidner Denkwürdigkeiten, als Heft 17 aufzunehmen und zu veröffentlichen, wurde mit viel Beifall entsprochen.
Den zweiten Beitrag am Vormittag lieferte unser Nachbar Hans Wenzel, der bereits im Jahr 2006 den Wortschatz der Zeidner Mundart als „Wörterbuch“ herausgegeben hat. Seine neueste Arbeit, wahrscheinlich durch diese umfassende Aufarbeitung des Zeidner Wortschatzes inspiriert, umfasst Kindheits- und Jugenderinnerungen rund um Zeiden, eigene Mundartgedichte und Erinnerungen an eindrucksvolle Ausflüge zu uns bekannten Ausflugszielen in der näheren Umgebung von Zeiden. Einen besonderen Teil seiner Arbeit widmet er Gedichten von Michael Königes und bekannten, vor allem sächsischen Liedern, die in ihm schöne und angenehme Erinnerungen an Zeiden wecken.
Mit der Erinnerung an seinen ersten Schultag in der deutschen Volksschule (in Mundart) und zwei eignen Gedichten, überzeugte er die Zuhörer von der Wertigkeit seines „prosaischen Könnens“. H. Wenzels Leseprobe – ein Ohrenschmaus in Dialekt - wies eine Vielzahl zeidnerischer Wörter auf, die in unserem Alltagssächsisch – es wird ja nach wie vor gesprochen - kaum mehr Verwendung finden.
Der Vorstand der ZN hat bereits in seiner Märzsitzung 2010 entschieden, Wenzels Erinnerungen ebenfalls in der Schriftenreihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“ herauszugeben. Über den Umfang und die Art der Herausgabe wird ein kleiner „Fachausschuss“, dem u.a. auch Carmen Kraus, Harda Kuwer-Ferstl und Georg Aescht angehören werden, gemeinsam mit Hans Wenzel entscheiden.
Vor der Mittagspause wechselten wir vom Siebenbürgischen aus dem Burzenland ins Donauschwäbische.
Unter der kompetenten Führung der Kulturreferentin für Südosteuropa im DZM, Frau Dr. Swantje Volkmann, wurde uns das Donauschwäbische Zentralmuseum (DZM) in überzeugender Weise (leider im Schnelldurchgang) vorgestellt und uns die Schwerpunkte dieses im Jahr 2000 eröffneten Museums dargelegt. Dabei wurde auf markante geschichtliche Gemeinsamkeiten von Banat und Siebenbürgen (u.a. Königreich Österreich-Ungarn, Ausgleich, Zweiter Weltkrieg, Deportation 1945, Revolution 1989) eingegangen und wesentliche Unterschiede zwischen dem donauschwäbischen Raum (also nicht nur Banat) und Siebenbürgen (u.a. hinsichtlich der Besiedlung, der Bedeutung der
Konfession, der Minderheitenrechte im Kommunismus, und der Vertreibung) herausgehoben.
Am Ende der Führung durften wir die Sonderausstellung „Temeswar - Klein-Wien an der Bega“, die sehr viele und wertvolle Originalexponate aus Temeswar aufweist, in Augenschein nehmen und uns bei Frau Dr. Volkmann mit einem Exemplar der Kurzchronik Zeiden, von Rainer Lehni, für die Führung zu bedanken.
Die anschließende Mittagspause mit gemeinsamem Mittagessen im Restaurant „Ulmer Stuben“ nahmen die Teilnehmer zum gemeinsamen Gedankenaustausch und für angeregte Gespräche wahr.
Den Gesprächskreis am Nachmittag eröffnete erneut Balduin Herter mit einem Vortrag „Zur Geschichte und Genealogie siebenbürgischer Geschlechter“ (GGG). Herter reflektierte seine bisherige genealogische Arbeit im Rahmen der Zeitschrift „Siebenbürgische Familienforschung“, die er gemeinsam mit Hans Martin Andree im Jahr 1984 gegründet hat. Insgesamt wurden bisher 8 Beiträge, u.a. auch „Das Zeidner Marktrichter-Geschlecht Millen-Mill- Müll“ von Balduin Herter, herausgegeben.
