Ein gelungener "unartiger" Abend
Wie im Flyer schon bemerkt, trafen sich bei Annette Königes Soirée "viele Arten von Menschen", und während der Vorführung fand wohl auch der eine oder der andere seine "Unarten" wieder.
Annette hat viel gearbeitet für dieses Konzert. Schon das Auswählen der Stücke war nicht leicht, da sie während des Suchens immer wieder auf neue wunderschöne Arien, Lieder oder Chansons stieß. Jedem Gesangsstück ging ein überaus interessanter, passender Text voraus. Auch bei dieser Recherche traf sie auf ein reiches literarisches Material, bei welchem ihr die Entscheidung noch schwerer fiel, waren doch zum Beispiel Kästners oder Tucholskys Gedichte oder Nietzsches Briefe alle so aussagekräftig, geistreich und amüsant. Und dann die bangen Fragen: Werden überhaupt genug Zuhörer kommen? Werde ich den Erwartungen des Publikums genügen?
Nun, es kamen so viele, dass Zusatzstühle in den Saal gestellt werden mussten. Und die Erwartungen der Teilnehmer wurden mehr als erfüllt. Annette war in ihrem roten Kleid eine hinreißende, betörende Carmen. Im Schwipslied aus "Eine Nacht in Venedig" von Johann Strauß überzeugte sie als sympathische Angeheiterte.
Nach der Pause folgten Chansons. Die Texte frappierten durch ihre Aktualität, zum Beispiel Spolianskys "Alles Schwindel" und "Gesellschaftslied" zeigten die Verlogenheit besonders der Parvenüs. Die Sehnsucht nach einem finanziell abgesicherten Leben des "kunstseidenen Mädchens" von Irmgard Keun trug Annette überzeugend vor und in Holländers "Sexappeal" begeisterte sie das Publikum sowohl als Mauerblümchen wie auch als Verführerin.
Die Darbietung der Sängerin steigerte sich von Melodie zu Melodie und bei Kreislers makabren "Träumen" und "Gehen wir Tauben vergiften im Park" wollte der Applaus des Publikums nicht mehr enden. Als Zugabe folgte Hollaenders kulinarische Kriminalgeschichte vom Fürsten Stroganoff, welche Annette mit Bravour meisterte.
Die Sängerin bezauberte sowohl musikalisch als auch schauspielerisch. Die Anwesenden bewunderten die Wandelbarkeit ihrer Stimme, die Sensibilität, mit welcher sie die Texte las, ihre Bühnenpräsenz, ihre szenische Darstellung und Ausdrucksfähigkeit.
Dass das Konzert in so guter Qualität gelang, ist auch ein Verdienst der Pianistin Liana Stegaru-Fischer, die einfühlsam und gekonnt begleitete - und wir hoffen und freuen uns auf weitere Soirées in gleicher Besetzung.
Da dieser Abend ein so großer Erfolg wurde, steht schon ein Zusatztermin fest, am Sonntag, dem 26. Juni um 18 Uhr im Münchner Pelkovenschlössl.
Renate Kaiser