Die Musikwoche Löwenstein

Wie auch im Vorjahr nahm das Zeidner Gesangstrio mit Effi Kaufmes, Annette Königes und Diethild Meier an diesem herausragenden musikalischen Ereignis teil. Herausragend aus mehreren Gründen: Ausgezeichnete Dozenten kümmerten sich einen ganze Woche lang intensiv um 130 Teilnehmer. Jung und Alt musizierten miteinander. Erfreulich war der hohe Anteil junger Leute; und etwa die Hälfte der Teilnehmer waren nicht Siebenbürger. So besteht die Möglichkeit unsere siebenbürgische Musik einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Die Zeidner Sängerinnen präsentierten bei einem der vielen internen Konzerte das bekannte rumänische Schlaflied „Somnoroase pasarele“, das Professor Heinz Acker speziell für sie dreistimmig gesetzt hatte. Professor Acker begleitete das Stück am Klavier. Für den „Bunten Abend“ studierte das Trio ein Swingstück ein und erntete auch dafür viel Applaus. Selbstverständlich sangen die Zeidnerinnen auch im Chor mit, der zusammen mit einem großen Orchester und Solisten die „Graner Messe“ von Franz Liszt im Abschlusskonzert präsentierte.

Die Zeidner Nachbarschaft hat diese Woche auch heuer mit 200 Euro unterstützt, was die Organisatoren dieser aufwändigen und hochwertigen Veranstaltung (hier ein Bericht von Johannes Kylian)zu würdigen wussten.

Annette Königes

Bericht von Johannes Kylian

Die Werke zweier Jubilare bildeten den musikalischen Mittelpunkt der 26. Löwensteiner Musikwoche, die in der Woche nach Ostern traditionell inmitten der Weinberger der „Schwäbischen Toscana“ stattfand. Träger der Veranstaltung mit über 130 Teilnehmern und Dozenten aller Altersstufen war die Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V. (GDMSE).

Ein außergewöhnliches Ereignis bildete dabei das Abschlusskonzert am 30. April in der Stiftskirche Öhringen, unter anderem mit der Aufführung der großen „Missa solemnis“ von Franz Liszt und der „Toccatina“ für Orchester von Helmut Sadler.

Die „Missa solemnis“ für Soli, Chor und Orchester schrieb Liszt, der heuer 200 Jahre alt geworden wäre, 1855 zur Einweihung der großen Basilika zu Gran (ungarisch: Esztergom), uraufgeführt wurde sie 1856. Die „Graner Messe“ gehört zu den herausragenden Messkompositionen des späten 19. Jahrhunderts und fordert mit ihrer großen Besetzung das gesamte Ensemble heraus. Typisch sind die exzellent instrumentierten Wechsel zwischen Kontemplation und strahlendem Jubel, die ausgefeilte motivische Arbeit und eine höchst farbige, komplexe Harmonik.

Auch die 1981 komponierte „Toccatina“ für großes Orchester von Helmut Sadler ist ein anspruchsvolles Stück, das einerseits von farbig instrumentierten Klangflächen und -teppichen, andererseits von sprühender Rhythmik und Polytonalität, nicht ohne Anklänge an Südosteuropa, dominiert wird. Sadler, der 2011 seinen 90. Geburtstag feiert, gehört zu den wichtigsten lebenden Komponisten siebenbürgischer Herkunft, er ist Ehrenmitglied der GDMSE und Stammgast bei den Löwensteiner Musikwochen. Leider konnte er aus gesundheitlichen Gründen bei dem Konzert in Öhringen nicht anwesend sein.

Er hätte erlebt, wie ein überwiegend aus Jugendlichen zusammengesetztes Orchester unter der bewährten Leitung von Prof. Heinz Acker und Konzertmeister Harald Christian nach nur einwöchiger Probenzeit eine feurige und überzeugende Lesart der „Toccatina“ vorlegte, die von den zahlreichen Zuhörern mit viel Applaus bedacht wurde. Nicht weniger erfolgreich war der von Gertraud Winter geleitete Jugendchor der Musikwoche, der das Konzert eröffnete und mit rund 50 Mitgliedern eine mehr als beachtliche Größe aufwies.

Den Höhepunkt bildete dennoch die – ohne „Credo“ und „Sanctus“ – aufgeführte „Graner Messe“ von Franz Liszt, die nicht nur einen großen Chor- und Orchesterapparat forderte, sondern diesem auch alles abverlangte. Begeistert reagierte das Publikum auf den gewaltigen Klangeindruck, zu dem neben Chor und Orchester der Musikwoche die vier Solisten Johanna Boehme (Sopran), Renate Dasch (Alt), Hans Straub (Tenor) und Ralf Ellinger (Bass) beitrugen – angeleitet wiederum von Prof. Heinz Acker, der im Vorfeld der Musikwoche die Partitur in mühevoller Kleinarbeit für den Gebrauch eingerichtet hatte.

Neben diesem öffentlichen Großereignis bot die Musikwoche Löwenstein allen Beteiligten – von der musikalischen Früherziehung bis zum Streichquartett, von der Blockflöte bis zur Posaune – Gelegenheit zur Entfaltung. In mehreren internen Vorspielen konnten nicht nur junge Musikerinnen und Musiker ihr Können vor einem aufmerksamen, Mut machenden Publikum präsentieren. Deutlich wurde dabei auch, wie sehr die Musikwoche Löwenstein vieler ihrer Teilnehmer geprägt hat: Die Geigerin Miria Sailer etwa präsentierte – begleitet von Liane Christian - einen vollendet gespielten Satz aus Mozarts A-Dur-Violinkonzert. Sie studiert jetzt Geige und hatte einst auch in Löwenstein ihre ersten musikalischen Gehversuche gemacht.

Zu Gast waren wie immer auch Instrumentalisten aus Rumänien (diesmal aus Temeswar und Klausenburg), die die Musikwoche bereicherten und das Orchester unterstützten. Nicht zu vergessen ein informativer wie unterhaltsamer Vortrag des Vorsitzenden der GDMSE, Dr. Franz Metz, über die Reise von Franz Liszt durch das Banat und Siebenbürgen.

Anteil an dem ganz besonderen und fruchtbaren Miteinander hatte einerseits die Tagungsstätte Löwenstein mit ihrer ausgeprägten Gastlichkeit, andererseits waren dafür die Dozenten der Musikwoche verantwortlich: Harald Christian (Geige), Christa Gross-Depner (Viola), Jörg Meschendörfer (Cello), Hannelore Wagner (Holzbläser), Iris Lichtinger (Blockflöten), Aurel Manciu (Blechbläser), Johanna Boehme (Gesang), Liane Christian und Christian Turck (Klavier), Prof. Heinz Acker (Chor- und Orchesterleitung), Xaver Detzel (Chor), Gertraud Winter (Jugendchor und Musikalische Früherziehung) und Bettina Wallbrecht (Tanz, Organisation). Die Gesamtleitung lag in den Händen von Wolfgang Meschendörfer und Johannes Killyen.

Besonders zu danken ist folgenden Unterstützern: Innenministerium Baden-Württemberg, Kulturreferentin für Südosteuropa im Donauschwäbischen Zentralmuseum, HOG Kronstadt, HD Hermannstadt, Nachbarschaft Zeiden und HOG Bartholomae.

www.suedost-musik.de

Johannes Killyen