10/21/14
Eine Initiative, die als Vorbild dienen sollte
Festschrift zur Neueinweihung der Zeidner Prause-Orgel herausgebracht
Von Dieter Drotleff
Die Wiedereinweihung der Prause-Orgel anlässlich der heuer vom 8. bis 10. August stattgefundenen vierten Zeidner Begegnung stand im Mittelpunkt dieser Festlichkeiten. Dabei wurde nicht nur der geistliche Wiedereinweihungsakt vorgenommen, auch die musikalische Qualität des Instruments wurde herausgestellt. Die Teilnehmer konnten aber auch, gegen eine Spende, die von Klaus-Dieter Untch verfasste „Festschrift zur Neueinweihung der Zeidner Prause-Orgel“ erhalten. Die fast 60 Seiten starke Publikation bietet nicht nur eine Präsentation dieses wertvollen Instruments mit allen seinen geschichtlichen Daten und musikalischen Eigenschaften, sondern auch eine Orgelkunde von allgemeinem Interesse, sowohl für Musikliebhaber dieser Gattung, als auch für Laien.
In den letzten Jahren wurde in ganz Siebenbürgen, und nicht nur, eine weitgehende Aktion zur Restaurierung von Orgeln eingeleitet. Somit wäre es nicht falsch am Platz, bei Abschluss der Arbeiten und der Wiedereinweihung dieser Orgeln, wenn auch nicht solche aufwendige Festschriften, doch mindestens eine zusammenfassende Dokumentation von Fall zu Fall zur Verfügung zu stellen. Derartige Schriften haben bleibenden Wert, bieten aber auch den Teilnehmern an den betreffenden Festlichkeiten eine eingehende Information und für die oder den Orgelrestaurator eine weitere Anerkennung seiner Bemühungen.
In Siebenbürgen gibt es außer den Orgelbauwerkstätten von Hermann Binder in Hermannstadt und jener in Honigberg/Hărman, in der auch Orgelbauer von Ferdinand Stemmer und Barbara Dutli ausgebildet werden, mindestens noch weitere zehn Orgelbauer, vor allem in den ungarischen Gebieten, die viel Arbeit leisten. „Eine reparaturbedürftige Orgel ist wie ein Acker, den man kultiviert und bebaut. Vorausgesetzt man hat mit wem und für wen. Wenn die Voraussetzung stimmt, dann ist der Orgelsegen perfekt. Auch in Zeiden“, vermerkt Klaus-Dieter Untch in seinem Vorwort zu der Festschrift. Und stolz kann die Zeidner Kirchengemeinde darüber sein, „eines der wichtigsten und wertvollsten Orgelinstrumente in der siebenbürgischen Orgellandschaft zu haben“, wie Pfarrer Andreas Hartig betont. Weitere Grußworte anlässlich der Wiedereinweihung der Orgel richteten der Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft in Deutschland, Rainer Lehni, der Kurator der Kirchengemeinde, Dipl.-Ing. Peter Foof, der Vorsitzende des Zeidner Ortsforums, Paul Iacob, an die Teilnehmer.
Eine ausführliche Dokumentation zur Zeidner Orgelgeschichte bietet der Orgelbauer Hermann Binder, der auch diese Restaurierung durchgeführt hat, in dem Band. In seinem Rückblick geht er zurück auf die Arbeit von Joseph Dück „Zeidner Denkwürdigkeiten vom Jahre 1335 bis zum Jahr 1847“. Der Zeidner Kirchenmusiker Klaus Dieter Untch führte mit dem Orgelbauer auch zwei abgedruckte Gespräche, die sehr aufschlussreich sind bezüglich der von Binder vorgenommenen zwei Restaurierungen. Diese führte er in den Jahren 1981 – 1986 durch. In den beiden Gesprächen geht Hermann Binder auf Details bezüglich der vorgenommenen Arbeiten ein, auf den Zustand der Bestandteile und vor allem der Pfeifen, auf die Verbesserung der Elektrik und Beleuchtung, auf bauliche Veränderungen an der Spielanlage u. a. Ein Orgelbauer ist „kreativ“ und bringt immer auch Verbesserungen ein. „Man kann durch die jetzige Restaurierung von positiver Befriedigung sprechen“, ist die Schlussfolgerung von Hermann Binder.
Als Orgelsachverständiger besorgte Dr. Steffen Schlandt die Orgelbegutachtung vor der Restaurierung, die Presbyterium und HOG in Deutschland dazu führten, die Restaurierung einzuleiten und die Arbeiten finanziell abzusichern. Steffen Schlandt dokumentiert desgleichen Leben und Schaffen des aus Schlesien zugewanderten Orgelbauers Johannes Prause (1755–1800) listet die von Prause gebauten Orgeln in evangelischen Kirchen Siebenbürgens auf. Mit der Zeidner Orgelgeschichte befasst sich auch Helmuth Mieskes.
Bekannte in- und ausländische Organisten äußern sich zu der Zeidner Prause-Orgel auch als Konzertinstrument: Matthias Wamser (Schweiz), Peter Kleinert (Deutschland), Hans Eckart Schlandt (Kronstadt), Ursula Philippi (Hermannstadt). Organist Klaus-Dieter Untch spricht an alle, die sich an dieser Aktion beteiligt und sie unterstützt haben, seinen Dank, wie auch jenen der Kirchengemeinde aus.
Ergänzt wird die Festschrift abschließend mit Sprüchen und Zitaten über die Orgel, wobei sicher der bekannteste Spruch jener von Mozart ist: „Die Orgel ist doch in meinen Augen und Ohren der König aller Instrumente“. Eine Liste der Organisten und Chorleiter der Zeidner Kirchengemeinde, eine Übersicht der Disposition der Orgel im Lauf der Jahre, eine kleine Orgelkunde, eine Auflistung der Teile einer Orgel, sowie ein Orgel-ABC mit Fachausdrücken ergänzen die Dokumentation. Besonders hervorzuheben ist auch die Illustration in Farbdruck, die das Instrument vorstellt, aber auch Ansichten während der Restaurierungsarbeiten oder Organisten an der Orgel während ihrer Konzerte festhält.
Eine gelungene Festschrift, die Schule machen sollte und für die der Autor, alle daran Beteiligten, volle Anerkennung verdient.