08/21/23
Gastinterpret Kleinert zum wiederholten Male in Siebenbürgen
Es ist stets ein besonderes Erlebnis, wenn die ehrenwerte historische barocke Prause - Orgel (1783) aus Zeiden während einer Konzertdarbietung erklingt - zum wiederholten Male mit Gastinterpret Kantor Peter Kleinert aus Frauenstein, sicherlich kein Zufall. Er selbst hat seine Karriere mitten in der Hochburg der berühmten barocken Silbermann Orgeln, im Erzgebirge entfaltet. Von dort bringt er nach Siebenbürgen reiche Erfahrungen, ein breites Repertoire und kreative Ideen im Umgang mit historischen Orgeln mit.
Seit vielen Jahren sind seine Auftritte in der Orgellandschaft Siebenbürgen zu einer hörenswerten Bereicherung geworden. Virtuosität, Spielleidenschaft und musikalische Ausdruckskraft gehören zu seinen Markenzeichen. Auch in diesem Jahr brachte er in Zeiden selten aufgeführte Meisterwerke zu Gehör: von Johann Sebastian Bach bis Lothar Graap, von Max Reger bis Klaus Untch enthielt das Konzertprogramm wie gewohnt eine Achterbahn der Hörkulisse, verbunden mit Faszination zur sakralen Musik. Nach dem Konzert erfolgte vor versammeltem Publikum ein spontanes Interview mit Fragen, welche Hausorganist Untch dem Gastinterpreten Kleinert stellte:
Untch: Was ist denn so attraktiv, immer wieder nach Siebenbürgen zu reisen?
Kleinert: Vor genau 30 Jahren(!) war ich zum ersten Male hier in Siebenbürgen (als Organist zusammen mit meinem verehrten Freund KMD Günther Schmidt aus Chemnitz als Sänger) Inzwischen ist hier schon lange meine zweite Heimat. Ganz besonders meine Freunde und Kollegen Theo Halmen aus Schäßburg und Klaus Untch aus Zeiden sind dafür verantwortlich. Sie ermöglichten und vermittelten mir in diesen vielen Jahren immer wieder attraktive Konzerte an wunderbaren bedeutenden Instrumenten. Aber auch manche anderen Menschen und die wunderschöne, geschichtsträchtige Landschaft mit den vielen verschiedenen Kirchenburgen tun das Ihrige dazu.
Untch: Was wäre denn dringend noch zu verbessern an der Orgel?
Kleinert: Die historische Prause- Orgel (1783) zusammen mit ihrem späteren Rückpositiv von Petrus Schneider(1833) ist ein kostbares, gleichzeitig mehrfach (zuletzt in verdienstvoller Weise durch Orgelbauer Hermann Binder) umgebautes und erweitertes Instrument mit einer komplizierten Geschichte. Aus dieser ergibt sich auch so manche technisch-konstruktive Problematik, neben der inzwischen durch Orgelbauer Burkhard Wenzel bewundernswert verbesserten Traktur aber heute insbesondere noch bei vielen Zungenpfeifen des Pedalwerkes deutlich zu hören. Diesbezüglich gäbe es also noch manches zu tun, gerade im Hinblick auf den nach und nach gewachsenen Bestand. Dies ist aufwändig, aber sehr lohnend...
Untch: Wie kann die Problematik der Akustik im Raum behoben werden?
Kleinert: Um die nahezu tödlich-trockene Akustik des Raumes zu beleben, sollten zuallererst die vielen nicht mehr benötigten sehr engen und unbequemen plüschbezogenen Bänke im Kirchenschiff entfernt werden. Weitaus bequemere, glatte Einzelstühle könnten da in vielerlei Hinsicht hilfreich sein...
Im Zuge der anstehenden Kirchenrenovierung (mit Erneuerung der Elektrik) empfehle ich Steinfußboden und möglichst glatten Putz an den Wänden. Wenn dieser hell wäre, täte das dem Gesamteindruck des Kirchenraumes auch optisch gut. Dies beides zusammen dürfte schon einiges bewirken. Zusätzlich halte ich das Aufbringen von (nahezu unsichtbarem) Glas auf manche der kostbar bemalten Holzflächen zumindest für überlegenswert.
(aus „Karpatenrundschau“ online, 10. August 2023) siehe auch ADZ-Online - ORGELKONZERT am 30. Juli 2023 IN ZEIDEN)