Ottobrunner Engagement in Siebenbürgen
2010 wurde in Ottobrunn der Kontaktkreis Siebenbürgen e.V. ins Leben gerufen. Vereinsvorsitzende Prof. Dr. Sabine Kudera war zwischen 1989 und 2007 Bürgermeisterin der Gemeinde Ottobrunn bei München. Gegen Ende ihrer aktiven Zeit in der Lokalpolitik reifte die Idee, über die Partnergemeinden Ottobrunns in Südtirol, Griechenland und Frankreich hinaus zu neuen EU-Ländern Beziehungen aufzubauen. Gemeinsam mit Barbara Doenecke und Renate Wiehle gründete sie den Kontaktkreis Siebenbürgen, dem mittlerweile rund 30 Mitglieder angehören. Sie bereiste Rumänien, lernte Land und Leute näher kennen und infizierte sich mit dem „Virus transsylvanicus“, wie sie selber sagt. „Die Kirchenburgen, die Geschichte des Landes, das deutschsprachige Erbe – das hat mich einfach gepackt“, schildert sie ihr durchaus emotionales Verhältnis zu unserer alten Heimat.
Der Verein mit Prof. Dr. Sabine Kudera als Vorsitzender und Barbara Doenecke als stellvertretender Vorsitzender hat sich der Unterstützung bedürftiger Menschen der verschiedenen Volksgruppen insbesondere im Kreis Kronstadt verschrieben. Mit Geld für Lebensmittel im Winter sowie mit Kinderkleidung und -schuhen wird den Ärmsten der Armen in der Bergarbeitersiedlung Colonia 1 Mai bei Wolkendorf, in Sacele, aber auch in Zeiden geholfen.
Zu einem seiner Förderschwerpunkte hat der Verein die Unterstützung von Erziehungs- und Bildungseinrichtungen, insbesondere der deutschsprachigen Abteilungen, erklärt. Durch Spenden von Firmen, Privatpersonen, Kindergärten und Schulen aus Ottobrunn und den umliegenden Gemeinden konnten in den letzten Jahren mehrere Hilfslieferungen auf den Weg gebracht werden. So wurden im Februar 2012 der deutschsprachigen Abteilung der Allgemeinschule in Zeiden Computer geliefert, die die Universität München gespendet hatte. Eine weitere Lieferung ist zurzeit angedacht. Zwei PCs mitsamt Zubehör gingen auch an die Redaktion der Kronstädter Karpatenrundschau und ersetzten dort ausgediente Geräte. Des Weiteren erhielten, ebenfalls durch Vermittlung des Kontaktkreises, Schulen und Kindergärten in Wolkendorf, Fogarasch, Zeiden und anderen Ortschaften Kindergartenmöbel, Schulmobiliar, Schulranzen und Laptops. Außerdem wurden Möbel an die evangelischene Pfarreien in Zeiden und Wolkendorf verteilt. Die Transportkosten bezuschusste auf unbürokratische Weise das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales.
Betont werden muss, dass diese Hilfsaktivitäten nur möglich sind dank der deutschsprachigen Kontakte in den siebenbürgischen Gemeinden. Als Partner bei der Verteilung der Hilfsgüter helfen dem Verein die jungen engagierten Pfarrer Uwe Seidner aus Wolkendorf und Andreas Hartig aus Zeiden. Für die deutschsprachige Abteilung der Zeidner Schule gilt Frau Vladila als Ansprechpartnerin. Die Verbindung zu anderen als der deutschsprachigen Volksgruppe hält Hans-Otto Kaspar aus Wolkendorf aufrecht, der einer freikirchlichen Gemeinde angehört. Der Kontaktkreis Siebenbürgen wahrt jedoch satzungsgemäß „parteipolitische und religiöse Neutralität“.
Im April 2012 hatten die Mitglieder des Kontaktkreises für einige Tage zwei für ihre Projekte im Kreis Kronstadt wichtige Persönlichkeiten zu Gast: Pfarrer Uwe Seidner von der evangelischen Kirchengemeinde Wolkendorf und Paul Jacob, Vorsitzender des Demokratisches Forums der Deutschen in Zeiden. Höhepunkte des Besuchs waren der evangelische Gottesdienst der Ottobrunner Michaelskirchengemeinde am 22. April 2012, bei dem Pfarrer Seidner ein Grußwort der evangelischen Gemeinden Wolkendorf und Zeiden überbrachte, und der Vortrag von Pfarrer Seidner sowie Paul Jacob mit Lichtbildern und anschließender Diskussion zum Thema „Deutsche Minderheit und evangelische Kirche in Rumänien nach dem Massenexodus seit der Wende 1990“. Organisiert hatte die sehr gut besuchte Diskussionsrunde im evangelischen Gemeindehaus zusammen mit dem Kontaktkreis die evangelische Michaelskirchengemeinde in Ottobrunn.
Ganz neu sind die Beziehungen Ottobrunns nach Rumänien allerdings nicht. Die kürzlich verstorbene Neubibergerin Waltraud Rudert hatte schon seit Jahren Hilfslieferungen nach Tohani Vechi bei Zarnesti organisiert. Sie hatte dem 2004 nach Rumänien reisenden Ehepaar Kudera das Wolkendorfer Sonnenheim als Unterkunft empfohlen. So kam der Erstkontakt nach Wolkendorf zustande und über den dortigen Pfarrer Uwe Seidner zu Pfarrer Hartig und Zeiden. Frau Rudert hatte auch Besuche junger rumänischer Folkloretänzer nach Deutschland ermöglicht, die beim Ottobrunner Kultursommerfest auftraten. An diese Tradition knüpfte der Kontaktkreis Siebenbürgen an mit seinem Vorhaben, einen Musikschüler-Austausch anzubahnen. Auf Ottobrunner Seite wurde diese Idee von der örtlichen Musik- und Ballettschule unterstützt. Als über Pfarrer Hartig ein Kontakt zum Zeidner Kulturhaus und dem dortigen Direktor Buhnici zustandekam, war der erste Schritt zum Besuch der rumänischen Folkloretanzgruppe „Magura“ in Ottobrunn getan (Bericht weiter unten). Der Zeitpunkt für einen Gegenbesuch der Ottbrunner Schüler und Schülerinnen steht schon fest: Ende Mai 2013 werden die Ottobrunner nach Zeiden fahren!
Harda Kuwer, Ottobrunn