Für den Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Identität
Zeitungskrise in Rumänien beendet: Die „Karpenrundschau“ ist vorerst gerettet
Von der Öffentlichkeit im Ausland fast unbemerkt, spielten sich im Juli 2008 Ereignisse in Siebenbürgen ab, die die dortige sächsische Gemeinschaft stark getroffen haben. Die „Allgemeine Deutschen Zeitung für Rumänien“ (ADZ – bis 1992 „Neuer Weg“) kündigte am 1. Juli überraschend an, ihre tägliche Erscheinungsweise zum Monatsende einzustellen. Das hätte zugleich das Aus für die „Karpatenrundschau“ in Kronstadt bedeutet. Eine traditionsreiche Wochenschrift, die zunächst ab 1957 als „Volkszeitung“ und seit 1968 als „Karpatenrundschau“ (seit 1996 als Beilage der ADZ) erscheint, wäre dadurch sang- und klanglos zu Grabe getragen worden.
Die lapidare Bekanntmachung der ADZ-Redaktion führte zu heftigen Protesten vor allem unter den Sachsen im Burzenland. Für sie hätte die Einstellung der „Karpatenrundschau“ einen herben Verlust bedeutet, da sie – im Gegensatz zu ihren Landsleuten am Zibin und im Altland – durch keine selbständige Wochenzeitung wie die „Hermannstädter Zeitung“ versorgt werden. Deshalb waren sich die Vertreter des Kronstädter Forums und der Kirche bald einig, dass die „Karpatenrundschau“ gerettet werden muss.
Starke Zeichen der Solidarität und Unterstützung gab es aus dem Ausland. In einer Absichtserklärung vom 15. Juli 2008 sicherten die Regionalgruppe Burzenland des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften e.V. in Deutschland sowie der Kronstädter Einrichtungen in Deutschland („Kronstadt-Allianz“, HOG Kronstadt, HOG Bartholomae, Verein „Neue Kronstädter Zeitung e.V.“, Kronstädter Stammtisch in Stuttgart) zu, die Fortführung der deutschsprachigen publizistischen Tradition in Kronstadt zu unterstützen.
Gegen die Einstellung der Tageszeitung sprach sich am 19. Juli auch das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) unter ihrem Vorsitzenden Dr. Paul Jürgen aus. Beendet wurde die Krise durch ein Machtwort von Klaus Johannis, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien“ (DFDR), der sich die Stimmung der Forumsmitglieder inzwischen zu Eigen gemacht hatte. In einem Schreiben vom 21. Juli forderte der Hermannstädter Bürgermeister den ADZ-Aufsichtsrat auf, die notwendigen Schritte einzuleiten, „damit die ADZ als TAGESZEITUNG weiter erscheint und dem Forum dieses Sprachrohr erhalten bleibt“. Das Landesforum ist seit 2006 Herausgeber der ADZ.
Diese positive Wende nahm der Vorstand des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt (DFDKK) in einer Sitzung am 21. Juli mit Genugtuung zur Kenntnis. Das Kronstädter Kreisforums stellte unter ihrem Vorsitzenden Wolfgang Wittstock fest, „dass ADZ und KR wichtige identitätsstiftende und identitätserhaltende Institutionen unserer rumäniendeutschen Sprach- und Kulturgemeinschaft sind“.
Die Situation der ADZ hat sich inzwischen normalisiert. Der ADZ-Verwaltungsrat beschloss noch am 21. Juli, die ADZ als Tageszeitung zu erhalten und die Redakteure, denen in den letzten Wochen gekündigt worden war, wieder einzustellen. Dazu gehört auch die Kronstädter Journalistin Rohtraut Wittstock. Sie löst als interimistische Chefredakteurin den 25-Jährigen Dan Cărămidariu ab, der seinen Rücktritt erklärte.
Die „Karpatenrundschau“ wird von drei Redakteuren betreut: Ralf Sudrigian, Dieter Drotleff und Hans Butmăloiu. Das Kronstädter Kreisforum hat beschlossen, vorbehaltlich der Zustimmung durch das Landesforum, als Herausgeber der „Karpatenrundschau“ zu figurieren und die journalistische Qualität der Wochenschrift, durch die Gründung eines Redaktionsbeirates zu verbessern.
Die Zukunft der „Karpatenrundschau“ kann nur gesichert werden, wenn sie – durch attraktive Inhalte – einen höheren Zuspruch unter ihren Lesern im In- und Ausland findet. Ein Auslandsabonnement kann zum Preis von 40 Euro pro Jahr über Renate Petrovsky, Röntgenstraße 38, 69126 Heidelberg, Telefon/Fax: (0 62 21) 37 50 33, bestellt werden. Ein Vierteljahresabo kostet also 10 Euro. In der Kronstädter Redaktion, Strada Mihail Sadoveanu 3, RO-500030 Braşov, Telefon/Fax: (00 40-2 68) 47 58 41, ist die Wochenzeitung zum Jahrespreis von 85 Lei erhältlich.
Siegbert Bruss