Die neuen Wappen des Burzenlands
Eines der Hauptziele der Regionalgruppe Burzenland für das Jahr 2010 war die Registrierung der Wappen der Burzenländer Gemeinden. Anlässlich des 800-jährigen Jubiläums der ersten Erwähnung des Burzenlandes 2011 wollte man diese Registrierung der Öffentlichkeit vorstellen. Die Wappen wurden auch als Motive für den Burzenländer Kalender 2011 verwendet, der mit dem ZG 109 kostenlos an alle Mitglieder ging.
Die nun registrierten Wappen sind zwar heraldisch Ortswappen, jedoch nicht im Sinne der politischen Orte unserer alten Heimat. Sie sind vielmehr Vereins- oder Körperschaftswappen, die in Zukunft von jeder HOG (Heimatortsgemeinschaft) und HG (Heimatgemeinschaft), jedem Verein und jeder Nachbarschaft hier in Deutschland verwendet und in der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfen. Auch die siebenbürgischen Kirchengemeinden und anderen örtlichen Einrichtungen im Burzenland können sie benutzen. Im Herkunftsland erstellen die Orte bzw. politischen Gemeinden allerdings andere, neue Wappen, die per Gesetz festgeschrieben sind. 1)
Die rund 250 sächsischen Orte Siebenbürgens, darunter auch kleine Dörfer und mittlere Gemeinden, besonders aber Marktorte und Städte, hatten schon früh eigene Ortszeichen, die jedoch nur als Viehbrandzeichen und Siegel verwendet wurden.
Das Burzenland ist der einzige Distrikt Siebenbürgens, von dem darüber hinaus (etwa seit der Mitte des 19. Jahrhunderts) die Ortswappen aller sächsischen Gemeinden überliefert sind. Über die Entstehung dieser Wappen und den Zeitraum, seit dem sie Verwendung fanden, herrscht allerdings z.T. Unsicherheit.
Zu den frühesten Ortswappen im Burzenland können die folgenden sieben gezählt werden, die auf alte Viehbrandzeichen zurückgehen: Brenndorf, Honigberg, Petersberg, Rosenau, Rothbach, Tartlau, Wolkendorf. Keine bildlichen Übereinstimmungen bestehen zwischen Ortswappen und Viehbrandzeichen bei folgenden Ortswappen: Heldsdorf, Marienburg, Neustadt, Nussbach, Weidenbach und Zeiden. (Vgl. Albert Arz von Straussenburg, „Siebenbürgische-sächsische Viehbrandzeichen“, sowie Balduin Herter, „Gemeindemarken – Viehbrandzeichen“, in: Siebenb. Archiv 16, 1981, S. 201ff.).
Mit dem Erscheinen des nun vorliegenden zweiten Bandes der Ostdeutschen Wappenrolle (Wappenbuch) ist die Wappenveröffentlichung vollzogen und das Projekt abgeschlossen.
Das Zeidner Wappen wurde in die Ostdeutsche Wappenrolle eingetragen und am 23.05.2010 unter der Nr. 13100210 mit folgender Blasonierung (Wappenbeschreibung) versehen:
„In Blau ein silberner, golden gekrönter Baumstumpf mit vier Wurzeln, flankiert von je einem goldenen sechszackigen Stern.“
Der Vorstand der Zeidner Nachbarschaft hatte diese Wappenbeschreibung bereits 1997 festgelegt und ihre gestalterische Form beschlossen. Die Wappenbegründung, die uns damals Balduin Herter geliefert hatte und im Wappenbrief übernommen wurde, lautet:
Krone und Baumstumpf mit Wurzeln im Wappen von Zeiden im Burzenland (Siebenbürgen) sind dem Kronstädter Wappen entlehnt und durch die beigefügten Sterne vom Wappen der Stadt unterschieden.
Die frühere Darstellung des Zeidner Wappenbildes findet sich auch auf alten Gemeindesiegeln und auf einer Urkunde: „Czeydin 1691“. Weitere Siegel, mit Krone, Baumstumpf mit vier Wurzeln sowie rechts und links mit jeweils einem Stern, sind nachgewiesen für die Jahre 1740, 1749-51, 1880 und 1892.
In dieser Form ist das Wappenbild übrigens identisch mit der Vignette aus der „Agenda“ (1547) des Johannes Honterus (vgl. Albert Arz v. Straussenburg, „Beiträge“ zur siebenbürgischen Wappenkunde, in: Siebenb. Archiv 16, 1981, S. 127).
Warum ist das Zeidner Wappen mal mit vier und mal mit fünf Wurzeln dargestellt? Was ist richtig? Leider finden wir hierzu keine schriftliche Belege. Aus meiner Sicht ist beides richtig und heraldisch vertretbar.
Eine Theorie dazu ist folgende:
Zeiden, damals Czaidin geschrieben, bestand vor 475 Jahren, also 1536, nach dem Burzenländer Steuerverzeichnis aus vier Quartalen (Vierteln): dem Marktgässer (Mortgesser), Apfelgässer (Epilgessyr), Hintergässer (Hyndertgessyr) und Langgässer (Langgeyssr) Viertel. Das dürfte der Grund gewesen sein, warum man das Siegel 1691 und auch 1740 auf dem uns bekannten Siegel mit vier Wurzeln dargestellt
Vor 250 Jahren, also 1761, wurde „die Gasse hinter dem Weiher“, die spätere Neugasse angelegt. 3) Ein neues Viertel kam dazu und eben auch eine weitere Wurzel im Wappen, was plausibel ist. Ab diesem Jahr finden wir Darstellungen vom Wappen mit fünf Wurzeln wie die Darstellung von Albert Arz v. Straussenburg, das Wappen auf S. 127. Waagerechte Linien stehen für die Farbe Blau, gepunktete Flächen für Gold, Weiß für Silber , wie hier die Wurzeln.
Veröffentlichungen von Burzenländer Siegeln und Wappenbildern, somit auch des Zeidner Wappens, gab es 1713, 1741, 1813, 1882, 1898, 1934, 1957. Eine detaillierte Aufzeichnung ist in der Einleitung des Sonderheftes, „Das Burzenland und seine Wappen“ einzusehen. Herausgeber dieses Sonderheftes ist die Regionalgruppe Burzenland. 4)
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass Balduin Herter als unser Heraldiker großen Anteil daran hat, dass die Burzenländer Ortswappen registriert wurden, auch wenn die Wappen vielleicht nicht immer seinen Vorstellungen oder Erkenntnissen entsprechen. Immerhin ist ein Projekt abgeschlossen worden, das sich über 20 Jahre hingezogen hat.
Udo Buhn
1) - vgl. das Vorwort der Sonderbroschüre „Das Burzenland und seine Wappen“, herausgegeben von der Regionalgruppe Burzenland, 2011, ISBN 9 783981 226256
2) –Albert Arz v. Straussenburg: Siebenbürgisch-sächsische Viehbrandzeichen, in Siebenbürgisches Archiv-Band 16, Köln u. Wien 1981, S209-235 (hier auch alle Abbildungen).
Heimatbuch von Gotthelf Zell
3) – vgl. Dück, Zeidner Denkwürdigkeiten (1335-1847) S. 37
4) - Einleitung von Balduin Herter und Karl-Heinz Brenndörfer in der Sonderbroschüre „Das Burzenland und seine Wappen“