Friedrichroda (IV): Die Feier der diamantenen und goldenen Konfirmation in der Sankt Blasius Kirche
"Stellt Euch vor, der Gottesdienst ist aus, wir gehen aus der Kirche, und an der Türe drückt der Stadtpfarrer und Dechant aus Kronstadt, Christian Plajer, jedem von uns zum Abschied die Hand. Es war so bewegend, vielleicht noch bewegender wie vor 60 beziehungsweise 50 Jahren. Etliche Leute haben uns die Hand gegeben und sogar gratuliert.
Als Helmuth Mieskes im vorletzten "Zeidner Gruß" eine Feier der diamantenen Konfirmation während des Zeidner Treffens in Friedrichroda vorschlug, dauerte es nicht lange und Irene Christel meldete sich bei mir. Ich hatte den Anruf schon erwartet oder genauer gesagt erhofft. Die Schwerstarbeit für dieses Unterfangen hat Irene dann auch mit großer Hartnäckigkeit getan.
43 Jubilare zu erreichen, klingt einfach, stellte sich dann aber doch als recht schwieriges Unterfangen dar. Ihrer Ausdauer verdanken wir, dass immerhin 16 Jubilare in Friedrichroda dabei waren. Irene bat mich, einen Erinnerungsschein zu erstellen. Darauf sind die Konfirmation von 1949, die Goldene Konfirmation von 1999 und die Diamantene Konfirmation mit Bildern und textlich festgehalten. Diese Urkunden wurden den Jubilaren vom Dechanten Plajer vor dem Altar ausgehändigt.
Am Samstagnachmittag hatten wir im Hotel ein Treffen der diamantenen Konfirmanden, um den Dechanten kennenzulernen und den Ablauf des Gottesdienstes zu besprechen. Zu unserer aller Freude erschien auch Nachbarvater Udo Buhn. Und ich glaube, dass er es nicht bereut hat, dabei gewesen zu sein.
Erfreulich und überraschend war auch die Anwesenheit der sechs goldenen Jubilare bei unserer Besprechung. Leider hatte niemand die Initiative ergriffen, ein Treffen dieses Jahrgangs zu organisieren. Spontan hat Herr Dechant Plajer diese Jubilare in die Besprechung einbezogen und beim Gottesdienst gesegnet. Die Jubilare der goldenen Konfirmation werden alle nachträglich einen Erinnerungsschein an diese schöne Feier erhalten.
Unsere Organisatorin hat uns detailliert das Ergebnis ihrer Vorarbeiten vorgetragen. Namentlich führte sie uns auf, wie viele der Jubilare aus gesundheitlichen Gründen nicht nach Friedrichroda kommen konnten. Dann wurde ein Brief von Erna Thiess, geb. Stolz, aus den Vereinigten Staaten vorgelesen, hier ein Auszug aus dm Brief:
"Bis zur vierten Klasse hatten wir ja alle eine schöne Kindheit. Doch der 13. Januar 1945 war für uns alle ein unvergesslicher Tag, da vielen von uns Vater und Mutter nach Russland verschleppt wurden. Ja, so mussten auch meine Eltern beide nach Russland. Wir, fünf Geschwister, blieben bei unseren Großeltern auf dem Stolzenhof zurück. Doch meine Eltern hatten Glück und kamen beide wieder nach Hause. 1957 heiratete ich Willi Thiess in Wolkendorf, wir sind nun 52 Jahre zusammen. Wir haben eine Tochter und einen Sohn und vier Enkelkinder. Von 1968 bis 1970 sind wir auf Umwegen über Deutschland mit den Kindern nach Amerika ausgewandert, wo wir nun schon 40 Jahre leben. Amerika ist unsere zweite Heimat geworden, wo wir viele schöne und erfolgreiche Jahre erlebt haben".
Anschließend haben auf Vorschlag von Irene alle Jubilare ihren Lebenslauf geschildert. Es waren zum Teil erschütternde und bewegende Erinnerungen und dann wiederum sehr erfreuliche. Die meisten von uns haben Enkelkinder und manche sogar Urenkel, auf die alle sehr stolz sind.
Herr Dechant Plajer hat in seiner Predigt diese Schilderungen erfreulicherweise angesprochen.
Von ihm gesegnet zu werden haben wir als große Ehre empfunden und danken ihm, dass er die Strapazen der langen Reise auf sich genommen hat. Die Predigt und die aufbauenden Worte haben uns gestärkt in unserem Glauben.
Sehr angetan waren wir vom schönen Orgelspiel von Organist Klaus Dieter Untch aus Zeiden. Auch ihm danken wir für die Mühe, zu uns zu kommen. Der faszinierende Gesang von Annette Königes mit Orgelbegleitung hat uns in andere Sphären versetzt. Ihre Stimme hat uns sehr entzückt, es war ein Genuss der besonderen Art. (Alt-Arie "Er rufet seinen Schafen mit Namen" von Johan Sebastian Bach aus der Kantate Nr. 175) Alle, die den erbauenden Gottesdienst am 14. Juni 2009 besucht haben, werden sich noch lange und gerne daran erinnern.
Jetzt bin ich wieder dort angelangt, wo ich mit meinem Bericht angefangen habe. Wir, die gefeierten Jubilare danken für die Idee, die Initiative, die Organisation und allen die dabei waren."
Johannes Gross