11/16/15

Blickpunkt Zukunft

Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften tagt in Bad Kissingen


Vom 30. Oktober bis 1. November hielt der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. in der Tagungsstätte „Der Heiligenhof“ in Bad Kissingen seine 18. Verbandstagung und ordentliche Mitgliederversammlung ab. Verbandsvorsitzender Hans Gärtner konnte die Vertreter von über 50 stimmberechtigten Heimatortsgemeinschaften sowie die aus Hermannstadt angereisten Gäste begrüßen. Namentlich waren dies: Friedrich Gunesch, Hauptanwalt der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Pfarrer Dietrich Galter, Dechant des Hermannstädter Kirchenbezirks, Benjamin Jósza vom Demokratischen Forum der Deutschen in Hermannstadt sowie Architekt Emil Crișan, der seit vielen Jahren mit dem Landeskonsistorium in Hermannstadt zusammenarbeitet.

Da man der Jugend künftig mehr Aufmerksamkeit schenken wolle, kündigte Hans Gärtner als erstes Referat am Freitagabend an: „Die SJD stellt sich vor“. Die dafür vorgesehenen Referentinnen waren beide verhindert, so ist kurzfristig Heike Mai-Lehni eingesprungen. In übersichtlicher Weise informierte sie über Organisation, Entstehung und Zielsetzung der 700 Mitglieder zählenden siebenbürgisch-sächsischen Jugendorganisation. Vielleicht sei nicht jedem bekannt, sagte sie, dass man auch nach dem 27. Lebensjahr Mitglied der SJD sein könne, nämlich als Fördermitglied.

Der zweite Vortrag am Freitagabend galt dem Thema, das zurzeit wohl alle Siebenbürger Sachsen bewegt: unser Kulturzentrum auf Schloss Horneck. Hierzu gab es Informationen aus erster Hand durch Dieter Thiess, dem Geschäftsführer des Trägervereins Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“. Durch beispiellose Spendenbereitschaft aller siebenbürgisch-sächsischen Organisationen und vieler Privatpersonen konnte jene Million sogar überboten werden, die notwendig war, um das Schlossgebäude (ohne Pflegeheim) aus der Konkursmasse herauszukaufen. Eigentümer des Schlosses ist der neu gegründete Trägerverein. Sorge bereitet allerdings die weitere Erhaltung, da die geschätzten Einnahmen die geschätzten Ausgaben nicht decken. Diesbezüglich legt der Verein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ bemerkenswerten Optimismus an den Tag. Eines war jedoch auch allen Diskussionsteilnehmern klar: Schloss Horneck wird künftig eine viel stärkere Rolle als bisher in unserer Gemeinschaft spielen müssen.

Über eine Fachtagung zur Nutzung von Kirchenburgen mit anschließender Studienreise Anfang September in Siebenbürgen berichtete Vorstandsmitglied Heinz Hermann. Sie war vom Haus des Deutschen Ostens München und dem Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm gefördert worden. 80 Personen hatten teilgenommen. Frau Hermanns ansprechender, mit Musik untermalter Diavortrag bildete einen beschaulichen Abschluss des Abends.

Der Samstag, Reformationstag, begann mit einer von Pfarrer Hans Schneider gehaltenen Andacht. Grüße übermittelten Hauptanwalt Friedrich Gunesch seitens der Evangelischen Landeskirche A.B. in Rumänien, Benjamin Jósza vom Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien, Doris Hutter seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und Hans Schneider seitens der Gemeinschaft Evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD (früher: Hilfskomitee) sowie der Gemeinschaft Evangelischer Pfarrer aus Siebenbürgen in Deutschland. Es folgten Berichte der Vorstandmitglieder: Der Vorsitzende Hans Gärtner sprach über die Zusammenarbeit mit anderen siebenbürgisch-sächsischen Organisationen in Deutschland und Rumänien. Heinz Hermann wies auf eine günstige Versicherungsmöglichkeit hin. Alfred Gökeler berichtete über die vom Bukarester Verein „No stress events“ unter der Bezeichnung „Bike & Like“ 2014 und 2015 organisierten Touren, wobei mancher „die Seele Siebenbürgens“ entdeckt habe. Ilse Welther gewährte Einblick in die Mitgliederverwaltung des Verbandes und legte den Kassenbericht vor.

Die „Richtlinien für Ehrungen (Ehrenordnung)“ mit Änderungsvorschlägen war den Teilnehmern schon im Vorfeld zugestellt worden. Da sich die Änderungen ausnahmslos auf sprachliche Angleichungen bezogen, wurde sie einstimmig angenommen. Anschließend berichteten die Vertreter der Regionalgruppen: Karl-Heinz Brenndörfer für die Regionalgruppe (RG) Burzenland, Helga Lutsch für die RG Hermannstadt und Harbachtal, Peter Doniga für die RG Mediascher Umgebung, Uwe Adami für die RG Mühlbach, Horst Göbbel für die RG Nordsiebenbürgen, Michael Folberth für die RG Repser und Fogarascher Land sowie Lukas Geddert für die RG Schäßburg über herausragende Ereignisse, Erfolge oder auch Probleme in den Gemeinden dieser Regionen. Jutta Tontsch, Leiterin des Projektes „Genealogie der Siebenbürger Sachsen“, das beim Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) angesiedelt ist, gewährte Einblick in die genealogische Arbeit, die im Rahmen des erwähnten Projektes stattfindet. Es gebe noch viele Gemeinden, sagte sie, für die ein genealogischer „Bearbeiter/in“ gesucht werde. Benjamin Jósza blickte voraus auf das Sachsentreffen vom 4. bis 6. August 2017 in Hermannstadt. Die Jugend solle dabei ein Schwerpunkt sein.

Den Gottesdienst am Sonntag gestaltete Pfarrer Dietrich Galter. Anhand von Jesaja 62 sagte er, Reformation heiße, auch über zerfallenden Mauern den Glauben nicht zu verlieren: Verheißung bleibt bestehen! Die musikalische Begleitung durch das Ehepaar Schuller (Klavier und Gesang) dürfte vielen zu Herzen gegangen sein.

Pfarrer Galter, seit 1998 Dechant des Hermannstädter Kirchenbezirks, zeigte, wie in diesem Bezirk die Vorgaben der neuen Kirchenordnung von 1997 umgesetzt werden. Ziel sei es, durch Zusammenschluss Gemeinden zu erhalten, die sich selbst verwalten können. Eine PowerPoint-Präsentation zeigte den erwähnten Sachverhalt ausführlich am Beispiel des Gemeindezusammenschlusses von Neppendorf und umliegenden Gemeinden. Doris Hutter zeigte zum Thema Trachten Bilder mit „kleinen Sünden“ und erläuterte den Plan, eine „Trachtenbank“ aufzubauen.

Bei siebenbürgisch-sächsischen Tagungen kommt auch dem geselligen Zusammensein eine wichtige Rolle zu. So gab es auch diesmal mit Akkordeons und Gitarre ein abendliches fröhliches Singen. Die Burzenländer Meister zelebrierten wiederum die hohe Kunst des „Flekens“. Wir danken dem „Heiligenhof“ und seinem Leiter, Gusti Binder, für trotz umfangreicher Renovierungsarbeiten reibungslose Unterbringung und gute Verköstigung. Mögen von den hier gewagten Blicken in die Zukunft viele ein vollendetes Ziel erreichen.

Bernddieter Schobel

Bilder von der HOG-Tagung kann man hier anschauen.