21. Zeidner Treffen: Nachbarschaft wählt neuen Nachbarvater
Zwei neue Ideen, die erfolgreich umgesetzt wurden, ein neuer Nachbarvater und knapp über 500 Teilnehmer sind die Bilanz eines gelungenen 21. Zeidner Nachbarschaftstreffens, dass am Fronleichnam-Wochenende im thüringischen Friedrichroda stattfand.
Die Zeidner Nachbarschaft hat auf dem 21. Treffen an ihrer Spitze einen neuen Nachbarvater gewählt. Nachbarvater Udo Buhn hatte bereits auf dem vor drei Jahren ebenfalls in Friedrichroda stattgefundenen Treffen der Zeidner verkündet, dass er sich 2012 nicht zur Wiederwahl stellt. Und so wählten die Zeidner auf ihrem „Richttag“ (wie in Zeiden die Wahlveranstaltung genannt wird) den rund 20 Jahre jüngeren Rainer Lehni einstimmig zu ihrem neuen Nachbarvater.
Nachdem seit 2003 die Zahl der Teilnehmer bei jedem Treffen rückgängig war, probierte man es diesmal mit zwei neuen Ideen, deren Umsetzung man als vielversprechend bezeichnen kann.
Erste Idee: Reaktivierung des Jugendchores, der in den 70er Jahren unter der Regie von Pfarrer Georg Dieter Barthmes von sich reden machte, zum Beispiel, weil der Chor in der Kirche – wahrscheinlich als erster in Siebenbürgen – mit Schlagzeug- und E-Gitarren-Begleitung auftrat. Die Erinnerung an eine – sagen wir mal – abwechslungsreiche, zum Teil feucht-fröhliche Zeit und das aktive Werben der beiden Initiatorinnen Ursula Lienerth, geb. Stolz, und Annette (Netti) Königes, bewog doch einige dieser „Jugendlichen“ nach Friedrichroda zu kommen, so dass dann auf der Bühne beim „Bunten Abend“ fast 40 und im Gottesdienst am Sonntag etwa 20 Personen mitsangen.
Zweite Idee: Klassentreffen im Rahmen des großen Treffens zu veranstalten. Vorteil: Die Organisatoren müssen sich praktisch um nichts kümmern, denn alles ist schon vorbereitet. Weiterer Vorteil, den der extra aus den USA angereiste Adrian Papanide nannte. Er trifft nicht nur die Schulfreunde, sondern auch Verwandte und Nachbarn und nimmt auch noch ein wenig von der Umgebung mit. Einzige Arbeit: die Schulfreunde müssen eingeladen werden. Die Idee mit diesen Zusammenkünften ist noch ausbaufähig, denn noch bildeten sie die Ausnahme. Aber wenn sie stattfanden, wurden sie gut angenommen. So kamen vom Jahrgang 1957 18 Personen und der ´58 Jahrgang war gar mit 21 Personen vertreten. Solche Zahlen wären bei früheren Treffen undenkbar gewesen.
Insgesamt waren die vier Tage voll gepackt mit einem umfangreichen Programm, das für alle etwas zu bieten hatte. Es gab eher Beschwerden, dass einige Veranstaltungen gleichzeitig abgehalten wurden.
Schon Donnerstagnachmittag füllte sich der Festsaal des Berghotels, während noch die letzten Vorbereitungen liefen - wie Bilder für die Kunstausstellungen aufhängen oder die Bühne schmücken. Diesmal stellten Agathe Roth, Katharina Zeides und Hermann Glätsch Bilder aus, Theo Zeides zeigte Exponate zur Geschichte des Tischlerhandwerks in Zeiden und Udo Buhn und Rüdiger Nierescher zeigten anhand von Fotos, was in den letzten Monaten in der Nachbarschaft passierte. Eine ausführliche Würdigung der Künstler nahm Renate Kaiser am Fronleichnam-Freitag nach der Eröffnungsfeier vor (den Text dazu und weitere Texte zum Treffen stellen wir in den nächsten Tagen online).
