Persönliches zu dem Zeidner Nachbarschaftstreffen in Friedrichroda
Erlangen, den 25.6.2006
Ab dem Moment in dem ich die Räumlichkeiten betrat, wo sich unsere Zeidner Nachbarschaft trifft, begab ich mich in eine Parallelwelt zu meinem normalen Alltag, wie sie ähnlich auch in dem Jugendbestseller „Harry Potter“ beschrieben wird.
In meinem Fall konnte ich 31 Jahre nach dem Verlassen dieser großen Gemeinschaft (Wegzug und private Entwicklungen in meinem Leben) trotzdem mühelos daran anknüpfen.
Ich komme sehr gerne zu diesen Treffen, bei denen ich eintauchen kann in die Erinnerungen an eine so glücklichen Kindheit und Jugend, wie ich sie damals empfunden habe. Unsere Gemeinschaft stellt den gesamten Mikrokosmos einer Gesellschaft auf kleinstem Raume dar. Dies spürte auch unser Sohn, der dieses Treffen erstmals als junger Erwachsener und nicht mehr als Kind erlebte und sich sehr wohl fühlte.
Im Vordergrund stehen für mich immer die Begegnungen mit den Menschen. Wenn diese dann noch umrahmt werden von einem so vertrauten musikalischen Begleitprogramm (Gitarrenkränzchen, Blasmusik), fühle ich mich um Jahre zurück versetzt z.B. auf einen der „Bunten Abende“.
Man trifft hier die Verwandten, die man leider nur noch selten sieht, sich ihnen aber unverändert verbunden fühlt, wie das zu Zeiten der großen Familienfeiern war, wo diese Bande immer wieder aufgefrischt wurden und jetzt diese Treffen dazu beitragen. Es sind aber auch die ehemaligen Nachbarn da, zu denen ein sehr nahes Verhältnis gepflegt wurde, und Schulfreunde, mit denen man gemeinsam erwachsen wurde und Freuden und Leiden auf der Schulbank geteilt hat. Man trifft Kindergärtnerinnen, Lehrer, Musikanten- ehemals Wegbegleiter zu Fest- und Traueranlässen- und viele Andere, mit denen ich einen Teil meines Weges gemeinsam ging, auch zunächst Namenslose, deren Zugehörigkeit sich dann über Familien- bzw. Geburtsname oder die Adresse in Zeiden meist schnell erschließt.
Besonders berühren mich die Treffen mit den Kränzchenfreundinnen meiner Mutter und deren Kindern. Sie rufen nochmals andere, sehr intensive Erinnerungen an das Elternhaus wach.
Am Ende eines solchen Treffens fahre ich völlig übermüdet und heiser, aber glücklich zurück in mein jetziges Leben, zu meiner Familie. Für die nächsten 3 Jahre wird für mich der Kreis der „Alten-Heimat-Verbundenen“ wieder sehr klein und Schwester, Tante, Cousinen und Cousins müssen das Band zu dieser Welt aufrecht halten.
Nach einer kurzen Erholung wird zu Hause und im nicht-siebenbürgischen Freundeskreis detailreich, unter Zuhilfenahme von Alben, Lexika und Bildbänden der Burzenländer Heimat berichtet und die Botschaft hinausgetragen von einer auch in der Diaspora vorbildlich funktionierenden und zusammenhaltenden Volksgemeinschaft. Ich möchte daher den Organisatoren dieser Treffen und allen anderen ehrenamtlich Tätigen für ihr großes Engagement und ihre Arbeit für unsere Gemeinschaft danken.
Dr. Monika Geissing