08/11/24

Der Zeidner Sommer 2024 - 6. Begegnung, 7. Arbeitscamp

Eigentlich begann das „Vorspiel“ anlässlich der 6. Zeidner Begegnung vom 7. und 8. August bereits zu Beginn des Monats, als sich Zeidner schon am ersten Augustwochenende beim Großen Sachsentreffen in Hermannstadt trafen. Einige davon engagierten sich aktiv im kulturellen Programm, viele machten dann anschließend gleich weiter im Arbeitscamp.

Aber der Reihe nach: Das zweite Große Sachsentreffen in Hermannstadt bildete einen gelungenen Rahmen, dass viele Siebenbürger diesen Sommer in ihrem Heimatland verbrachten – so auch Zeidner. Man freute sich im Vorfeld über Begegnungen mit Menschen, die man zum Teil Jahrzehnte nicht gesehen hatte. Einige brachten ihre Trachten mit und beteiligten sich am Trachtenumzug.

Der Dirigent der Zeidner Blaskapelle Reinhard Göbbel stellte in monatelanger Arbeit eine Projektkapelle aus Burzenländer Musikanten zusammen, die mit ihrem Auftritt in Hermannstadt eine gelungene Premiere feierten. Mit dabei auch acht Zeidner Musikanten, und moderiert wurde der Auftritt auf der großen Bühne am Großen Ring von Netti Königes. Und natürlich erfreut es den Zeidner Besucher, wenn in den Eröffnungsreden neben dem Staatspräsidenten Klaus Johannis, Rainer Lehni als Präsident der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen das Publikum im Zeidner Dialekt begrüßt. Soviel Lokalpatriotismus darf dann sein.

Am Montag, dem 5. August,  nach der Hermannstadt-Veranstaltung, ging es in Zeiden gleich weiter mit dem 7. Arbeitscamp.  Udo Buhn initiierte vor Jahren dieses Projekt, in dem sich Zeidner von überall zu einer gemeinsamen ehrenamtlichen Aktivität treffen und zwei Tage lang rund um Kirchenburg und Friedhof leichte Arbeiten erledigen - dieses Jahr Kirche und Kirchhof putzen und im Friedhof Unkraut beseitigen.

Es geht also keineswegs darum, wie Lästermäuler oft behaupten, dass die aus dem Westen für ein paar wenige Tage in ihrem Heimatort einfallen, um denen vor Ort zu zeigen, wie es richtig gemacht wird. Vielmehr steht der Austausch im Vordergrund, gemeinsam Zeit zu verbringen und sich bewußt zu machen, wie wichtig es ist, diese Gemeinschaft zu erhalten.

Die gute Nachricht: Mit fast 50 Teilnehmern wurde ein neuer Rekord aufgestellt, wobei nicht alle an beiden Tagen mitmachten – aber darum ging es ja auch nicht. Zumindest aus Gesprächen konnte man heraushören, dass man sich über diese Art von Zusammenkunft freute, denn immer wieder gab es Momente, in denen Zeit für einen Plausch bestand, sich besser kennenzulernen und sich über die Lage vor Ort zu informieren. Zum Beispiel während der Brotzeit mit Vinete-Aufstrich, Käse, Tomaten oder beim Mittagessen im Pfarrgarten, als die Frauen des Nähkreises lokale Spezialitäten zubereiteten.

Die eher durchwachsene Beobachtung: Gerne hätte man sich mehr Teilnehmern direkt aus Zeiden, vor allem Jüngere gewünscht, wie das schon in der Vergangenheit der Fall war. Wie überall auf der Welt, ist es auch hier so: Wenn der/die Mitreißer, die Motivatoren, fehlen, kann es holprig werden.

Mittwoch, den 7. August, eröffnete Pfarrer Danielis Mare bei schönstem Wetter vor rund 150 Gästen (insgesamt schätzte man die Teilnehmerzahl an beiden Tagen auf knapp über 250) die 6. Zeidner Begegnung im Kirchhof. In seiner Ansprache betonte er, dass es um eine Zeidner Begegnung geht, nicht um eine sächsische, um damit das Verbindende von Deutschen, Rumänen sowie Ungarn zu betonen – dass es also um alle Bürger der Stadt geht, unabhängig ihrer Herkunft und des Glaubens.

Auch in seiner Predigt anlässlich des Festgottesdienstes am Tag darauf ging Pfarrer Mare auf die Gemeinschaft aller Christen ein, die alle einen Platz in der Kirche haben. Und er freute sich, dass diese gemeinsame Veranstaltung von Kirchengemeinde und Zeidner Nachbarschaft in Deutschland als Begegnung und nicht als Treffen gilt, denn für ihn ist Begegnung mehr als Treffen, es ist „Austausch, Erinnerungen, Erzählungen, sich freuen, sich auseinandersetzen“.

In seinem Grußwort am Mittwoch nannte Nachbarvater Rainer Lehni vor allem zwei Gründe für diese Veranstaltung: zum einen das Jubiläum für 150 Jahre seit der Entstehung des Schulfestes mit seinem „Wunderkreis“ zu feiern, der zumindest in Rumänien einzigartig sein soll, und die Fertigstellung der Renovierungsarbeiten an der Kirche und dem Turm.

