Michael Königes
Paßt af ánd hoiárt – Paßt auf und hört
Zeidnerische Reime über das Ungereimte
Mit hochdeutscher Einführung und Ansagen zu den einzelnen Gedichten
Gesprochen von Inge Gutsch und Georg Aescht nach handschriftlicher Textdokumentation von Inge Gutsch
1. | Einführung |
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2. | Dár Adam och sen Fråo / Der Adam und seine Frau |
3. | Dát ?oeárjárnás / Das Ärgernis |
4. | Dá Låeá / Die Zänkische |
5. | Dár Stråch / Der Strich |
6. | Wiá läoet dár Knåist? / Wo liegt der Schmutz? |
7. | Án Weátwámåoeár / Eine Witwenmär |
8. | Dar Måorámbäichár och se Båffál / Der Marienburger und sein Büffel |
9. | Vun dár Zoi / Von der Zeh |
10. | Dár Woálkándoeáfár måt dám Käoálf / Der Wolkendörfer mit dem Kalb |
11. | Dá Bákoirung / Die Bekehrung |
12. | Várkoánt / Verkannt |
13. | Dá Liján / Die Lüge |
14. | Dát Gásongbeåch / Das Gesangbuch |
15. | Dát Meál vun ár Fråo / Das Maul von einer Frau |
Michael Königes
Der 1871 in der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinde Zeiden geborene Michael Königes war Bauer, hatte es von Haus aus werden müssen, der Besuch höherer Schulen war ihm als Hoferbe verwehrt, und daß er bei aller landwirtschaftlichen Mühsal auf seine literarische Begabung nicht verzichtet hat, liegt nur an seiner Hartnäckigkeit. Zu bedenken ist auch die historische Epoche des Ersten Weltkriegs, des Übergangs Siebenbürgens von Ungarn zu Rumänien, in Betracht zu ziehen sind die zahlreichen und oft schmerzlichen Brüche und Umbrüche der Zwischenkriegszeit und dann des Zweiten Weltkriegs, die auch die deutsche Gemeinschaft in Siebenbürgen heimgesucht und ihr Gemeinwesen auf eine harte Probe gestellt haben. Als Michael Königes 1955 stirbt, hat er etliche Welten aufdämmern und untergehen sehen, aber nie nachgelassen in dem Bemühen, ihnen mit der Sprache, dem angelernten Hochdeutsch, aber auch – in Versen – dem eher mundgerechten Sächsisch, auf den Grund zu gehen.
Zu reden ist hier über eine ganz und gar eigene Persönlichkeit, einen, der nicht war, wie „man“ in einer sächsischen Gemeinde zu sein hatte. Bekannt ist, daß „man“ ihn in Zeiden nicht gemocht hat. Auch er hat seine Heimatgemeinde und die sächsische Gemeinschaft, der er angehörte, nicht gemocht, ja er hat den Zustand, in dem sie zu seiner Zeit war, stets als existenzgefährdend diagnostiziert. Nun ist aber „mögen“ im Zeidnerischen, überhaupt in der sächsischen Mundart, gar nicht praktikabel, das Zeitwort gibt es im Sächsischen gar nicht – wohl weil es nicht gebraucht wird. Man war „sich nicht eins“, so hieß das in Zeiden, so heißt das bei den Zeidnern. Sich nicht eins sein bedeutet allerdings erst recht, zueinander zu gehören im Bewußtsein aller Gegensätze. Dieses Bewußtsein formuliert der „Bauerndichter“.
Seine Mundartgedichte sind einem Nicht-Zeidner kaum zu vermitteln – mit kurzen hochdeutschen Einführungen soll hier dennoch ein Versuch unternommen werden, den poetischen Mutterwitz zugänglich zu machen, der fröhliche Urständ feiert. Nicht wenige werden ihm wenig abgewinnen können. Entgegenzuhalten ist ihnen, daß diese Texte nicht nur „aus dem Leben gegriffen“ sind, sondern auch ins Leben greifen, daß jede Zeile davon kündet: Der sie geschrieben hat, meint damit auch sich selbst.