Burzenländer leisten eine starke Kulturarbeit
Erfolgreiche Bilanz des Jubiläumsjahrs 2011 / Zustimmung für den Beitritt des HOG-Verbandes zum landsmannschaftlichen Verband
Das Jubiläumsjahr 2011 war das erfolgreichste Jahr in der 28-jährigen Geschichte der HOG-Regionalgruppe Burzenland. Das stellten 48 Vertreter der 16 Burzenländer Heimatortsgemeinschaften auf ihrer 29. Arbeitstagung in Crailsheim fest. Sie berieten vom 20. bis 22. April 2012 über ihre Erfahrungen in der vielseitigen Kultur- und Gemeinschaftspflege und planten gemeinsame Projekte wie die Erforschung der Wirtschaftsgeschichte, den Austausch unter Ortsgenealogen, den Burzenländer Kalender 2013 und die Teilnahme am Heimattag 2012 in Dinkelsbühl. Die Vorsitzenden der Heimatortsgemeinschaften sprachen sich dafür aus, dass ihr Dachverband, der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, als juristisches Mitglied dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland (früher: Landsmannschaft)
Die Burzenländer zogen mit großer Genugtuung eine Bilanz des erfolgreichen Jubiläumsjahres 2011, in dem 800 Jahre seit der Berufung des Deutschen Ordens nach Siebenbürgen und seit der ersten urkundlichen Erwähnung des Burzenlandes gefeiert wurden. Zahlreiche Landsleute haben durch ihren herausragenden Einsatz neue Maßstäbe sowohl beim Heimattag in Dinkelsbühl als auch beim Sachsentreffen in Kronstadt gesetzt. Dieser Erfolg ist auch auf die vorzügliche Zusammenarbeit mit dem Kronstädter Kreisforum zurückzuführen. Die Chemie zwischen den Burzenländer Sachsen von hüben und drüben stimmt. Mit Hilfe der Heimatortsgemeinschaften ist es Dr. Steffen Schlandt und dem Jugendbachchor Kronstadt gelungen, das Liederheft und die CD „Wo der Königstein schaut tief ins Tal hinein“ mit Heimatliedern aus dem Burzenland kurz vor dem Heimattag 2011 herauszugeben. Die Konzertreise des Jugendbachchors zu Pfingsten nach Dinkelsbühl, Gundelsheim und Stuttgart, mitfinanziert von der HOG-Regionalgruppe Burzenland, war ebenso erfolgreich wie der musikalische Beitrag, den die Vereinte Burzenländer Blaskapelle unter der Leitung von Klaus Knorr beim Sachsentreffen in Kronstadt am 17. September 2011 leistete. Die Regionalgruppe Burzenland hat das Sachsentreffen auf einer Doppel-DVD dokumentiert (erhältlich bei Karl-Heinz Brenndörfer, auch während des Heimattags 2012 im Katholischen Pfarrheim in Dinkelsbühl).
„Wir fühlen uns weiterhin verantwortlich für das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe und für unsere ehemaligen Nachbarn“, hatte Regionalgruppenleiter Karl-Heinz Brenndörfer in seinem Grußwort beim Sachsentreffen in Kronstadt erklärt. Dass diese Aussage auf Fakten beruht, wurde auch in Crailsheim deutlich. Die Ortsvertreter berichteten über die engen Beziehungen zu ihren Kirchengemeinden und die vielseitigen Hilfen wie die Friedhofspflege oder Instandhaltung von kirchlichen Gemeinschaftsbauten. Neben den vielen HOG-Treffen, die in Deutschland organisiert werden, ist auch ein Trend hin zu Heimattreffen im Burzenland (Honigberg, Neustadt, Tartlau, Weidenbach, Zeiden u.a.) erkennbar.
Unter der Tagungsleitung des Regionalgruppenleiters Karl-Heinz Brenndörfer (Heldsdorf) und dessen Stellvertreters Udo Buhn (Zeiden) wurde der Burzenländer gedacht, die in der Regionalgruppe aktiv waren und seit der letzten Tagung gestorben sind: Michael Brenndörfer und Egon Hergetz (Bartholomäe), Kurt Zikeli (Wolkendorf), Balduin Herter (Zeiden) und Johann Roth (Nußbach).
