09/29/24

Unsere Reise nach Zeiden

schon lange hatte ich den Plan in die Heimat meiner Mutter Friedhild Klatt (geb. Buhn) zu reisen. Gerne hätte ich es noch zusammen mit ihr unternommen. Ich kenne so viele Namen, Orte und Geschichten aus ihren Erzählungen. Doch auch wenn sich vieles so vertraut angefühlt hat, war es gleichzeitig sehr weit weg. Siebenbürgen wurde dadurch für mich zu einem Sehnsuchtsort. Besonders nach ihrem Tod. Ich hatte immer die Hoffnung, ihr dort nochmal anders nah sein zu können. Es ist also auch eine emotionale Reise: zu meinen Wurzeln, zu mir selbst und zu meiner Mutter.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich Vertrautes wiedergefunden und viel Neues dazu gewonnen habe. Das, was so weit weg erschien, fühlt sich jetzt näher an. Durch unsere Reise hat sich die Heimat meiner Mutter mit Leben gefüllt.

Und das lag größtenteils an der netten Zeidner Gemeinschaft. Vom ersten Tag, beginnend mit dem Schulfest, wurden wir so herzlich aufgenommen, was wir alle drei wirklich besonders fanden. Wir hatten gar nicht mit so einer großen Gruppe Siebenbürger Sachsen gerechnet. So viele nette Menschen, schöne Musik und leckeres Essen.

Ich lernte ziemlich schnell Andreas Zerwes (geb. Polgar) kennen, der uns sagte, dass wir verwandt seien. Eine neue Erfahrung. Und tatsächlich nicht die letzte, wie sich in den folgenden Tagen herausstellen sollte.

Andreas ist der Cousin meiner Großcousine Brigitte Depner (Eltern: Hans und Helga Depner), die, wie wir, in Lüneburg wohnt. Und beim Festabend in der „Măgura“ saß ich dann zufälligerweise neben einer Frau, deren Schwiegermutter die beste Freundin meiner Mutter war. Eine Reise in die Vergangenheit. Sehr habe ich den Akzent genossen, den ich von meiner Familie so gut kenne.

Wir durften sogar das alte Elternhaus in der Marktgasse 238 besuchen. Die Rumänin, die dort seit 40 Jahren lebt, hat uns den gesamten Hof gezeigt. Zur Verständigung wurde kurzerhand die Nachbarin Elsa dazugeholt. So haben wir einiges erfahren können. Besonders für mich war dieser Besuch - sehr emotional. Schade, dass meine Mutter das nicht mehr erleben konnte.

Sehr viel Spaß gemacht hat uns auch die interessante Wanderung, die Udo Buhn organisiert hatte. Hier erwachte Zeiden für uns sprichwörtlich zum Leben. Man konnte sich auf einmal vorstellen, wie das Leben hier vor vielen Jahren wohl mal ausgesehen haben muss. Doch neben all den Infos und den kleinen Geschichten, die die Gruppe parat hatte, waren es vor allem die persönlichen Gespräche beim Spazieren, die uns glücklich gemacht haben. Alle waren so interessiert und umgänglich. Dort haben wir Rüdiger Zell kennengelernt. Ein weiterer entfernter Verwandter. Von ihm habe ich einen Stammbaum unserer Familie bekommen. Wie großartig!

Nach einem Jazzkonzert im Kirchhof und einer Pizza mit Matthias Reimer (auch mit ihm sind wir verwandt) ging es zum netten Beisammensein bei Charlie in die Langgasse, wo der Tag mit Musik und Gesang einen wirklich schönen Ausklang fand. Jetzt konnten wir nachfühlen, warum die Siebenbürger Sachsen aus Zeiden nach so vielen Jahren, immer noch so eng beieinander sind.

Wir sind sehr dankbar, dass wir all das miterleben durften und haben jetzt einen ganz anderen Bezug zu der Heimat meiner Mutter/ unserer Oma und freuen uns auf ein Wiedersehen in Dinkelsbühl .

Carmen Vogel mit ihren Kindern Steffen und Pia