Über 50 Jahre habe ich sie nicht mehr gesehen, meine Freunde, meine Schulkameradinnen und Schulkameraden! Wir waren Kinder….selber schuld? Wer weiß? Doch ich war jetzt entschlossen. Die Vorfreude und Zweifel, die ganzen Wochen vorher, sie wuchsen und wechselten von Tag zu Tag. Angst vor der eigenen Courage? Werde ich sie wiedererkennen ? Und sie mich?  Ein Wechselbad der Gefühle.

Schon viele Tage vorher wurden längst verdrängte Erinnerungen aus längst vergangenen Kindertagen wach: die schönen Ausflüge zum Bergelchen, auch ohne Eltern, mutig mit meinen Freunden, oder die schönen Erfolge beim Pilzesuchen auf der Steilau. Die wunderbar freien Fahrrad-Touren mit meinem Vater, hinten auf dem Gepäckträger, zum traumhaften Waldbad, oder in die freie Natur.

Die schönen Wanderungen auf den Zeidner Berg, und, und, und. Frei sein !! Auch liebliche Erinnerungen an manche Schulfreundinnen….Ach ja: auch das Ständchen auf der Nachbarsmauer im Garten, das mein Freund und ich “unserem” Nachbarsmädel Erika sangen, “schön wie das Himmelszelt…” Oder so.

Das alles steigerte meine Vorfreude, aber auch meine große Anspannung. Kaum auszuhalten. Ich reiste schon am Vortag an, um erstmal anzukommen, im wunderschönen Dinkelsbühl. Stadtbesichtigung, einfühlen, loslassen. Übernachtung im Hotel gleich neben der Schranne. Und dann ging es auch gleich los: am Freitagvormittag, ordentlicher Zwirn, ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und betrat den Vorplatz, wie in Trance.

Und dann sah ich sie !  Zuerst Udo, unseren Nachbarvater “in Rente”, dann Victor (Canda), meinen Großcousin –  seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Und dann die Erste:Ich konnte nur fragen: “Christa ?” Wir nahmen uns in den Arm, irgendwie das einzige, zu dem ich gerade noch in der Lage war.

Ich versuchte die Schranne zu betreten. Schon im Eingang sah ich endlich Hans (Königes), mit dem mich die letzten Monate virtuell so viel verband, beim Verfassen meiner beiden Artikel für den ZG. Danke Hans !

So ging das weiter, Schlag auf Schlag. Im Saal dann der coole Lorant, und dann kam auch Gert, einer meiner besten Freunde aus Kindertagen. In Worten kaum zu beschreiben! Nicht zu fassen, es war real ! Als am Nachmittag die Zeidner Blasmusik spielte und wir alle aufstanden und singen sollten: Ja, ich wollte, es versagte mir die Stimme, von Tränen erstickt.

Später, die schönen Trachtentänze, die Blasmusik, das Tanzgetümmel, es kamen so viele Erinnerungen hoch. Viele im Saal sprachen mich an wegen den beiden Artikeln im Zeidner Gruß über unsere Familiengeschichte. Ich war sehr überrascht über den positiven Zuspruch. Ich fühlte mich endlich wieder zuhause!  Endlich! Endlich!

Einer der vielen Höhepunkte war am Abend –  Lorants perfekte Disko im Schrannenkeller. Wir tanzten alle befreit, frei, mit allen Sinnen, bis in die tiefe Nacht ! Es war für mich die totale Befreiung.

Dann Samstag, erst die offiziellen Vereinsverpflichtungen, und Gespräche mit vielen im Saal. Um 15 Uhr stand draußen vor der Schranne der Gang durch den Wunderkreis an. Wir standen schon vorher bereit.

Dann sah ich draußen auch sie: meine “verschollene” Schulfreundin Beate. 50 Jahre ! Endlich! Fata Morgana? Wir sahen uns nur an, ohne Worte, wir konnten uns nur noch in den Arm nehmen, von paar Tränen begleitet. Unbeschreiblich. Auch sie war zum ersten Mal dabei bei so einem Treffen und fühlte wohl ähnlich wie ich.

Der Wunderkreis ging los. Ich packte meinen Freund Gert, wir stürzten uns in das Kreis-Getümmel unter Begleitung der Zeidner Blasmusik –  wieder wie ein wahrgewordener Traum. Und der Traum ging weiter: abends zum Tanz, “Partystürmer” spielte auf, wir tanzten alle voller Freude und Begeisterung, sicher jeder mit seiner Lieblingstänzerin…., bis zum Abwinken.

Der Sonntag brachte dann die eigentliche Goldene Konfirmationsfeier: Kirchgang, Gruppenfoto usw. Herzlichen Dank an Herrn Pfarrer Schneider !

Was ist Konfirmation ? Ich definiere unser Beisammensein so: Mit 15 war es der Schritt zum ernsthaften Erwachsen werden. 50 Jahre später ist es der Schritt zur Weisheit. Auch wenn uns allen das Leben so manch schwere Wunde zugefügt hat: Wir gehen aufrecht, mit klarem Blick nach vorne! Bitte!

Mit weiser Zurückhaltung, aber mit Mitgefühl für die geschundenen Seelen dieser Erde. Wenn nicht wir, wer dann ? So ein schönes Fest und Beisammensein, über drei Tage  habe ich seit langem nicht mehr erlebt, wenn überhaupt. Dieses hier war einzigartig ! Für mich.

Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.

Schließen möchte ich mit folgendem Zitat vom genialen Charlie Chaplin:

„Lebe so, wie Du es für richtig hältst und gehe, wohin dein Herz dich führt.

Das Leben ist ein Theaterstück ohne vorherige Theaterprobe.

Darum: singe, lache, tanze und liebe ! Ja, liebe !

Und lebe jeden einzelnen Augenblick deines Lebens,

bevor der Vorhang fällt und das Theaterstück

ohne Applaus zu Ende geht.“

Rony Vaida