Da weitere Beiträge in Planung sind (z.B. über die Familie des langjährigen Zeidner Notars Carl Bolesch, über die Familie Königes und den aus Schäßburg stammenden ehemaligen Bischof D. Albert Klein) sprach Herter sein Bedauern darüber aus, dass auf Wunsch der jetzigen Verantwortlichen der Sektion Genealogie des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL), die Veröffentlichungsreihe nicht mehr weiter geführt werden soll.
Herter wies außerdem auf den Bereich der bisherigen Zeidner Familienforschung und die von Joseph Wiener in den Jahren 1979-1993 herausgegebenen „Blätter zur Familienforschung“ (Folge 1-37), in denen familienkundliche Daten aus „Ahnenpässen“ publiziert wurden, hin. Diese Arbeit, die u.a. auch als Nachfolgearbeit zu Michael Königes intensiven Bemühungen in Sachen Zeidner Familienforschung verstanden werden kann, die Arbeit von Heitz Hugo zur Zeidner Hofgeschichte, die Familiendatenerfassung von Dieter Kraus, die Familiengeschichte der Sippe Kraus/v. Kraus und die unsichtbaren Arbeit von hier nicht genannten Zeidner Hobbygenealogen bietet seiner Meinung riesiges und bisher unausgeschöpftes Potential, das lohnt, hier kontinuierlich weiter zu machen. Damit könnte man den Stellenwert der Genealogie seinem derzeitigen Schattendasein entziehen. Die verstärkte Suche nach interessierten Hobbygenealogen in unseren Reihen, soll dafür sorgen, diesem Ziel näher zu kommen und für vorweisbare Resultate zu sorgen.
Die an den Beitrag sich anschließende Aussprache zu diesem Thema machte deutlich, dass die Nachbarschaft an sich bereits viele Datensätze gespeichert hat, aber man von einer vollständigen Erfassung noch weit entfernt ist. Die Frage Herters nach der Fortführung der Veröffentlichungsreihe (GGG) blieb unbeantwortet.
Der Beitrag von Werner Gross „Erinnerungen meines Vaters“ setzte den im Jahr 2008 in München stattgefundnen Meinungsaustausch zum Thema „Rumäniendeutsche in der Waffen-SS“ fast nahtlos fort, zumal seine Ausführungen eine etwas weniger bekannte Seite des Krieges, Rumänien und die Siebenb. Sachsen betreffend, beleuchtete.
Anhand von genauen Aufzeichnungen und Erinnerungen seines Vaters Hans Gross, Jahrgang 1913, zeigte er die Geschichte eines Zeidner Sachsen auf, der nach einem berufsbedingten Aufenthalt in Deutschland und selbst nach einer persönlichen Begegnung mit Adolf Hitler in Stuttgart im Jahr 1938, im Gegensatz zu anderen Zeidnern, die während der Kriegszeit in deutschen Verbänden gedient hatten, den Zweiten Weltkrieg ausschließlich als Soldat der rumänischen Armee erlebt hat. Dabei ging er auf die wichtigsten Stationen seiner rum. Militärdienstzeit ein und schilderte anschaulich wichtige Kriegsetappen des Russland-Feldzuges, die sein Vater miterlebt hatte.
Werner G. Beitrag und vor allem unsere lückenhafte Geschichtskenntnisse zeigten einmal mehr, dass es nach wie vor wichtig ist, sich weiterhin mit der Volksgruppen- Kriegs- und Nachkriegszeit zu beschäftigen um u.a. auch die politischen Geschehnisse nach 1949 in Rumänien besser zu verstehen.
n der Pause nahm der Vorsitzende des Hilfsvereins „Johannes Honterus“e.V., Bernd Schütz (Ehemann von Renate Schütz, geb. Preidt) die Gelegenheit wahr, für den Verein, in dessen Trägerschaft sich das „Heimathaus Siebenbürgen“ auf Schloß Horneck in Gundelsheim befindet, zu werben und die Teilnehmer zum 50.-jährigen Jubiläum im Mai 2010 nach Gundelsheim einzuladen.
