Buchpräsentation

Die Blaskapellen des Burzenlandes
Geschichte und Werdegang der Blasmusikformationen aus den Burzenländer Gemeinden


Die Blaskapellen haben das Leben der Siebenbürger Sachsen im Burzenland in ihren wesentlichen Stationen von der Wiege bis zum Grab maßgeblich begleitet. In diesem Buch wird die rund 180-jährige Geschichte der Blasmusik aus den einzelnen Gemeinden von der Entstehung bis in die Gegenwart dokumentiert.

Die Entstehung der Blasmusik ist eng mit der Kirchenmusik verbunden. Der Name „Adjuvanten“ leitet sich ab vom lateinischen „adiuvare = helfen, unterstützen“. Die Adjuvanten waren also ursprünglich Helfer des musikalischen Kirchenpersonals (der Lehrer), ein Begriff, der mit den Jahren auf die Gesamtheit der Bläser übertragen wurde.

Die meisten Burzenländer Blaskapellen wurden nach 1830 gegründet. Erst durch die Erfindung der Dreh- und Zylinderventile für Blechblasinstrumente 1832 wurden die Instrumente verbessert und so war es möglich, die Blaskapellen im heutigen Sinne zu gründen (Hans-Günther Kessler, Schirkanyen).

Aufschluss über die Entwicklung der Blasmusik geben uns die Presbyterial- oder Konsistorialprotokolle der einzelnen Kirchengemeinden. In den Urkunden wird immer wieder über die Entlohnung der Adjuvanten oder die Beschaffung von neuen Instrumenten oder Notenmaterial berichtet. Die Musikanten wurden in bar bezahlt, konnten je nach Vereinbarung Äcker der Kirchengemeinde nutzen oder wurden von Gemeinschaftsarbeiten befreit. Manchmal beteiligte sich auch das Gemeindeamt an der Entlohnung. Dafür mussten die Mitglieder der Blasmusik bei der Kirchenmusik mithelfen und der Gemeinde bei besonderen Festen und Feierlichkeiten zur Verfügung stehen, was durch verschiedene Vereinbarungen streng geregelt war. Für ihr Musizieren auf Bällen, Hochzeiten usw. wurden sie natürlich separat bezahlt.

Die Bezahlung bot manchen Konfliktstoff, und in diesem Zusammenhang wird in einzelnen Fällen auch die Qualität der Darbietungen kritisiert, wie Pfarrer Franz Sindel im Gedenkbuch von Wolkendorf anmerkt: „Ab 1. Januar 1870 haben die hiesigen Adjuvanten den Kirchendienst wegen zu geringer Bezahlung aufgegeben. Zum Wohle musikempfindlicher Ohren!“

In den Gemeinden des Burzenlandes gab es fast zu jeder Zeit jeweils eine junge und eine alte Blasmusik, die sich einvernehmlich aushalfen, aber auch oft in hartem Konkurrenzkampf standen. Die junge ersetzte in der Regel die alte Formation, wenn diese altersbedingt oder aus anderen Gründen nicht mehr spielfähig wurde.

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Blaskapellen in Gemeinden des Burzenlandes nicht mehr wegzudenken. Sie spielten zu allen Anlässen wie bei Dorffesten jeglicher Art, Hochzeiten, Schulfeiern, Bällen der Nachbarschaften und Vereine und umrahmten musikalisch die Begräbnisse. In manchen Ortschaften hatte die Blasmusik sogar einen höheren Stellenwert als die Nachbarschaften.

Diese rege, inzwischen zur Tradition gewordene Musikpflege wurde durch die beiden Weltkriege unterbrochen, konnte sich aber erstaunlich schnell wieder erholen. Selbst in der kommunistischen Zeit erreichte manche Formation ihren Höhepunkt. Nach 1945 fiel die Unterstützung durch die Kirchengemeinden oder Kommunen weg, die sich neu formierenden Blaskapellen waren ganz auf sich allein gestellt. Die heranwachsenden Jugendlichen, die von Krieg und Deportation verschont geblieben waren, bildeten nun den Kader dieser Kapellen. Es hat nicht an Persönlichkeiten gemangelt, diese Jugendlichen anzulernen oder auszubilden. Der Bedeutendste von ihnen ist Rudi Klusch. Dazu kamen aus der Deportation heimgekehrte Musikanten. Den wenigsten gelang es, ab der 1950er Jahre einen Sponsor zu finden, sei es eine Staatsfarm, ein Industrieunternehmen, die Eisenbahn CFR oder ein anderes Transportunternehmen. Sie funktionierten innerhalb der Kulturheime, einer neuen kommunistische Einrichtung, die es auf jedem Dorf gab, die aber kaum finanzielle Unterstützung bot. Die neuen Machthaber duldeten die Blaskapellen, denn sie brauchten sie, die Aufmärsche am 1. Mai oder 23. August wie auch Wahlveranstaltungen und Sitzungen von Musik begleiten zu lassen.

