06/05/15
22. Zeidner Treffen in Dinkelsbühl – erste Eindrücke
„Meistens ist es noch so lange hin bis zum nächsten Treffen – und dann ist es plötzlich da. Sind schon wieder drei Jahre vergangen?“, fragte Moderatorin Annette Königes, als sie das mittlerweile 22. große Treffen der in Deutschland lebenden Zeidner eröffnete. Nach drei Treffen im Osten der Republik, in Friedrichroda, kehren die Zeidner wieder zurück in den Westen, in die „heimliche Hauptstadt der Siebenbürger Sachsen“, wie es der Dinkelsbühler Stadtrat August Forkel in seinem Grußwort am Freitagvormittag im Großen Schrannensaal in der großen Kreisstadt formulierte.
Seit 65 Jahren findet nämlich der Heimattag der Siebenbürger Sachsen bekanntlich hier statt. Auch der Vorsitzende der Kreisgruppe Dinkelsbühl Feuchtwangen, Georg Schuster, hob auf die guten Beziehungen der Stadt mit den Siebenbürger Sachsen ab und lobte deren gelungene Integration. Grußworte sprachen noch die Vertreter der Zeidner Gemeinschaft, die am Vortag aus dem Burzenland anreisten: Kurator Peter Foof, der Organist Klaus Dieter Untch als Vertreter des deutschen Forums und Pfarrer Andreas Hartig. Er besuchte vor zwei Wochen an Pfingsten zum ersten Mal den Heimattag der Siebenbürger Sachsen und war schwer beeindruckt, wie er erzählte, von diesem starken Bekenntnis zur sächsischen Gemeinschaft.
Ebenfalls aus Zeiden war auch Bürgermeister Cátálin Muntean angereist, der in seiner kurzen in Deutsch und Rumänisch gehaltenen Rede auf einige aktuellen Projekte hinwies und dazu eine Menge aktueller Bilder von unserer Heimatstadt mitgebracht hatte. Es tut sich auf jeden Fall etwas in der Stadt. Der Bürgermeister rief die Zeidner hierzulande auf, sich am geplanten „Museum der Traditionen“ im alten Rathaus aktiv einzubringen und dem Museum Gegenstände zur Verfügung zu stellen. Die Eröffnung des Treffens nahm traditionell der Nachbarvater vor, der an das Motto des diesjährigen Heimattages „Identität lohnt sich“ anknüpfte und den Gemeinschaftssinn der Sachsen lobte, zugleich aber darauf hinwies, dass das Lied „Wir wollen bleiben, was wir sind“ nach wie vor seine Gültigkeit besitze, es aber an die aktuellen Entwicklungen anzupassen ist. Den musikalischen Teil dieser Eröffnungsfeier übernahmen ein Sextett der Blaskapelle mit Heiner Aescht, Otti Neudörfer, Reinhard Göbbel, Werner Schullerus, Peter Roth und dessen Schwiegersohn Tobias sowie das Zeidner Gesangstrio mit Effi Kaufmes, Ditte Meyer und Annette Königes.
Im Anschluss ging es dann in den Spitalhof, ins Kunstgewölbe, wo die Eröffnung der Ausstellung stattfand. Renate Kaiser fand in ihrer Rede, in der sie die ausstellenden Zeidner Künstler und ihre Werke vorstellte, die richtigen Worte zu Werk und Person. Horst Josef hatte abstrakte Malerei mitgebracht, Ines Buhn die Porträts der Spieler der deutschen Nationalmannschaft, Melanie Lang ist Schmuckdesignerin und hatte einige aktuelle Arbeiten dabei. Schließlich befassten sich einige Stellwände mit der 175jährigen Geschichte der Zeidner Blaskapelle, die die erste ihrer Art in Burzenland war und von Peter Roth zusammengestellt wurde.
Nachmittag stand die zeitgenössische Geschichte und der Zeidner Dialekt im Mittelpunkt des diesjährigen ortsgeschichtlichen Gesprächskreises, zu dem die Organisatoren Helmuth Mieskes und Udo Buhn einiges vorbereitet hatten. Helmuth Mieskes skizzierte die historischen Hintergründe rund um den Ceausescu-Sturz Ende 1989 und Udo Buhn berichtete anhand von Bildern und Originaldokumenten über die Hilfsaktionen der Nachbarschaft nach Zeiden aus der Zeit nach der rumänischen Wende. Udo Buhn interviewte dann Zeidner, die kurz nach dieser Wende ausreisten wie Harry Aescht, Frieda Kloos, Theo und seinen Vater Michael Zeides sowie Peter Foof, wie sie die Situation nach dem Umsturz erlebten. Helmuth Mieskes richtete schließlich einen flammenden Appell an die Besucher des sehr gut besuchten ZOG, ihre Ausreise zu dokumentieren, sowohl die vor als auch nach der Wende Zeiden verließen. Er hat dazu einen guten Fragebogen ausgearbeitet, der das Erinnern erleichtern helfen soll.
Auf die Bedeutung der Zeidner Mundart wiesen dann im zweiten Teil der Veranstaltung Hans Wenzel und Franz Buhn hin. Letzterer regte eine Tagung an und rief zur Pflege des Dialekts auf, Hans Wenzel präsentierte zum Teil schon in Vergessenheit geratene Zeidner Wörter.
Und wie immer gehörte der Freitagabend dem „Bunten Abend“. Der große Schrannensaal hatte sich mittlerweile gut gefüllt, es gab ein großes Stimmengewirr und viele Umarmungen – eben wie immer.
Annette Königes moderierte souverän, charmant, humorvoll einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Kulturabend. Die „Hauptlast“ trug die Zeidner Blaskapelle, die sich in Topform präsentierte und viel Applaus erntete. Zum Bewährten gehörte auch das Zeidner Gesangstrio, der gefühlvolle Kontrapunkt zur Blaskapelle oder auch Hans Wenzel mit zwei humorvollen Gedichten zum Dialekt – in Fortführung seines Nachmittagsvortrags. Aus Zeiden angereist zeigte die Tanzgruppe, dass sich sächsische Tänze auch temperamentvoll vortragen lassen und forderte zum Abschluss das Publikum zum Schicksalswalzer auf. Neu und bereichernd war der „Zunftreigen“, eine Dinkelsbühler Musik- und Tanzgruppe, die eine Mischung aus schwedisch-schottisch-deutschen Tänzen inklusive musikalischer Begleitung aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zum Besten gab.
Den krönenden, feierlichen Abschluss bildete das gemeinsame Singen des Liedes „So ein Tag, so wunderschön wie heute“. Und alle, die mitgemacht hatten, wurden auf die Bühne gebeten. Danach spielten die Musikanten bis Mitternacht zum Tanz auf. Und diejenigen, die noch nicht genug hatten, durften sich im Kellergewölbe der Schranne bis zwei Uhr in der Früh weiter austoben. Lorant Aescht hatte alles vorbereitet und für die zweite Tanz-Halbzeit aufgerufen.
Der vollständigkeitshalber sei erwähnt, dass das Treffen natürlich wie immer schon am Donnerstag –Fronleichnam begann mit einem gemütlichen Beisammensein im großen Schrannensaal. Und am Samstagvormittag findet wie immer der Richttag statt, an dem der Nachbarvater Rechenschaft über die vergangene Wahlperiode ablegt und ein neuer Vorstand gewählt wird. Am Abend wird wieder getanzt, diesmal mit der „Amazonas Express“ und mit dem Gottesdienst und der Goldenen Konfirmation endet am Sonntag dieses Treffen.
Hans Königes
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