09/02/24

Feuchtfröhliche Besteigung des Zeidner Bergs

Oder: Keine Aussicht, keine Dauerwelle und keine Bären auf 1294 m

Während der Zeidner Begegnung 2024 ergab es sich, dass mehrere Zeidner den heimatlichen Berg besteigen wollten. Man verständigte sich beim festlichen Abend der Zeidner in der „Măgura“ tags drauf auf den „Măgura“ zu steigen. Treffpunkt hierfür war das Bergelchen am 9. August 2024 um 9 Uhr. Zeiden liegt auf 565m ü.N.N., so betrug der Aufstieg 729 m. Zusammen mit dem Abstieg waren also 1458 Höhenmeter zu bewältigen. So wussten wir, dass wir das deftige Essen vom Vortag halbwegs wegtrainieren würden und dass die moderne Uhr am Handgelenk, die einen immer wieder daran erinnert, genügend Schritte am Tag zu machen, endlich mal Ruhe gibt…

Eine Pensionsvermieterin warnte zwei der Wanderer zuvor noch, dass man bitte nicht alleine auf den Zeidner Berg steigen solle, da sich dort inzwischen immer mehr Bären aufhalten würden. Aber in einer größeren Gruppe ginge es, meinte sie. - Gesagt, getan. So wurden es elf heitere Wanderer. Einer scherzte bei der Zählung: „Wenn wir zwölf wären, könnte einer die Rolle des Jesus übernehmen.“ Aber wie in der Bibel, so haben die Wanderer ihren Weg auch ohne Jesus gehen müssen…

Der Wettergott hatte an dem Tag Humor. All die sonnigen und trockenen Tage zuvor waren ihm wohl zu langweilig und da der Wettergott anscheinend weiß, dass der gemeine Zeidner ebenfalls Humor hat, schenkte er den Wanderern an dem Tag trübe Aussichten, Nieselregen und am Kamm eine Gischt wie auf Rügen, damit etwas Action rein kam. Für eine unvergessliche Wanderung wurde dadurch auf jeden Fall gesorgt. Es wurde feucht und fröhlich, aber der Reihe nach…

Die Wanderer wählten die südwestliche Route über den Ritterfelsen um auf den Gipfel zu gelangen. Die Wege waren markiert, gut begehbar und ausgeschildert. Es scheint, dass auch die hiesige Bevölkerung mehr und mehr den Berg und das Wandern als Freizeitaktivität für sich entdeckt und die Natur als Erholungsort, - im Wald lag erfreulicherweise sehr wenig Müll.

Karlheinz meinte, dass von der Abkürzung über die Serpentinen zum Gipfel abzuraten sei, da Motorradfahrer mit ihren Enduros diese immer mehr zerstören würden. So gingen die Wanderer den klassischen Weg über die kleine Burgau. Danach folgte der erste Zwischenstopp auf den Ritterfelsen, um dort eine kleine Rast für Fotos und den Panoramablick zu machen. Der Wind nahm dort bereits zu und es zeichnete sich Nieselregen ab. So wurde dann die Gipfelwanderung über den Kamm ein feuchtes Unterfangen. Der Gipfel war nebelverhangen und es regnete kontinuierlich, aber alle hatten es geschafft, selbst der bald 76-Jährige Werner Ziegler kämpfte sich mit neuem Kniegelenk durch, auch wenn ihm manch rumänische Flüche entwichen.

Die Aussicht auf dem Gipfel war leider bereits verdeckt von der ringsum wachsenden Vegetation. So blieb man nur kurz am aussichtslosen Gipfel mit dem bunten eisernen Gipfelschild, aus sozialistischen Zeiten. Die Gruppe machte Rast in der Grotte unweit des Gipfels um mit mitgebrachten Leckereien die Mittagspause einzulegen. Man könnte meinen, dass das „Eingesackte“ wie rote Zwiebeln, Speck, Burduf, Caş kaval, Palinka, uvm. besser schmecken, wenn man vorher nass wurde und dabei nicht alleine war. Gemeinschaftlich das Essen zu teilen und zu verspeisen, während es vor der Grotte weiter regnete, sorgte auf jeden Fall für ein schönes Gruppengefühl. Der Heiterkeit tat das Wetter jedenfalls keinen Abbruch.

Und die besagten Bären, vor denen die Wanderer gewarnt wurden? Wahrscheinlich hatten die Zeidner sie durch ihr feixen, lachen und eventuellem Zwiebelgestank schon längst verjagt… Vielleicht reichte aber auch bereits der Zeidner Dialekt um sie zu verschrecken. Und was war mit der Dauerwelle? –  Wie weggefegt. Der Zeidner Berg nimmt einem alles, was nicht echt ist. Eitelkeiten wie Frisuren, Make-up und gemachte Fingernägel verschwinden auf 1294 m. Übrig bleiben nur Wanderer, die entweder froh waren eine Regenjacke eingepackt zu haben, oder solche, die Glück hatten, dass noch jemand einen Müllbeutel im Rucksack hatte, den man sich als Regencape überstülpen konnte…    

Der Abstieg ging dann doch über die besagten Serpentinen, die mittlerweile, wie von Karlheinz besagt, in Mitleidenschaft durch die Enduros gezogen wurden. Als der Abstieg flacher wurde, hörte es auch auf zu regnen. Einigermaßen getrocknet kamen die Wanderer wieder auf dem Bergelchen an, um von dort in das sogenannte „Happy Cafe“ zu gehen, das unweit des Stadtparks beim Lyceum seine Adresse hatte. Karlheinz Josef verabschiedete sich in die andere Richtung, da er noch Besuch erwartete. Im „Happy Cafe“ gab es leckere Kaffeespezialitäten sowie „Lavacake“, eine Schokoladensünde vom Feinsten, was einen herrlichen abgerundeten Abschluss in der fröhlichen Runde bildete. Alleine deswegen hatte sich der ganz Tag gelohnt. Es wurde Nachmittag, die Gruppe brach auf….

Ein abschließender Gedanke des Autors: Ganz ehrlich, –  bei Sonne hätten wir wohl diese Wanderung nicht so in prägender Erinnerung behalten, wie bei diesem miesen Wetter. So wurde die Wanderung ungewöhnlich, herausfordernd und vielleicht zu einem kleinen Abenteuer. Zusammen Abenteuer erleben macht am meisten Spaß, erst recht wenn es sich um Zeidner als Weggefährten handelt…

Gerne wieder.

Gerne wieder ohne Bären und Dauerwelle auf 1294 m.

Ralf Ziegler

 

Die Wanderer:

Egmond und Astrid Kauffmann, Theo Zeides, Doris Kloos, Reinhard Göbbel, Raimar Adams, Werner und Ralf Ziegler, Karlheinz Josef, Jürgen Zeides, Lorant Aescht