Freitagvormittag eröffnete Nachbarvater Udo Buhn das Treffen. Es folgten Grußworte des Bürgermeisters von Friedrichroda, Thomas Klöppel, von Susanne Hensel, der Vertriebs-Managerin des Hotels, in der das Treffen stattfand, von Rainer Lehni, als stellvertretendem Bundesvorsitzenden des Siebenbürgen-Verbandes, vom Vertreter des HOG-Verbandes, Karl-Heinz Brenndörfer (vorgelesen von Udo Buhn), vom Pfarrer aus Zeiden, Andreas Hartig, von Gabriele Lehmann vom Kirchenkreis Oberes Havelland, die die Kirchengemeinde unseres Heimatortes stark unterstützt, und von Klaus Dieter Untch als Vertreter des Deutschen Forums in Zeiden. Für die musikalische Umrahmung sorgte ein Bläserquartett bestehend aus Heiner Aescht, Peter Roth, Otti Neudörfer und Brunolf Kaufmann sowie das Trio und das Gitarrenkränzchen.
Am Nachmittag durfte sich Helmut Mieskes als Organisator und eigentlich Mädchen für alles des Zeidner ortsgeschichtlichen Gesprächskreises (ZOG) über fast 100 Teilnehmer freuen, die sich für historisch-kulturelle Themen interessieren und zu seinem diesjährigen, dem 16. ZOG, kamen. Hans Wenzel las aus seinem soeben erschienenen neuen Buch über Wanderungen rund um unseren Heimatort, Franz Buhn stellte das neue Buchprojekt über Musik in Zeiden vor und Udo Buhn stellte den Stand der Arbeiten über den „Handel und das Gewerbe in Zeiden“ vor.
Den Hauptvortrag hielt die vielgeschätzte Deutschlehrerin Katharina Unberath über das nobelpreisgekrönte Buch „Atemschaukel“ von Herta Müller und das Thema Deportation, unter dem eine ganze Generation zu leiden hatte. Parallel dazu organisierte Liane Schmidts eine Bustour nach Erfurt, Gudrun Klopfer sammelte ihren Jahrgang 58 zu einem gemütlichen Spielen, Singen, Film-Schauen, Unterhalten ein, und auch die Jugend traf sich zu Aktivitäten, um die sich Rüdiger Nierescher kümmerte.
Der „Bunte Abend“ zählt mittlerweile zu den Klassikern eines jeden Treffens, in dem die Blaskapelle und ihre Musik im Mittelpunkt stehen. „Was wäre so ein Treffen ohne Blasmusik?“ fragte denn Moderatorin Netti Königes, den bis auf den letzten Platz gefüllten Festsaal im Berghotel. Mit viel Charme und Humor führte sie souverän durch einen Abend, in dem die Zeit wie im Flug verging.
Premiere hatte diesmal der schon erwähnte Jugendchor, dirigiert mit viel Enthusiasmus von Effi Kaufmes, der spätestens mit seiner Zugabe „Sivenkruadan“ den ganzen Saal begeistert klatschen ließ. Ebenfalls auf viel Zuspruch stieß das Gesangstrio mit Effi Kaufmes, Diethe Meier und Netti Königes. Den literarisch-poetischen Teil übernahmen diesmal Carmen Kraus und Franz Buhn. Den Abschluss des Abends bildete das gemeinsame Singen aller Beteiligten – Publikum und Aktive - des Liedes „So ein Tag, so wunderschön wie heute“.