Schütz wies auf die Bedeutung dieses Hilfsvereins, des Siebenbürgischen Museums und der wissenschaftlichen Bibliothek des Siebenbürgen-Institus für uns Siebenbürger Sachsen hin und bat uns für diese Einrichtungen wirksam zu werben und ggf. dem Verein auch beizutreten.
Erstaunt zeigten sich einige Teilnehmer über die Tatsache, dass der erfolgreiche Betrieb des auf Schloß Horneck untergebrachten Siebenbürger-Altenheims der sichere Garant dafür ist, dass siebenb. Kultur in Gundelsheim finanziert und damit langfristig gesichert werden kann.
Der äußerst interessante Beitrag von Renate Kaiser „Wetterkapriolen im Burzenland“ – „Feuerbrünste in Zeiden“, der u.a. auf vorhandenem Quellenmaterial (Zeidner Denkwürdigkeiten und dem Feuerwehrbuch von Hermann Kassnel) basierte und bei dem man sein eignes Wissen hinterfragen konnte, hatte auf den ersten Blick keinen geschichtlichen Hintergrund. Hier handelte es sich vorwiegend um naturwissenschaftliche Beobachtungen aus dem Burzenland, (die Bedeutung des Zeidner Berges als Wetterberg und der Verlauf der Wetterscheide wurden dabei anschaulich erläutert) und um schicksalhafte Ereignisse die in der Vergangenheit Zeiden stattfanden. Beim näheren Zuhören jedoch, wurde sehr wohl deutlich, dass besonders die Vielzahl von Feuerbrünsten, bei denen oft ganze Straßenzüge (u.a. auch die Kirche) in Mitleidenschaft gezogen wurden, sehr wohl was mit richtiger Geschichte zu tun haben. Die in den „Zeidner Denkwürdigkeiten“ von 1335-1847 aufgeführten Aufzeichnungen, die mit einer besonderen Sprache behaftet sind, (Beispiele wurde vorgelesen) legen hierbei eindrucksvoll Zeugnis ab.
Der letzte Beitrag des Gesprächskreises, der das Augenmerk der Teilnehmer auf das nächste Jahr 2011 lenken sollte, galt der „Schwarzburg des Deutschen Ritterordens“. Das Burzenland feiert bekanntlich 2011 das 800-jährige Jubiläum seit dem sich der Deutsche Ritterorden im Burzenland niedergelassen hat.
Balduin Herter der diesen Streifzug in die Vergangenheit anstieß, verwies auf das Thema „Schwarzburg“ und merkte an, dass hier weiterhin gründlich recherchiert werden muss. Alleine die Tatsache, dass diese ursprünglich Ritterorden-Burg auf Zeidner Hattert von der ansässigen Bevölkerung keinen sächsischen Namen erhalten hat, lässt seiner Meinung nach aufhorchen. Beispiele von geschichtlichen Mutmaßungen und Feststellungen, lassen erahnen, dass im Jubiläumsjahr 2011 die Geschichte des Deutschen Ritterordens im Burzenland nach neusten geschichtlichen Erkenntnissen neu geschrieben wird. Damit wird auch die Geschichte der Schwarzburg wieder ins Rampenlicht rücken und wir werden vielleicht unsere bisherigen Kenntnisse revidieren müssen.
2009 wurde das erste Heft „Zeidner Persönlichkeiten“ von Helmuth Mieskes, als Heft Nr. 16/1, in der Schriftenreihe Zeidner Denkwürdigkeiten herausgegeben und beim Zeidner Treffen in Friedrichroda vorgestellt. In diesem Heft, in dem 25 Zeidner Persönlichkeiten, u.a. mit Aurel Bordenache auch ein Rumäne, mit einem Beitrag gewürdigt wurden, wurde u.a. auch deutlich herausgestellt, wieso diese Personen für unsere Gemeinschaft so wichtig und bedeutend waren.
