02/22/24

Ex-Feuerwehrobmann Hermann Kassnel gestorben

Zu seinem 80. Geburtstag gratulierte ich Hermann Kassnel 2019 im Namen der Zeidner Nachbarschaft  im Zeidner Gruß. Dabei schrieb ich eine kleine Laudatio auf sein, von ehrenamtlichem Engagement geprägtes, Leben. Berechtigterweise bezeichnete ich ihn damals als wichtigen Eckpfeiler, der unserer Gemeinschaft gut tut und wies darauf hin, dass gerade Menschen wie er, für die Zukunft der Zeidner Nachbarschaft unverzichtbar sind.

Denn Menschen wie er fühlten sich zeitlebens der Gemeinschaft verpflichtet und sorgten mit ihrem Tun und Handeln und besonders mit ihrer Freude am Leben, gemäß seinem Lieblingsspruch „Ein Tag ohne Lachen, ist ein verlorener Tag“, dafür, dass Gemeinschaft ganz in seinem Sinne vorzeigbar wachsen und sich festigen konnte.  Hermann war fest davon überzeugt, dass jeder von uns durch sein Handeln die Zeidner Nachbarschaft hier in Deutschland stärken könne und richtete sein Leben zeitlebens auch danach aus.

Jetzt, vier Jahre später, ist Hermann tot. Ein schmerzlicher Verlust für die Familie, aber auch für unsere Gemeinschaft. Obwohl besonders seine Herzschwäche ihm die letzten Jahre gesundheitlich zu schaffen machte, er dadurch auch kürzertreten musste und die Familie sich über seinen Gesundheitszustand zunehmend besorgt zeigte, kam die Nachricht von seinem plötzlichen Tod für uns alle dennoch sehr überraschend.

Hermann Kassnel starb am 3. Februar 2024 im Alter von 84 Jahren zu Hause in Schwäbisch Gmünd-Bettringen. Jetzt wo er nicht mehr unter uns weilt, wollen wir die Erinnerung an ihn festhalten.

Sein Geburtstag am 25. August 1939 in Zeiden, wenige Tage vor Kriegsbeginn in Europa, stand nicht unter guten Sternen, doch er hatte Glück – denn die Kindergarten-, die anschließende Schulzeit und Berufsausbildung zum Polsterer - und vor allem der Übergang in eine neue, sozialistische Gesellschaftsordnung überstand er schadlos.

Seine nächsten Lebensstationen – der zweijährige Militärdienst in der rumänischen Armee in Buzău und der sich daran anschließende Besuch der Technischen Schule für Holzindustrie in Zeiden führten ihn 1966 direkt in die „Măgura“ in Zeiden, wo er sehr bald eine verantwortungsvolle Arbeitsstelle in der Polsterei zugewiesen bekam und später zum „șef de echipă“ (Abteilungsleiter) aufstieg.    

1968 heiratetet er Marianne, geb. Dumitrescu, und 1971 kam Sohn Udo zur Welt. Bereits 1963 trat er der Zeidner Freiwilligen Feuerwehr bei,  sieben Jahr später wurde er zum Vizeobmann und 1974 zum Obmann gewählt.  Er erkannte bereits damals, dass Gemeinschaft, das Engagement jedes Einzelnen erfordert.  Für ihn, den Fleiß und Zuverlässigkeit im Beruf auszeichneten, war diese Erkenntnis wichtig.

Obwohl er 1978 die risikobehaftete „Ausreise“ in die Bundesrepublik ohne seine Familie wagte, sorgte die Familienzusammenführung dafür, dass die Familie bereits 1980 nachkommen konnte und der gemeinsame Weg in Schwäbisch Gmünd, wo er bereits 1978 in einem Zeitungsverlag als Hausverwalter eine Anstellung gefunden hatte, ein glückliches Ende fand.

