MoWa ist gesund

Ein Zeidner, wenn er Muße hat,

geht er und fragt den andern,

ob dieser ein Motorrad hat,

wenn nicht, schickt er ihn wandern.

Hat er auch daran keinen Spaß,

dann beißt er halt viel früher ins Gras –

steigt auf nach Himmlisch Flandern.

Was ist der Unterschied zwischen einem Motorradfahrer und einem Wanderer? Nun, der erste hat es immer eilig und weiß nicht warum, während der Letztgennannte genau weiß was er will, es jedoch meistens nicht eilig hat. Deshalb steht dem Motorradfahrer auch alles und jeder im Weg, während der unbedarfte Wanderer auf der Straße den anderen immer im Weg steht.

Einige Zeidner stellten irgendwann fest, dass ihnen zwischen Ostern und Weihnachten noch ein weiteres Highlight fehlt und so gründeten sie vor 15 Jahren das Heilige MoWa. Diese vergnügte Zeit des gemeinschaftlichen Zweiradrasens und der Wanderexzesse, gilt jedoch nicht universell auf diesem Planeten, sondern ist immer an eine wechselnde Lokalität gebunden. Diesmal war es Menzenschwand im schönen Südschwarzwald, welches die Ehre hatte, uns als Missionsbasis zu dienen.

Im Vorfeld jedoch zeigten alle unsere Wetterapps im Einsatzgebiet gleichzeitig Sintflut und Weltuntergang an. Egmond behauptete jedoch stur, dass das schon noch wird, weil der Herrgott ja schließlich ein Sachse sei – möglicherweise sogar ein Zeidner. Nun ja, ich lächelte sanft, machte meinen Job und schob am Samstag dann ein paar Wolken zur Seite.

Somit spielte das Wetter also mit, so dass wir alle unsere Reifen heiß fahren konnten, welche mangels Regen jedoch ungekühlt blieben – klagen auf hohem Niveau. Zur Vermeidung von Kollateralschäden bildeten wir zwei Einheiten mit je acht Zweiradjägern, welche zeitlich versetzt starteten, um sich nicht gegenseitig zu überfahren – die Geriatrische Front und die Verspäteten Knieschleifer. Tobias Thut und Theresa, die jüngsten Zweiradtreiber, waren übrigens zum ersten Mal dabei.

Die etwa sechsstündige 160 km – Operation erfolgte präzise und schnell. Wir waren die asphaltgebundenen Marschflugkörper, welche unsichtbar unterhalb des Bodenradars der gefürchteten SSP (Schwarzwald Speed Patrol) agierten. Hin und wieder mal ausgebremst von vierrädrigen, vor uns herschleichenden Sonntagsagenten. Aber am Schluss, da konnten die beiden Geschwaderführer, unsere Conducâtori iubiţi, Egmond und Romi, einen erfolgreichen Einsatz der Zeidner Top Gun Staffel vermelden.

Und hier nun die Detaildaten zur Operation „Saxon Strike“, welche im Vorfeld selbst den erfahrensten Mobrâ Cincizeci – Piloten unter uns kaum bekannt waren. Für alle, welche diese Strecke ebenfalls gerne nachfahren möchten: Es ist eine sehr schöne Strecke und sie ist auch mit nahezu allem befahrbar – auch mit dem Rollator, dem Bobby Car oder mit einem ALDI-Einkaufswagen (bitte den Chip nicht vergessen).

Vom Hotel aus ging es über Todtnau, mit seinen malerischen Wasserfällen, zum bekannten Motorradtreffpunkt am Kandel, auf 1241 Metern Höhe. Auf dem Weg dorthin erfreuten wir uns an wunderbaren, kurvenreichen Straßen. Das schöne Glottertal ließen wir links liegen, da Gott sei Dank niemand von uns vorhatte, dem Schwarzwaldklinik Lazarett einen Besuch abzustatten.

Die einzige Nässe, welche wir hatten, war der Nebel oben auf dem Berg. Wir fühlten uns alle sehr geehrt, als wir Vorort von einem Alphornduo willkommen geheißen wurden. Aber vielleicht waren die einfach ja auch nur so dort – wer weiß das schon.

Jedenfalls wäre die Aussicht über das Rheintal bis hin zu den Alpen, den Vogesen und dem Kaiserstuhl gigantisch gewesen, aber da war nun mal eben dieser fiese, aussichtsdämpfende Hochnebel. Schande über die Albhornbläser, welches es einfach nicht geschafft haben diesen wegzublasen. Üben, üben, üben, kann man da nur sagen.

Nachdem alle motorisierten Bergtouristen dann genug „Nichtviel“ gesehen hatten, entschieden wir uns, dass wir uns auf den Weg zur Hexenlochmühle machen, wo Egmont bei Wirtin Maria den Mittagstisch reserviert hatte. Hexenloch besagt ja schon, dass dieses nicht mehr auf 1241 Metern liegen kann, sondern irgendwo in der Tiefe.

Also, alles auf die Pferde und genauso kurvenreich wie es hoch ging, ging es dann auch wieder runter zum besagten Loch der Hexe, auf 675 Metern. Die Mühle mahlte übrigens 1825 das erste mal.

Endlich wurde es auch sonnig und das Essen und Trinken waren so gut, dass wir anschließend lieber noch etwas länger nett miteinander weitergeplauscht oder ein halbes Stündchen „genopest“ hätten, als unsere mittagsmüden Glieder schon wieder auf den Bock zu schwingen.

Aber, damit wir beim Fahren auch wirklich nicht einschlafen, haben die beiden Gruppenkommandanten das Tempo extra nochmal erhöht. Auf schmalen Forstwegen und schönen Landstraßen waren wir somit im Nu am Titisee und etwas später am Schluchsee.

Eigentlich war es geplant, dort einen Badestopp einzulegen. Temperaturbeding entschieden wir uns dann jedoch, diese kalte Mutprobe besser ausfallen zu lassen. Stattdessen fuhren wir weiter zu den Menzenschwander Wasserfällen, wo es dann doch noch kurz zu regnen anfing. Das war uns jedoch egal, da unser Einsatz ja schon so gut wie zu Ende war.

Wir kamen als erste wieder im Hotel an. Das entspannte Wandervolk, welches keinen Grund zur Eile zu verspüren schien, traf deutlich nach uns ein. Sie bildeten eine Polonaise und grölten gutgelaunt „Das Wandern ist des Müllers Lust“, und auch sonst schienen ihre Glückshormondrüsen noch ganz ordentlich zu funktionieren.

Abends dann, das immer wiederkehrende musikalische Gruppenausrasten, organisiert von der Anstaltsleitung DJ Lorant. Ganz im Stile des AC/DC – Klassikers „Shake a leg“, bemühten sich viele der Tänzer zu verbergen, dass sie bereits Nutznießer unseres Rentensystems sind.

Nun ja, zusammengefasst, war es sehr ereignisreich und lustig. Und so hoffen wir, dass noch lange nicht „Schluss mit Lustig“ ist und wir uns im kommenden Jahr alle wieder gesund zur nächsten Mission treffen. Herzlichen Dank an Egmond und Astrid für die tolle Organisation und ebenso natürlich an alle weiteren ungenannten guten Geister, welche im Vorder- und Hintergrund mitgewirkt haben, damit wir zusammen so ein gelungenes Wochenende hatten.

Frieder Stolz

Eine Bildergalerie vom Treffen kann man hier anschauen.