In weiteren kurzen Ansprachen betonten der Vertreter der Stadt, Stefan Ciolan, der orthodoxe Pfarrer Gheorghe Cioaca und der Vorsitzende der Regionalgruppe Burzenland, Manfred Binder, wie wichtig es sei, Traditionen zu bewahren, aber auch gleichzeitig offen für Neues zu sein, und sich für seine Heimat zu engagieren. Umrahmt wurde die Eröffnungsfeier von der Jugendblaskapelle, die sich aus Kindern und Jugendlichen verschiedener Burzenländer Gemeinden zusammensetzt, und schon auf beachtlichem Niveau spielt. Ihr Platzkonzert wurde mit viel Applaus honoriert.

Beides, also Schulfestjubiläum und Kirchenrenovierung, waren dann auch Themen zweier Vorträge am Nachmittag im Kulturhaus. Mihai Catargiu, Mitglied des Presbyteriums, zeigte anhand von einigen Daten und Fakten auf, vor welchen großen Herausforderungen und welch großer finanzieller Kraftakt nötig war, damit die Kirche im neuen Glanz erstrahlt. Udo Buhn dokumentierte anhand zahlreicher  Bilder die bewegte Geschichte des Schulfestes, das nun in einer großen Veranstaltung „Zilele Codlei“ aufgegangen ist. Moderiert wurde dieser kulturelle Nachmittag von Christine Vladarean und Mihai Catargiu. Weitere Programmpunkte waren die temperamentvollen Tänze der rumänischen Tanzgruppe des Magura-Ensembles, aber auch die von Christine Vladarean gut einstudierten Tänze der beiden sächsischen Kinder- beziehungsweise Jungendtanzgruppe. Den kulturellen Abschluss bildete dann noch ein Orgelkonzert von Klaus Dieter Untch in der evangelischen Kirche, der eigene Kompositionen aufführte, aber auch Bach-Stücke zu Gehör brachte.

Ein besonderer Moment der Begegnung bildet auch immer der Gang zum Friedhof mit einer Andacht, um der Vorfahren zu gedenken, und auch dem Besuch der Familiengräber. In ihrer Ansprache knüpfte Netti Königes an das Motto des Großen Sachsentreffen in Hermannstadt an, das ein paar Tage davor in Hermannstadt stattfand: Heimat ohne Grenzen. „Während für die Vorfahren Geschlossenheit entscheidend war, um zu überleben, so ist heute Offenheit gefragt“, sagte sie.

Und wenn schon das Schulfest 150 Jahre Jubiläum feiert, durfte der Gang durch den Wunderkreis nicht fehlen. Donnerstagnachmittag versammelten sich alle Teilnehmer im Schulfest, um eben durch diese „magische Schnecke“ zu den Klängen der Martin-Thies-Kapelle zu marschieren. Über drei Stunden boten die Projekt-Musikanten unter der Leitung von Reinhard Göbbel beste Blasmusik-Unterhaltung.

Apropos Unterhaltung: Natürlich kam der unterhaltsame Teil nicht zu kurz. Am ersten Abend spielte die Musikband „Partystürmer“ mit dem Zeidner Wolfgang Ehrlich zum Tanz auf, am darauffolgenden Abend legte DJ Adi (Königes) auf und sorgte für einen begeisternden Abschluss dieser 6. Begegnung. Bis fast zwei Uhr wurde ausgelassen getanzt – von deutschen Schlagern bis zu Hard-Rock-Stücken war alles dabei, was Jung und Alt vereint auf die Tanzfläche lockte. 

Nach dem offiziellen Teil mit vier Tagen Programm mit Arbeitscamp und Feierlichkeiten fand am Freitag noch eine Wanderung auf den Zeidner Berg über den Ritterfelsen unter der Leitung von Karl-Heinz-Josef statt.  Es sei anstrengend gewesen, erzählten die Bergfreunde anschließend, man freute sich indes über die gute Markierung der Wege, was vor einigen Jahren noch nicht der Fall war.

Am Samstag organisierte Altnachbarvater Udo Buhn einen Spaziergang rund um Zeiden, in dem er auf einige Sehenswürdigkeiten, Besonderheiten und Schönheiten Zeidens hinwies. Der Spaziergang führte von der Marktgasse über die Danzka zum Schulfest, weiter über das Bergelchen. Bei der Gaiskuppe (Goáeßkåepchán) freuten sich alle auf eine kräftige Brotzeit, die Horst Schuller mit Familie Kauntz vorbereiteten und mit dem Kirchenbus zum Pausenort brachten.

Beim anschließenden Besuch der orthodoxen Kirche erzählte Pfarrer in Rente Gheorghe Cioca die Geschichte seiner Kirche, denn viele Gäste hatten diese noch nicht betreten. Der Weg führte zurück über die Weihergasse und Langgasse ins Museum der Traditionen, also dem Ausgangspunkt des Ausfluges, wo es weitere Infos rund um die Geschichte Zeidens gab. Abgerundet wurde der Tag durch ein Jazzkonzert einer irischen und Bukarester Band im Kirchhof.

Und der endgültige Abschluss fand dann im Hof bei Karl-Heinz (Charly) Josef statt mit einem „kef“ wie in früheren Zeiten mit Musik von DJ Lorant und diesmal auch mit viel Mitgesinge – Küster Horst Schuller hatte das Akkordeon dabei und sorgte zusätzlich für gute Stimmung.

Zu danken gilt es allen, die vor allem im Hintergrund für einen geräuschlosen und gut funktionierenden Ablauf sorgten. Der eine oder andere dürfte sicherlich bald wiederkommen und nicht Jahre verstreichen lassen, um diese gelungene Mischung aus Arbeit, Austausch und Unterhaltung zu genießen.

Hans Königes