04/11/21
Die Fertigstellung des internationalen Flughafens in Kronstadt macht Fortschritte
Selten zuvor wurde in den vergangenen Jahren über ein großes und wichtiges Investitionsprojekt im Burzenland so viel gesprochen und dessen Realisierung gerätselt, wie über den Flughafen Kronstadt-Weidenbach. Die Region Kronstadt gehört seit der Wende im Jahr 1989/1990 zu den wirtschaftlich wichtigsten Wachstumsregionen in Rumänien.
Obwohl die Verkehrsanbindung selbst nach der Jahrtausendwende schlecht und zugleich problematisch war (und nach wie vor ist), haben sich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte zahlreiche deutsche und österreichische Unternehmen dort angesiedelt, aber deren Verantwortliche immer wieder auf das Fehlen eines internationalen Flughafens hingewiesen. Erschwerend kam für die ganze Region um Kronstadt hinzu, dass sich die unbefriedigende Verkehrsanbindung vor allem auch für den Tourismus als hemmend und nicht zeitgemäß erwiesen hat.
Von den rund zwölf Millionen Touristen, die Rumänien zeitweise besuchten, kamen immerhin 1,3 Millionen auch in die Region Kronstadt. Derzeit ist Kronstadt lediglich per Bahn oder auf der Straße mit einer zwei-bis dreistündigen Fahrt (je nach Verkehrsaufkommen) von Bukarest (Flughafen Otopeni) oder Hermannstadt (Sibiu International Airport) zu erreichen.
Das sind für Geschäftsleute und Gäste aus dem Ausland keine optimalen Bedingungen. Dessen waren sich auch viele rumänische Politiker, vor allem Kommunalpolitiker bewusst, die bereits 2005 zur Verbesserung der Infrastruktur im Bereich der Verwaltungskreise (judete) um Kronstadt herum und vor allem zur Entwicklung der Kronstädter Metropolregion, den Bau eines internationalen Flughafens forderten.
Dabei wurde immer wieder auf die dringende und sehr notwendige Stärkung der Wirtschaftskraft in der Region hingewiesen. Bei der Begründung ihrer Forderung wurde zudem verstärkt auf andere rumänische Wirtschaftsstandorte (u.a. Klausenburg, Temeswar und Hermannstadt) verwiesen. Nicht unerwähnt blieb der Hinweis, dass ein neuer Flughafen nicht nur Vorteile für eine wirtschaftliche und touristische Entwicklung der Region bietet, sondern dass damit auch die Schaffung von neuen und interessanten Arbeitsplätzen verbunden ist.
Die Forderungen der Kommunalpolitiker fanden trotz anfänglicher politischer Zurückhaltung aus Bukarest letztendlich Gehör und so kam es, dass 2005 der Startschuss zum Bau eines Flughafens verkündet werden konnte. Eine zügige Fertigstellung wurde großmundig und sehr euphorisch verkündet und mit dem künftigen Projekt kommunale Wahlpropaganda betrieben.
Doch undurchsichtige Interessenkollisionen im Kreisrat, der Ausstieg von ausländischen Investoren und Unternehmen und wie so oft bei solchen Großprojekten (wo man durchaus mal den Überblick verlieren kann) ungeklärte Finanzierungslücken kamen unerwartet hinzu und bremsten den anfänglichen Elan. Das Prestigeprojekt des Kreisrates kam dadurch richtig ins Stocken und die Schuldzuweisungen nahmen zu.
So erfolgte der offizielle Baubeginn erst 2008 und der erste Bauabschnitt konnte mit dem Neubau der Start- und Landebahn erst 2013/2014 fertiggestellt werden. Die zeitliche Verzögerung verärgerte natürlich in erster Linie die Fluggesellschaften (das kennt man ja vom Flughafen in Berlin), die bereits mit ihren Fluglinien in den Startlöchern standen und zweitens die Einwohnerschaft Kronstadts und die der umliegenden Städte auch Zeiden) und Gemeinden.
2019 meldete die ADZ, dass nach einer weiteren zeitlichen Verzögerung 90 Prozent der Arbeiten vertraglich gesichert sind und dass der Flughafen Kronstadt im Jahr 2021 endlich in Betrieb gehen soll. Die letzten Meldungen aus Kronstadt von März 2021 sind durchaus positiv und was die Fertigstellung anbelangt, vielversprechend. Die Innenarbeiten im Terminal schreiten im vorgegebenen Zeitfenster voran.
Vorgespräche mit den ausländischen Fluglinien (u.a. Lufthansa, Wizz Air, Blueair, der polnischen Fluggesellschaft LOT und Turkish Airlines) wurden ebenfalls geführt. Außerdem liegt die wichtige Zusage der Verwaltung für Flugdienste ROMATSA RA zur Sicherung des Flugverkehrs vor. Selbst der 2020 im Amt befindliche Premierminister Ludovic Orban sagte dem Kronstädter Kreisrat einen Betrag aus dem Staatshaushalt zu, um auf diese Weise die Beteiligung des rumänischen Staates an der Teilfinanzierung für den Wähler sichtbar zu machen.
Der Vorsitzende des Kreisrates, Adrian Vestea, zeigt sich, angesichts des Baufortschritts und trotz anhaltender Corona-Pandemie zuversichtlich, dass im Spätherbst dieses Jahres voraussichtlich erste Flüge von und nach Kronstadt stattfinden werden. Ein offizieller Einweihungstermin des neuen Flughafens „International Airport Brasov“ ist noch nicht bekannt.
Erfreulich ist außerdem die Nachricht aus Kronstadt, dass der Flughafen viersprachig (Rumänisch, Englisch, Deutsch und Ungarisch) beschildert wird. Der ADZ Meldung vom 9. Februar 2021 kann entnommen werden, dass die zusätzliche Aufnahme von Deutsch und Ungarisch so wörtlich „aus der Argumentation historisch kultureller Einflüsse der Deutschen und Ungarn in der Region, der konkreten Unterstützung des Flughafenprojekts durch die Kreisräte von Covasna und Harghita und als Zeichen des Respekts für die Geschichte Kronstadts und Siebenbürgens verstanden werden soll“. Eine nette Geste, die unter den Ungarn und Deutschen sicher viele Befürworter finden wird.
Nach der Inbetriebnahme des Kronstädter Flughafens, der sich rein äußerlich von den übrigen internationalen Flughäfen des Landes stark unterscheiden wird, verfügt Rumänien dann über 18 Flughäfen, die Passagierflüge im Inland und ins Ausland anbieten werden. Es bleibt abzuwarten, welchen Stellenwert der Flughafen in Kronstadt künftig in Rumänien einnehmen wird und wie er sich von seiner internationalen Bedeutung her zwischen Bukarest und den anderen größeren rumänischen Flughäfen in Klausenburg, Temeswar Jassy und Hermannstadt einreiht.
Man kann gespannt sein, wann und vor allem welcher Zeidner von Deutschland kommend, als Erster den Zeidner Berg beim Anflug auf die Rollbahn in Weidenbach, sehen wird. Bei schönem Flugwetter sicher ein schöner Anblick. Sollten im Sommer 2021 Flugreisen nach Rumänien unkompliziert möglich sein, so wird der Zielflughafen für viele Zeidner Fluggäste letztmalig Hermannstadt oder Bukarest heißen. Darauf darf man sich als Zeidner, der seinen Heimatort künftig auf schnellstem Wege besuchen möchte, aufrichtig freuen.
Helmuth Mieskes
Böbingen