Die Burzenländer Ortsvertreter befürworten mit großer Mehrheit, dass ihr Dachverband, der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften (kurz: HOG-Verband), als juristisches Mitglied dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland (bis 2007: Landsmannschaft) beitritt. Das ist die logische Konsequenz der jahrelangen sehr guten Zusammenarbeit etwa beim Heimattag in Dinkelsbühl, der Nutzung der Siebenbürgischen Zeitung für HOG-Nachrichten und der gegenseitigen Vertretung in den Vorständen der beiden Verbände auf Bundesebene. Vor allem erhalten die Siebenbürger Sachsen dadurch ein stärkeres politisches Gewicht, wenn es um Renten- und Restitutionsfragen oder um Kulturförderung, also um Probleme geht, die immer wieder akut werden können. Über den Beitritt werden die Heimatortsgemeinschaften in einem schriftlichen Umlaufverfahren entscheiden. Sie haben keine Nachteile zu befürchten und werden auch künftig selbstständig und souverän agieren. In einem Inforeferat über die Heimatortsgemeinschaften und Landsmannschaft stellte Karl-Heinz Brenndörfer fest, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen den beiden Organisationen unerlässlich sei.
Einen besonderen Schwerpunkt in ihren Heimatforschungen legen die Burzenländer auf ihre Wirtschaftsgeschichte von 1848 bis 1948. Helmuth Mieskes berichtete über intensive Forschungen, die die Zeidner bereits seit 29 Jahren betreiben. Erste Ergebnisse der Bestandsaufnahmen zu Handel, Gewerbe und Industrie in den einzelnen Gemeinden wurden auch von den anderen Heimatortsgemeinschaften vorgestellt, wobei Fachliteratur, Zeitungen oder Matrikeln ausgewertet und Zeitzeugen befragt wurden. Das Vorhaben befindet sich noch im Anfangsstadium und soll von dem aus Kronstadt stammenden Historiker Dr. Gerald Volkmer (München) wissenschaftlich betreut werden. Geplant sind ein größeres Buchprojekt und Veröffentlichungen in verschiedenen Periodika.
An frühere Erfahrungen knüpften die Ortsgenealogen an, die nach mehrjähriger Pause wieder im Rahmen der Regionalgruppe Burzenland zusammenkamen. Die Familienforscher wollen die ortsbezogenen Daten in bewährter Weise untereinander austauschen. Als Sprecher der Burzenländer Genealogen wurde Hugo Thiess (Brenndorf) gewählt.
Unter dem Titel „Wo der Königstein schaut tief ins Tal hinein“ hat Klaus Oyntzen (Weidenbach) soeben ein Büchlein und CD mit gesammelten Werken des bekannten Komponisten Rudi Klusch herausgegeben. Für 2013 plant er schon ein neues Buch, das zugleich ein Projekt der HOG-Regionalgruppe ist: eine Geschichte der Burzenländer Blaskapellen, an der alle Heimatortsgemeinschaften aufgefordert sind mitzuwirken. Für Oktober 2013 ist das dritte Burzenländer Musikantentreffen in Friedrichroda geplant.
Als vorbildliche Veröffentlichung wurde die Ende letzten Jahres erschienene DVD „Af der Häifzet brecht em vill“ vorgestellt. Otto Gliebe, Ehrenvorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“ (HOG Brenndorf), hat den Hochzeitsbrauch in Brenndorf beschrieben und mit historischen Fotos veranschaulicht. Die Dokumentation in Ortsmundart ist auch für andere Gemeinden interessant, weil die Hochzeitsbräuche im Burzenland sehr ähnlich waren.
Der beliebte Burzenländer Heimatkalender wird 2013 Besonderheiten und Seltenheiten aus den Gemeinden des Burzenland thematisieren. Der von Udo Buhn betreute Kalender erscheint damit zum 20. Mal in Folge. Die Motive werden von den Heimatortsgemeinschaften ausgewählt und erstmals von Eva Maria Kupfer in Aquarellen umgesetzt. Die 30-jährige Künstlerin und Grafikdesignerin, eine gebürtige Erlangerin, ist vielseitig kreativ und war bereits mehrmals im Burzenland.
Dass die Burzenländer eine so erfolgreiche Kulturarbeit leisten, ist auch den Freundschaften zu verdanken, die die Ortsvertreter untereinander pflegen. Für den 12.-14. Oktober 2012 planen sie ein Familienwochenende in Tschechien und ein halbes Jahr später, vom 12.-14. April 2013, treffen sie sich zu ihrer 30. (Jubiläums)-Arbeitstagung wieder in Crailsheim.
Siegbert Bruss