H. Mieskes erinnert an die lebhafte Diskussion im Jahr 2005, bei der der Begriff - Persönlichkeit - im Vorstand der ZN genau definiert wurde und die Persönlichkeiten in einem sehr sorgsam vorbereiteten Auswahlverfahren festgelegt wurden. Diese Festlegung war der Grundstein zur Weiterarbeit und zur Herausgabe von Heft 1.In Anbetracht der Tatsache, dass bei Heft 1 nicht alle Persönlichkeiten berücksichtigt werden konnten, macht der Herausgeber deutlich, dass diesem Heft unbedingt ein weiteres folgen muss. Mieskes, der sich der heiklen Angelegenheit erneut bewusst ist, wünscht sich, dass die Nachbarschaft in das Auswahlverfahren miteingebunden wird und bat so um Vorschläge. Nach kontrovers geäußerten Meinungen, wurde einer Befragung der ZOG-Gesprächsteilnehmer nach Zeidner Persönlichkeiten mehrheitlich zugestimmt. Diese wird in der Folgezeit vorbereitet und per E-Mail auf den Weg gebracht.
H. Mieskes erinnerte daran, dass besonders das vorhandene und noch zu sammelnde autobiografische Material, der in Frage kommenden Personen, für den Erfolg eines 2. Heftes entscheidend sein wird.
Den Schlusspunkt dieser eintägigen Veranstaltung setzte Nachbarvater Udo Buhn mit nachstehenden Informationen:
- Burzenländer Wappen – Aufnahme des Zeidner Wappens in die Ostdeutsche Wappenrolle
Nach einer kurzen Einführung in die Heraldik (Wappenkunde) und in das Vorhaben der Regionalgruppe Burzenland, wurden den Teilnehmern die bisherigen Veränderungen am Zeidner Wappen anschaulich verdeutlicht. U.a. wurden die Veränderungen begründet. U. Buhn zeigte verschiedene neue Wappendarstellungen und fragte an, ob die Teilnehmer sich mit dem in Frage kommenden (bereits überarbeiteten) Wappen identifizieren können. Grundsätzlich wurde die Frage bejaht. Dabei besteht der verständliche Wunsch, das bisherige Wappen so wenig als möglich zu verändern, damit es den Zeidnern in seiner Darstellung nach wie vor vertraut bleibt.
- Lexikon Zeiden – Information und Stand der Dinge
Dass der ZOG seit einigen Jahren mit der geplanten Herausgabe eines Zeidner Lexikons ein ehrgeiziges Vorhaben verfolgt, ist seit dem 11. ZOG in München bekannt. Udo Buhn stellte das bisherige Mitarbeiterteam namentlich vor, erläuterte die bisherige Arbeitsweise unter der Koordinatorin Carmen Krauss und informierte über den aktuellen Stand der Arbeiten. Der Zeitpunkt der Fertigstellung (… es gibt noch viel zu tun) hängt wesentlich davon ab, ob sich das „Team“ in der Folgezeit vorrangig mit den anstehenden Arbeiten beschäftigen kann.
- Am 3. Juli 2010 findet das Zeidner Münchner Regionaltreffen statt, zu dem Annette und Hans Königes noch einladen werden.
- Beim Heimattag 2010 in Dinkelsbühl wird die Nachbarschaft durch eine Gruppe von Trachtenträgern vertreten sein.
- Der Ort für das Zeidner Nachbarschaftstreffen 2012 konnte in der Märzsitzung 2010 noch nicht definitiv festgelegt werden. Zur Diskussion stehen Friedrichroda, Dinkelsbühl und Kufstein. Eine Entscheidung darüber fällt wahrscheinlich in der Herbstsitzung 2010.
Mit dem herzlichen Dank an die Referenten, die Teilnehmer und den Organisator H. Mieskes, wurde der 13. ZOG in Ulm von Nachbarvater Udo Buhn geschlossen und den Teilnehmern ein guter Nachhauseweg gewünscht.
Böbingen, den 21. April 2010
Helmuth Mieskes