Außer bei Hochzeiten, Beerdigungen und bei von oben organisierten musikalischen Wettbewerben wirkten die Blaskapellen bei Kulturabenden mit, die sich zu wahren Volksfesten entwickelten. Nach gelungenem Auftritt in der eigenen Gemeinde gab es Ausfahrten in die Nachbargemeinden, in andere Ortschaften Siebenbürgens und sogar des Banates. Ab den 1960er Jahren passten sich einige Kapellen an den geänderten Geschmack des Publikums an. Innerhalb einiger Blaskapellen wurden Leichtmusikorchester gegründet, die nun auf Hochzeiten nach der Pause und auf Bällen zum Tanz aufspielten, oft mit Gesang begleitet. In der Endphase des Ceauşescu-Regimes wurde es immer schwieriger, Kulturabende zu organisieren. Dass es sie dennoch bis zum Umbruch gab, ist sicherlich auch der Karpatenrundschau zu verdanken.

Nach der großen Aussiedlungswelle, die nach 1989 einsetzte, lösten sich die meisten Blaskapellen auf. Es ist das Verdienst von Prof. Ernst Fleps, die dort gebliebenen Musikanten zu sammeln und die Burzenländer Blaskapelle zu gründen. Um spielfähig zu sein, kamen auch andere Musiker hinzu, etwa ausgediente Militärmusiker, Ungarn aus Neudorf und Krisbach, die vormals von Albert Slapnicar angelernt worden waren. Nach dem Tode von Ernst Fleps am 25. März 2009 war die Existenz der Kapelle mangels Dirigenten bedroht. Inzwischen hat sie sich stabilisiert und führt die Tradition der siebenbürgisch-sächsischen Blasmusik fort - nicht nur vom Repertoire her, sondern auch rein äußerlich, nämlich in sächsischer Tracht.

Viele der ausgesiedelten Musikanten führen die Burzenländer Blasmusiktradition in Deutschland fort. Die Blaskapellen der einzelnen Gemeinden nahmen ihre Tätigkeit wieder auf und spielen zum Beispiel bei den HOG-Treffen oder beim Heimattag in Dinkelsbühl.

An die Musikantentreffen im Burzenland knüpften die Familien Klaus Oyntzen (Weidenbach) und Helfried Götz (Neustadt) an, als sie ein erstes Burzenländer Musikantentreffen vom 17. bis 19. Oktober 2008 in Friedrichroda auf privater Basis organisierten. Dieses gelungene Treffen fand einen derartigen Anklang, dass eine zweite Veranstaltung geplant wurde, wobei auch das Ziel eines ersten gemeinsamen öffentlichen Auftritts aller Musikanten ins Auge gefasst wurde. Ab nun wurde die Regionalgruppe Burzenland im Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V., praktisch die Vertretung der Burzenländer in Deutschland, dazugezogen. Das für uns Burzenländer ereignisreiche Jubiläumsjahr 2011 stand bevor. Zum zweiten Musikantentreffen vom 5.-7. November 2010 in Friedrichroda wurde einheitliches Notenmaterial erstellt und das Zusammenspiel geprobt. So erzielte der Auftritt der 137 Musikanten beim Konzert der Vereinigten Burzenländer Blaskapellen beim Heimattag am 12. Juni 2011 in Dinkelsbühl einen großartiger Erfolg. Eine kleinere Formation vertrat würdig die Burzenländer Musikanten aus Deutschland beim Sachsentreffen am 17. September 2011 in Kronstadt.

Diese Treffen und Auftritte haben die Burzenländer Musikanten näher gebracht und die traditionellen Freundschaften untereinander gefördert, und so war es folgerichtig, ein drittes Musikantentreffen zu organisieren.

Die Nachbarväter und Nachbarmütter der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften haben auf ihrer 29. Arbeitstagung vom 20.-22. April 2012 in Crailsheim-Westgartshausen beschlossen, eine Chronik der Musikformationen zu erstellen. Initiator des Vorhabens war Klaus Oyntzen (HOG Weidenbach).

Herausgeber dieser Dokumentation im Selbstverlag (ISBN 978-3-00-044361-9) ist die Regioanalgruppe Burzenland im Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. Die Heimatortsgemeinschaften bzw. das Kreisforum Kronstadt lieferten die Texte und das Bildmaterial; für die Inhalte zeichnen demnach die jeweiligen Verfasser verantwortlich.

Das dritte Burzenländer Musikantentreffen vom 1.-3. November 2013 in Friedrichroda bildete den geeigneten Rahmen um diese Musikchronik vorzustellen. Möge diese Publikation dazu beitragen, die Burzenländer Blasmusiktradition im Bewusstsein möglichst vieler Menschen wachzuhalten und sie dazu anspornen, dieses wertvolle Kulturgut in die Zukunft zu tragen.

Das reichlich illustrierte Buch (314 Seiten, 130 Abb. schwarz/weiß, 103 Farbbilder, 13 Dokumente) kann zum Preis von 14,00 € + Versandkosten bestellt werden bei:

Klaus Oyntzen
Breisgaustr. 5; 77933 Lahr
Tel: 07821-981909
E-Mail:  klaus.oyntzen@weidenbach-burzenland.de 

Karl-Heinz Brenndörfer
Leiter der HOG-Regionalgruppe Burzenland