Dieses Motto stand über der Kunstausstellung im Kunstgewölbe des Spitalhofs in Dinkelsbühl. Der wunderbare Raum bot Platz für die Werke von vier Zeidner Kunstschaffenden, die ihre Gemälde, Aquarellen, Zeichnungen und Skulpturen dem interessierten Zeidner Publikum präsentierten.

Es ist schon erstaunlich, wie es gelingt, allein aus Zeiden, immer wieder neue Talente zu finden, die Kunstwerke schaffen, die nicht nur aus Lokalpatriotismus, sondern aus echter Wertschätzung ihre Bewunderer finden – auch über Zeiden hinaus. Sie alle haben bereits mehrer Ausstellungen bestritten, manche sogar schon Auszeichnungen erhalten.

Heuer hatten wir mit Ute Mieskes und Theo Kloos zwei Wiederholungstäter. Sie waren schon beim vorigen Zeidner Treffen dabei und hatten dort schon viele Fans gewonnen. Eine Holzskulptur von Theo steht bereits in unserem Wohnzimmer. Beide Künstler haben sich wieder einige Gedanken zum Thema der Ausstellung gemacht.

Ute hat viele ihrer Bilder mit Texten versehen, die zum Nachdenken und zum Schmunzeln anregen. Der Humor ist ihr ganz wichtig. „Ich male mir die Welt, wie sie mir gefällt“ – frei nach Pippi Langstrumpf beschreibt sie ihre künstlerische Haltung: Farbe als Lebensgefühl, Malerei als Ausdruck von Freiheit – und Kunst als Einladung zum Lächeln. Mit einem feinen Gespür für Farbe, Form und Leichtigkeit schafft Ute Werke, die nicht nur schön anzuschauen sind, sondern auch die Stimmung heben.

Das Talent wurde der Künstlerin in die Wiege gelegt, war doch ihr Vater Hans Mieskes ein passionierter Maler. Pinsel und Farben lagen immer bereit, so dass Ute spielend zu malen begann. Heute ist sie freischaffende Künstlerin.

Theo Kloos hatte auch schon 2022 beim Treffen mit seinen Holzskulpturen begeistert. Sein bevorzugtes Material ist Totholz, insbesondere Eiche. Nach eigener Aussage gibt es kein schöneres heimisches Holz, das so widerstandsfähig, so krumm, so zerklüftet, voller Lebenslinien und Narben ist. Diesmal hatte er allerdings auch eine besondere Arbeit aus einem  gefällten Kastanienbaum dabei, die mit ihrer Struktur beeindruckte.

In monatelanger akribischer Geduldsarbeit hat er das Innere des Stammes ausgehölt und den „Mantel“ geschliffen, bis eine sanfte, glatte Innenfläche entstand, die jedoch noch die natürlichen Unebenheiten aufwies. Er hat dieses „Fühlwerk“  – Berühren erwünscht – passend „Schutzmantel“, genannt. Bei mir entstand die Assoziation, dass auch Freiheit Schutz braucht.

Theo nennt sich selbst einen Kunstarbeiter, dessen Skulpturen viel Arbeit, aber ebenso viel Spaß machen. Er „kunstarbeitet“ seit 15 Jahren in einer Künstlergruppe in der Bildhauerwerkstatt in Fürstenfeldbruck. Seine Lichtwerke sind besonders gefragt. Das sind Skulpturen, die er mit indirekten LED Lichtquellen ins richtige Licht rückt.

Nun zu den „Neuen“, die allerdings auch schon viele Jahre Kunst schaffen.

Doris Göbbel zeigte Bilder aus ihrem breiten Spektrum von Zeichnungen und Aquarellen bis zu kraftvollen Arbeiten in Öl oder Acryl. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Blüte. Doris verehrt ihre Oma Erna sehr, die ihr den ersten Stift in die Hand gedrückt und ihre zeichnerische Begabung gefördert hat. Zeichnen und Malen sind bis heute ihre große Leidenschaft und ein guter Ausgleich zum Beruf als Kartographin.

Obwohl die Kartographie von der Präzision in Landkarten und digitalen Landschaften lebt, fühlt sie sich in ihrem Beruf sehr wohl und unterrichtet auch an Berufsschulen. Die beiden Facetten des Zeichnens und Malens, die Kartographie einerseits und das freie Malen andererseits sind zwar gegensätzlich, ergänzen sich aber für Doris vortrefflich. Ihre Bilder fanden reges Interesse und waren eine schöne Bereicherung.

Nicht minder bereichernd waren die Skulpturen und Fotografien von Hans Aescht. Er selbst nennt seine Werke „Archiskulpturen“, eine Verbindung von Skulptur und Architektur, denn Hans ist beides: Architekt und Bildhauer. Er ist bereits mit 14 Jahren ausgewandert, hat in Berlin Architektur studiert und bei namhaften Architekturbüros gearbeitet, etwa Coop Himmelb(l)au.

Sein Kunststudium absolvierte er an der Kunstakademie “Kunstgut“ in Berlin, wo er seine künstlerische Praxis vertiefte. Seit 2016 führt er das Atelier Aescht und realisiert Projekte an der Schnittstelle von Architektur und Kunst, darunter Arbeiten im öffentlichen Raum in Europa und den USA.

Für die Ausstellung hat er vier spannende Skulpturen mitgebracht, die durch eine ausgefeilte Technik hergestellt werden. Dabei entstehen aus einfachen geometrischen Körpern durch Schnitte und das Herauslösen von Volumina offene, filigrane Flechtwerke.

Auch die Fotografien waren nicht einfach Fotos, sondern Nachbearbeitungen von Satellitenaufnahmen unserer Erde, darunter des abgeholzten Regenwaldes, die stark vergrößert und technisch bearbeitet, einen überraschenden Eindruck vermittelten, als wären Textilien – etwa Teppiche oder Stoffe, verarbeitet worden.

Es war eine Ausstellung, die sich sehen lassen konnte. Sie war jedoch nicht nur ein Raum, um Kunst zu bestaunen, sondern auch um ins Gespräch zu kommen. Das nützten viel Besucher, zur Zufriedenheit der Aussteller.

Herzlichen Dank an euch alle, die ihr mitgemacht habt und an euch alle, die ihr die Ausstellung besucht habt. In drei Jahren wird es wieder eine Ausstellung geben. Mal sehen, was es dann zu bestaunen gibt.

Annette Königes