12/04/18

Das Musikleben in Zeiden --Buchbesprechung--

Im Frühjahr dieses Jahres hat die Zeidner Nachbarschaft Heft 20 der Reihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“  herausgegeben. Sein Titel: „Das Musikleben in Zeiden“. Franz Buhn, der sich 2007 mit der Publikation „Das Laientheater in Zeiden“  schon einmal um das Festhalten eines Teils des so reichen Zeidner Kulturgeschehens verdient gemacht hat, legt damit eine beträchtliche Sammlung vor, die im Untertitel treffend als „Dokumente, Erinnerungen, Aufzeichnungen, Bilder aus 180 Jahren“ vorgestellt wird.

In zwölf Kapiteln versucht Franz Buhn ein systematisches Erfassen der öffentlichen musikalischen Tätigkeit von Zeiden. Er beginnt mit ihrer ältesten Form, der Kirchenmusik, um dann je ein Kapitel der Blasmusik, den Streichorchestern, den Chören, den Kinder- und Jugendgruppen, dem Gitarrenkränzchen, dem Măgura-Emsemble und „weiteren Musikgruppen“ zu widmen. Weil damit jedoch nicht alle Facetten der komplexen Musikszene abgedeckt werden können, gibt es auch je einen Teil für die Singspiele, die Musikaktivität von Pfarrer Dieter Georg Barthmes, einen, in dem 24 besonders verdiente Musikleiter vorgestellt werden und einen für „Lacis Anekdoten“ .

Jedes Kapitel beginnt mit einer Präsentation des Inhalts in ein paar Sätzen und einem ansprechenden Bild. Darauf schreibt Franz Buhn für zehn seiner Abschnitte eine Einführung, die eine geschichtliche Entwicklung der jeweiligen Musiksparte beinhaltet und ergänzende Informationen zu den folgenden Beiträgen bringt. Diese Beiträge sind Ausschnitte aus verschiedenen Publikationen, Zeitungsartikel, Dokumente, Erinnerungen, Briefe, Lieder, Gelegenheitsdichtungen und sehr viele Fotos -  nicht nur von Musikern und Musizierenden, sondern auch von Plakaten, Programmzetteln, Urkunden, Pressemitteilungen.

Die Leser treffen auf Bekanntes, wie die Würdigungen zu den Jubiläen einzelner Musikformationen, die im „Zeidner Gruß“ erschienen sind, und Neues, wie die Arbeitsverträge der Kirchenmusiker aus dem 19. Jahrhundert, auf trockene Informationen, wie die Programmzettel, und subjektive Mitteilungen, wie „Lacis Anekdoten“ . Franz Buhn gelingt es auf diese Art, die Essenz des jeweiligen Musikbereichs zu erfassen und  dem Leser lebendig zu vermitteln. Dazu gibt es noch willkommene Hinweise auf weiterführende Literatur, auf CDs der einzelnen Gruppen, Querverweise zu anderen Inhaltspunkten und  Anmerkungen des Verfassers.

Diese Herangehensweise ermöglicht nicht nur einen Überblick über einen wichtigen Zweig des Kulturlebens von Zeiden. Der Leser erfährt zahlreiche Einzelheiten, die Aufschluss geben über die Mühen und Schwierigkeiten, die das Ausüben eines qualitativen Musizierens als Laie oder im Nebenberuf  in einem Dorf (später ländlichen Stadt) im Burzenland mit sich bringen, aber auch über die Freude an gemeinschaftlichen Unternehmungen, über stille oder berauschende Glücksmomente – kurz: das Bild gewinnt an Tiefe.

Nebenbei erhält man bedeutsame Einblick in das jeweilige Zeitgeschehen.  Die Anstellung der ersten acht nebenberuflichen Kirchenmusiker im Jahr 1847 durch das Local Consistorium zum Beispiel wird von einer Urkunde mit dem Titel „Instruction“ belegt. Dieser Vertrag regelt alles, was die Arbeit des „Kirchen-Musik-Dilettanten-Chor(s)“ betrifft. Er zeugt von Erfahrung im Abschluss von Arbeitsverhältnissen. Die festgehaltenen Pflichten der zukünftigen Musiker rufen den Verdacht hervor, dass Unpünktlichkeit, übermäßiger Alkoholkonsum vor Proben oder Auftritten, „Uneinigkeit, Zank und Hader“ nicht so selten waren, dass man sich nicht gegen sie vertraglich verwahren und zum Teil unter Strafe stellen musste.

Das Repertoire der Musikgruppen und die Sprache der Zeitungsartikel der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts weisen eine unverkennbare Hinwendung zu nationalsozialistischem Gedankengut auf.   Das erzwungene Ersetzen der deutschen Ortsnamen durch die rumänischen ab 1971 tut auch heute noch beim Lesen weh.  Mancher Leser mag Lücken entdecken. Sicher gibt es auch noch auf dem einen oder anderen Musikgebiet Unterlagen, die auf ihre Entdeckung oder Erschließung warten. Franz Buhns beachtliche Arbeit gibt vielleicht dem einen oder anderen den Anstoß, die Geschichte des Musiklebens in Zeiden zu  komplettieren. Der Band informiert, unterhält, macht neugierig, regt zum Weiterdenken an und ruft Erinnerungen wach. Wir danken Franz Buhn; auch der fleißigen Layouterin Carmen Kraus, die aus dieser sehr großen Materialfülle ein schön gestaltetes Buch geschaffen hat, und wünschen seinem Buch möglichst viele Leser. 

Rita Siegmund

 

Das Buch kostet 25 Euro und ist bei Rüdiger Zell (ruedigerzell@web.de) zu bestellen.