Den Verlust der Heimat, den er 1978 bewusst in Kauf genommen hatte, ersetzte ihm die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, in deren Kreisgruppe Schwäbisch Gmünd er sich von 1979 an einige Jahre ehrenamtlich engagierte. Die Zugehörigkeit zur Zeidner Nachbarschaft war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Die Eltern und seine beiden Brüder Hans und Helmut in unmittelbarer Nähe zu haben, sorgten zudem dafür, dass das familiäre Umfeld für die Familie stimmte und er sich in seiner neuen Heimat wohl fühlte. Sichtbarer Ausdruck dieses Wohlbefindens war unter anderem auch sein Eintritt in den Schwäbisch Gmünder Altersgenossenverein, in dem er die Mentalität seiner schwäbischen Altersgenossen besser kennen und auch schätzen lernen durfte.

Denkt man zurück an Hermann Kassnel fallen sicher die Erfolge der Zeidner Feuerwehrmannschaft auf Kreis- und Landesebene in Rumänien in den 1970er-Jahre ein. Damit knüpfte er mit seiner Mannschaft nahtlos an die Erfolge seiner Obmann-Vorgänger Hans Königes und Günther Bergel an. Zudem stellte er als langjähriger Herausgeber der Faschingszeitung „Die Spritze“ seinen eigenen deutsch-sächsischen Humor unter Beweis. Eine Charaktereigenschaft, die viele seiner Freunde zu schätzen wussten. 

Seine innige Verbundenheit mit der Feuerwehr stellte Hermann jedoch auch nach seiner Ausreise aus Rumänien unter Beweis. Als umtriebiger Organisator von Feuerwehrtreffen sorgte er nach 2001 in regelmäßigen Abständen bei Zeidner Nachbarschaftstreffen dafür, dass seine ehemaligen Kameraden zusammenkamen, um die alten Feuerwehrzeiten in Zeiden wach werden zu lassen.

Und um diese Erinnerungen abzurunden und festzuhalten und der Gemeinschaft damit einen besonderen Dienst zu erweisen, widmete er sich gemeinsam mit Harald Filp und Gerhard Schullerus in mühevoller Arbeit den Protokollen der Zeidner Feuerwehr von 1891 bis 1990 und gab diese „gesammelten Werke“ 2001 in der Schriftenreihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“, im Namen der Zeidner Nachbarschaft, heraus.  Es ist sein Hauptverdienst, diese Vereinssparte unserer Heimatgeschichte würdig für die Nachwelt abgedeckt zu wissen.

Für seine Verdienste um die Feuerwehr ehrte ihn die Zeidner Nachbarschaft 2003 mit der Ehrenurkunde der Nachbarschaft. Eine weitere Ehrenurkunde wurde ihm – völlig unerwartet - 2011 in Zeiden von der ungarischen Feuerwehr-Nachfolgeformation „Feketehalom Önkentes Tüzoltok“ überreicht. Besonders diese Ehrung, die er am Rande der damaligen Zeidner Begegnung erfuhr, erfüllte ihn mit Stolz.

Und weil ihm die sächsische Gemeinschaft besonders am Herzen lag, organisierte er in Schwäbisch Gmünd-Herlikofen und in Schechingen jahrelang den „Zeidner Fasching“ - eine Regionalveranstaltung - mit der er besonders den Zeidnern und Weidenbächern aus der Umgebung über viele Jahre viel Freude bereitete.

Viele Jahre stand Hermann stets in unserer Mitte. Ob Măgura-Treffen, Göppinger Regionaltreff, Jahrgangstreffen, Nachbarschaftstreffen, ZOG oder Heimattag in Dinkelsbühl – Hermann war stets präsent. Und wenn er, wie 2023 beim Jubiläumstreffen der Nachbarschaft in Gundelsheim, fehlte, fiel das auf.  Und das allein sagt schon einiges aus über seinen Stellenwert.

Hermann Kassnel wird unserer Gemeinschaft sicher fehlen. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Marianne und seinem Sohn Udo mit Familie. Wir, die mit ihnen mittrauern, werden Hermann ein ehrendes Andenken bewahren.

Für die Zeidner Nachbarschaft

Helmuth Mieskes