Reflexe in Licht und Schatten
Zum 130. Geburtstag des Malers Eduard Morres (1884-1980): Bote der Freilichtmalerei
Schon vor einem Jahr hatte Brigitte Stephani die Idee, eine Ausstellung anlässlich des 130. Geburtstags des Künstlers Eduard Morres im Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München zu machen. Udo Buhn von der Zeidner Nachbarschaft stand Frau Stephani bis zur Eröffnung zur Seite. „Es geht ja um unseren Zeidner Maler Morres.“ Das HDO fand einen Ausstellungstermin und finanzierte dankenswerterweise alles. Innerhalb eines Jahres sammelte Frau Stephani unterstützt von Herrn Buhn genau „die Bilder von Zeidnern“ (aus Privatbesitz), die zu ihrem Ausstellungskonzept passten.
Dazu erschien ein 56 Seiten starker illustrierter Katalog mit einem Textteil von Brigitte Stephani, gefolgt von allen ausgestellten Werken (20), einer Bildlegende, leider ohne Angabe der jeweiligen Katalogseiten, sowie einer Auswahl von Dokumentarmaterial. Da sich Frau Stephani mit Eduard Morres schon seit vielen Jahren beschäftigt (zahlreiche Artikel /eine Monographie über Eduard Morres von 2006) fallen die anschließenden Lebensdaten sowie die Literaturauswahl sehr detailliert und aufschlussreich aus. Die Redaktion hatte Brigitte Steinert. Es ist ein gelungener Katalog, den jeder Morres-Liebhaber besitzen sollte.
Über die Konzeption der Ausstellung kann kurz gesagt werden: Gleich links im ersten Raum kann der Besucher auf vier Tafeln die wichtigsten Lebens- und Schaffensdaten von Eduard Morres erfahren. Auszüge aus seinen Tagebüchern hängen verteilt in den drei Räumen neben den 20 Bildern. Sehr anschaulich präsentiert und beleuchtet kann der Besucher auch in den aufgestellten Vitrinen Fotos, Texte des Künstlers, Briefe, Postkarten, Zeitungsausschnitte über und vom Künstler sowie Artikel aus Zeitschriften, Bücher u.v.m. zu Eduard Morres finden. Nimmt der Besucher sich etwas Zeit und fängt an zu lesen, kann er sehr viele Informationen zusätzlich zu den ausgestellten Bildern erhalten, die ihm das Werk des Künstlers noch näher bringen.
Wichtig für Morres-Liebhaber: In Zeiden, wo er ab 1942 lebte, gibt es eine Galerie in der Kirchenburg und dort im Gemeindehaus die „Eduard-Morres-Stiftung“ seit 1975. In einem großen Saal sind ca. 40 Gemälde ausgestellt – ein sehr gelungener Schaffensüberblick des Künstlers.
Bei der Ausstellungseröffnung am 8. Mai im HDO München mit zahlreichen Gästen führte Brigitte Stephani in ihrem einführenden Vortrag in die Ausstellungsvorbereitungen, die Konzeption der Ausstellung sowie in das Leben und künstlerische Schaffen von Eduard Morres und seine Einbindung in den europäischen Kontext ein. „Diese thematisch konzipierte Ausstellung – anlässlich des 130.Geburtstags von Eduard Morres am 15. Juni 2014 – will nun versuchen, den Maler, Zeichner und Kunsttheoretiker Eduard Morres aus dem abgegrenzten Bereich siebenbürgischer Heimatmalerei herauszuheben auf die grenzenlose Ebene der westlichen Künstlerwelt, um so seine bisher kaum bekannte Bedeutung als Bote einer innovatorischen Malweise vorzuführen, die man in seiner Heimat bis dahin noch nicht kannte – nämlich als Bote der Pleinairmalerei.“, erklärte die Referentin.
Es ist eine vom Atelier unabhängige Landschaftsmalerei in freier Natur. Nach entsprechenden Vorstudien im Freien wurden noch am Ende des 18. Jahrhunderts Landschaftsbilder im Atelier gemalt. Die Engländer Crome, Constable und Bonington gingen als Erste mit ihrem Malgerät ins Freie und suchten das Sonnenlicht. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts folgten ihnen Maler wie Theodore Rousseau und versammelten sich Maler der Schule von Barbizon. „Was sie (die Künstler) … verband, war die Suche nach einem unmittelbaren Zugang zu Natur und Landschaft und die Ablehnung der bisherigen akademischen Malweise.“, erklärte Stephani. Zeitweilig gehörte der rumänische Maler Nicolae Grigorescu dazu, der Begründer der modernen rumänischen Malschule.
Die Studienjahre von Edgar Morres in Budapest, Weimar, München und Paris sowie Malaufenthalte in Nagybánya, Deutsch-Weißkirch, Reps, Breaza und anderen Orten führten dazu, dass der Maler Eduard Morres „das intime, das heißt, das innerste, vertrauliche Eigenleben einer heimischen Landschaft zu erkunden und zu erkennen, hervorzuheben und künstlerisch wiederzugeben“ bestrebt war. „Dabei wurden in diesem paysage intime bisher kaum beachtete alltägliche Details der Natur angeleuchtet, das heißt ins Licht einer hell strahlenden Sonne gerückt und so dem Betrachter sichtbar gemacht.“
Diese Entwicklung der Malerei war bahnbrechend für den Impressionismus. Max Liebermann, ein deutscher Vertreter, malte Baumgruppen, leuchtende, Waldwege und den eigenen Garten, wie auch Eduard Morres. Vergleicht der Besucher diese Bilder mit denen der Ausstellung, findet er „immer wieder das Ergebnis des Zusammenspiels von Licht und Schatten“. Der Paris-Aufenthalt 1909/10 von Eduard Morres brachte „wichtige kreative Impulse der Pleinairmalerei“ mit nach Siebenbürgen, die in den folgenden Schaffensjahren immer weiterentwickelt wurden. Eduard Morres vermerkt 1910 im ersten Heft seiner Tagebücher: „Das Geheimnis von Cézannes Farbenkunst (und das aller guter Koloristen): er setzt alle Farben und Töne in enge Beziehung zueinander auf die Leinwand in der Art, daß alle Farben und Töne in der Wirkung einander haben, also der Gesamteindruck reiner, wohltuender, rhythmisch auf das Feinste durchgebildeter Harmonie.“
Die größte Begabung eines Künstlers wie Eduard Morres ist es, Situationen und Stimmungen in Sekundenschnelle einzufangen, auf die Leinwand zu bannen und bei sich permanent verändernden Lichtverhältnissen mit malerischem Können die Bilder zu höchster Vollendung zu führen.
Monika Jekel
Innerhalb der Sendung Akzente (Nachfolger der ehemaligen "Deutsche Sendung" im rum. Fernsehen; http://www.tvrplus.ro/editie-akzente-239964 ) kann man von Minute 21:54 bis 37:08 ein Bericht über das Schaffen des Malers Eduard Morres anschauen.
Die Ausstellung im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, in München ist bis zum 31. Juli 2014 Montag bis Donnerstag von 10.00-20.00 Uhr, Freitag und in den Ferien von 10.00-15.00 Uhr geöffnet.
Der Ausstellungskatalog Brigitte Stephani, „Reflexe in Licht und Schatten. Eduard Morres als Bote der Freilichtmalerei“, München, Haus des Deutschen Ostens, 2014, 55 Seiten mit farb. Abb., 7,50 Euro, ISBN 978-3-927977-36-5, kann per E-Mail: poststelle@hdo.bayern.de oder Telefon: (089) 44 99 93-0 bestellt werden.