19. Zeidner Treffen: Großartige Veranstaltung überschattet von tragischem Zwischenfall
Rund 700 Teilnehmer kamen zum 19. großen Treffen der Zeidner ( Bildergalerie) nach Friedrichroda im Thüringer Wald. Bei schönstem Wetter erlebten die Besucher ein abwechslungsreiches Fest mit vielen Höhepunkten. Leider ereignete sich am Samstag Abend ein tragischer Zwischenfall, als Erhard Plajer einem Herzinfarkt auf der Tanzfläche erlag.
Gleich vorweg: Dies ist noch kein vollständiger Bericht des Treffens, sondern erste Eindrücke, damit sich all diejenigen, die nicht teilnehmen konnten, eine Vorstellung machen, was beim 19. Treffen der Zeidner in Thüringen passierte. Alle, die dabei waren, sind herzlich eingeladen, ebenfalls ihre Eindrücke zu schildern und diese an mich zu schicken ( hkoeniges@computerwoche.de ).
Schon am Donnerstag, dem 15. Juni mittags, entstand großes Gedränge im Foyer des Berghotels - gleich am ersten Tag waren über 400 Teilnehmer angereist, soviel wie noch nie zuvor am ersten Tag eines großen Zeidner Treffens. Entsprechend voll war der Saal um vier Uhr nachmittags als es offiziell losging und Nachbarvater Udo Buhn alle willkommen hieß. Davor musste noch einiges an Vorarbeit geleistet werden – der Vorstand traf sich, um die letzten organisatorischen Details zu koordinieren und zu besprechen. Auch die Ausstellungen und den immer größer werdenden Bücherstand galt es vorzubereiten.
Es ist schon ein ungewöhnliches Gefühl, wenn man überall im Hotel – auf den Fluren, im Aufzug, im Foyer und im Speisesaal bekannte Gesichter trifft. Viele Zeidner zeigten sich begeistert von dieser Idee, dass alle Besucher des Treffens nun vier Tage doch enger als es früher der Fall war, zusammen verbringen.
Für einige begann der Freitag schon um sieben in der Früh mit Schwimmen im Becken des Hotels. Lehrerin Katharina Unberath meinte, dass der Satz "Jeder Zeidner kann schwimmen" nach wie vor seine Gültigkeit besitze. Hintergrund sei gewesen, dass früher die Erzieher mit den Kindern ins Waldbad gingen, um den Kleinen das Schwimmen beizubringen.
In der Eröffnungsveranstaltung würdigten die Ehrengäste die gute Arbeit der Zeidner Nachbarschaft. Rainer Lehni als stellvertretender Bundesvorsitzender wies auf die gute Zusammenarbeit von Landsmannschaft und Heimatortsgemeinden hin, Altnachbarvater und HOG-Regionalsprecher Volkmar Kraus pries das gute Miteinander der Burzenländer Nachbarväter, die diesen Mai gemeinsam Siebenbürgen besuchten. Michael Konnerth als Vorsitzender des HOG-Verbandes ehrte Balduin Herter, Anneliese Schmidt und Erwin Aescht für ihr langjähriges Engagement im Dienste der Gemeinschaft. Kurator Arnold Aescht übermittelte die Grüße der Zeidner Kirchengemeinde, die trotz schwieriger Verhältnisse all ihren Aufgaben nachkommen kann und mit rund 450 Mitgliedern zu den größten Kirchengemeinden in Siebenbürgen zählt. Aus Zeiden angereist war auch der Bürgermeister Alexandru Popa, der sich darüber freute, dass die Zeidner hier eine so starke Gemeinschaft bilden, es aber gleichzeitig bedauerte, dass sie das Land verlassen haben. Die Gastgeber, der stellvertretende Bürgermeister Peter Köllner und die Hoteldirektorin Jaqueline Schambach wünschten uns Zeidnern vor allem stressfreie Tage. Als ob sie ahnten, wohin Stress führen kann. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Nachbarvater Udo Buhn und zum ersten Mal moderiert von Netti Königes.
Mittags wurde dann die Ausstellung eröffnet. Renate Kaiser hatte zu allen, die dazu beigetragen hatten, ein kurzes Porträt vorbereitet. So wurde der Maler Eduard Morres gewürdigt, über dessen Leben und Schaffen ein Buch erschienen ist. Pfarrer Heinz Georg Schwarz und Anneliese Schmidt stellten ihre Bilder aus. Renate Klinger hatte einige Fotomontagen und zwei Spendensäulen vorbereitet, die die Gäste dazu animieren sollte, für die Renovierung des Kirchturms zu spenden. Helmuth Mieskes hatte erste Informationen zu Zeidner Persönlichkeiten gesammelt, die er erstmals einem breiten Publikum zeigte, und Udo Buhn hatte Bilder aus der Geschichte des Waldbades dabei, das vor zwei Jahren seinen 100sten Geburtstag feierte.