So gut wie selten zuvor war dann Samstag Vormittag der Richttag besucht. Es wurde gemunkelt, dass es damit zusammenhängt, dass ein neuer Nachbarvater gewählt werde. Die Wahl lief reibungslos über die Bühne. Zuvor aber zog Noch-Nachbarvater Udo Buhn die Bilanz seiner jetzigen sehr erfolgreichen Amtsperiode mit zahlreichen Aktivitäten, Veranstaltungen, Publikationen. In seiner kurzen Antrittsrede versprach der neue Nachbarvater Rainer Lehni die bisherige Linie fortzusetzen und den Nachwuchs stärker einzubinden und die Zusammenarbeit mit der Gemeinschaft in Zeiden weiter zu intensivieren.
Während mittags alle aßen, streute Rainer Lehni mit seiner Gattin Heike und Freunden Sägespäne auf der Wiese vor dem Hotel für den „Wunderkreis“ – auch eine einmalige Zeidner Tradition, an der zu Recht festgehalten wird. Zu den Klängen der Blasmusik durchschritten dann am frühen Nachmittag Kinder und Erwachsener (früher waren es nur die Schulkinder) dieses schneckenförmigen Labyrinth, an deren Ausgang alle ein Kipferl bekamen.
Danach ging es weiter zu den sportlichen Aktivitäten. Auf dem Programm standen Handball und Fußball. Dafür wird künftig stärker zu werben sein, denn es kamen grad so je zwei Mannschaften zustande, um spielen zu können. Ungewöhnliche Verstärkung erhielten die Fußballer: Der junge Zeidner Pfarrer Hartig trat gekonnt gegen den Ball. Kommentierte ein älterer Herr: Pfarrer Bell beim Fußball – undenkbar.
Abends dann ging es zum Tanz. Mit Amazonas Express und ihrem Sänger Jürgen aus Siebenbürgen (wie er sich selbst nennt) konnte Rainer Lehni die Lieblingsband vieler Siebenbürger engagieren.
Und sie wurden ihrem Ruf als gute Stimmungsmacher und Musiker wieder einmal gerecht. Die Tanzfläche war bis in die frühen Morgenstunden zum Teil komplett belegt. Besonders stimmungsvoll gestaltete die Band den Abschluss. Die Musiker spielen in der Mitte der Tanzfläche den Schicksalswalzer und am Ende stehen alle im Kreis, haken sich ein und singen „Wahre Freundschaft“. Zahlreiche Bilder von dieser "Party" kann man auf der Webseite der Band anschauen: http://www.amazonas-express.de/09.06.2012/zeiden.html.
Letzter offizieller Akt: Gottesdienst, Sonntag am späten Vormittag mit der goldenen Konfirmation. Pfarrer Andreas Hartig sprach unter anderem über das Verbindende von hier und dort, dass es nun nach der Wende und den offenen Grenzen gut zu pflegen gilt. Für die musikalische Umrahmung sorgte wieder der „Jugendchor“, der mit zwei Liedern aufwartete aus der guten alten Zeit mit Pfarrer Barthmes: „Vater unser“ und „Zwischen Jericho und Jerusalem.“
Hans Königes
PS. Wie immer werden in den nächsten Tagen weitere Berichte zu den einzelnen Veranstaltungen, die hier zugegebenermaßen zum Teil nur kurz abgehandelt wurden, Kommentare, Eindrücke folgen. Wem noch einige Aspekte besonders wichtig sind, darf sich gerne bei mir (hkoeniges@computerwoche.de ) zu Wort melden Es sollte ein erster Eindruck hier werden, der nun doch ausführlicher geriet, und doch fehlt noch eine ganze Menge. Zum Beispiel, dass alles so geräuschlos und ohne große Hektik organisiert wurde und auch funktionierte: Rüdiger Zell sorgte für den Bücherverkauf, Franziska Neudörfer für den Mäschchenverkauf, Kuno Kraus war der Sportmanager und Altnachbarvater Udo Buhn hatte schon Wochen vorher alles genau vorbereitet und in die Wege geleitet. Pfarrer Hartig, Organist Untch und Pfarramtssekretärin Brigitte Vladarean, die aus Zeiden angereist waren, waren ebenfalls eine Bereicherung und halfen mit.