Nachmittag trafen sich die Anhänger des Zeidner ortsgeschichtlichen Gesprächskreises, der eine umfangreiche Tagesordnung abzuarbeiten hatte. So wurden unter anderem vier neue Bücher vorgestellt, ein Zeidner Wörterbuch, an dem Hans Wenzel neun Jahre arbeitete, die Geschichte der Zeidner Landwirtschaft von Erhard Kraus, Chroniken und Urkunden von Zeiden, zusammengestellt vom Kronstädter Archivar Gernot Nussbächer sowie ein Bildband über Eduard Morres. Den Höhepunkt bildete zweifellos ein Vortrag der Deutschlehrerin Katharina Unberath, die über ihre Zeit als Schülerin und dann später als Lehrerin referierte. Es waren ganz persönliche Erinnerungen an eine Zeit, in der Lehrer einem Zeit ließen, "als Mensch zu reifen", wie sie es formulierte. Zwischendurch geriet ihre Stimme ins Stocken, wenn sie von bewegenden Momenten wie etwa den Verlust ihres Bruders nach einem Fliegerangriff über Kronstadt erwähnte.
Schon zur Tradition gehört der "Bunte Abend", in dem Blasmusik und Gitarrenkränzchen ihr Können zeigen. Dieses Mal gab es ein paar Neuigkeiten, die vom Publikum mit viel Applaus bedacht wurden. So traten sechs Männer der Blaskapelle als Gesangsgruppe im Stile der berühmten Comedian Harmonis an und Effi Kaufmes, Diethe Maier sowie Netti Königes bildeten ein Gesangstrio und wollten damit die Tradition der sogenannten Königes-Mädchen aus Zeiden fortsetzen. Franz Buhn machte sich auf der Bühne Gedanken über seine freie Zeit als Rentner und Georg Aescht trug auf Sächsisch ein Gedicht von Michael Königes vor. Die Moderation des Abends hatte wieder Netti Königes übernommen. Danach rief die Kapelle zum Tanz auf.
Samstag folgte dann der Richttag mit dem Rechenschaftsbericht des Nachbarvaters, der ausführlich auf die zahlreichen Aktivitäten der Nachbarschaft einging. Über das Leben in Zeiden berichtete Organist Klaus-Dieter Untch, der darauf hinwies, dass eine kleine, aber sehr motivierte und engagierte Gemeinde einiges bewegen konnte (Vieles wurde schon im letzten Zeidner Gruß im Rechenschaftsbericht der Kirche erwähnt). Die Neuwahl des Vorstandes leitete souverän Heinz Mieskes. Nach 39 Jahren übergibt Anneliese Schmidt die Kasse an Franziska Neudörfer, Helmuth Mieskes wurde zum Schriftführer gewählt, aber ansonsten wird Udo Buhn als Nachbarvater mit seinen Stellvertretern Hanne Scheiber, Kuno Kraus und Rainer Lehni die Geschicke der Nachbarschaft die nächsten drei Jahre lenken.
Am Nachmittag folgte dann – auch das im Sinne unserer langjährigen Tradition – der Gang im Wunderkreis, begleitet von der Blaskapelle. Ebenfalls auf dem Programm standen die sportlichen Aktivitäten mit Fußball, Handball, Beach-Volleyball sowie Wasserball.
Den Abend werden viele noch in Erinnerung behalten. Die Band "Bernies Musik" aus München konnte die Zeidner von Beginn an auf die Tanzfläche locken und es entwickelte sich eine großartige und ausgelassene Stimmung. Diese wurde dann abrupt gegen zehn Uhr beendet als Erhard Plajer umfiel. Sofort eilte einer der Musiker, Christian Riech, der mit einer Zeidnerin verheiratet ist und als ehrenamtlicher Sanitäter tätig ist, sowie die Ärzte Dr. Astrid Brandsch (Ehefrau von Roland Brandsch), Dr. Ingo Kuwer, Dr. Peter Dravoj (Ehemann von Gerlinde Forisch) zu Hilfe und unternahmen unter größten Anstrengungen verzweifelte Reanimationsversuche. Es half alles nichts. Der Infarkt war so heftig, dass jede Hilfe zu spät kam. Die Tanzveranstaltung wurde sofort beendet. Große Trauer verbreitete sich im Saal, der sich langsam leerte.
Sonntag fand noch die goldene Konfirmation statt mit dem ehemaligen Zeidner Stadtpfarrer Heinz Georg Schwarz.
Ausführliche Berichte zu den jeweiligen Programmpunkten wollen wir noch nachliefern. So fehlen beispielsweise die Aktivitäten der Jugend und der Sport. Wir bitten also um Nachsicht, wenn jetzt einiges zu kurz kam.
Hans Königes