In den letzten Jahren wurde die Ausstellung „Kirchenburgenlandschaft Siebenbürgen – ein europäisches Kulturerbe“ der Stiftung Kirchenburgen in verschiedenen Orten in Deutschland und darüber hinaus einem breiten Publikum gezeigt. Sie soll auf die einmalige Kirchenburgenlandschaft aufmerksam und dieses Kulturerbe über Rumänien und die Siebenbürger Sachsen hinaus bekannt machen. In Deutschland unterstützt der Verband der Siebenbürger Sachsen die Stiftung Kirchenburgen in ihrem Ansinnen.

Aktuell ist diese Ausstellung im Rathaus von Remseck am Neckar zu sehen. Das 26 000 Einwohner zählende schwäbische Städtchen liegt an der Mündung der Rems in den Neckar im Kreis Ludwigsburg. Seit 2018 pflegt Remseck eine Städtepartnerschaft zu Zeiden im Burzenland. Daher ist es gut und richtig, auch die Bürger Remsecks über das kulturelle Erbe der Siebenbürger Sachsen in Form ihrer Kirchenburgen zu informieren. Durch diese Ausstellung ergibt sich nun eine sehr gute Kooperation der Stadt Remseck mit mehreren siebenbürgisch-sächsischen Partnern. Unterstützt wird die Ausstellung vom Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, der Zeidner Nachbarschaft, dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat, dem Kulturreferat für Siebenbürgen, Bessarabien, Dobrudscha und den Karpatenraum am Siebenbürgischen Museum und natürlich der Stiftung Kirchenburgen.

Nach der Eröffnung der Ausstellung - Foto Rainer Lehni

Der Standort der Ausstellung ist gut gewählt: Auf drei Ebenen im ganzen Rathaus sind die Rollups, nach Themen gegliedert, zu sehen. Gezeigt werden zudem drei Rollups über die Kirchenburg in Zeiden, die von der Zeidner Nachbarschaft eigens für diese Ausstellung gestaltet wurden.

Bei der Eröffnung der Ausstellung am 9. September fand sich ein zahlreiches gemischtes Publikum aus Remseckern und Siebenbürger Sachsen, darunter erfreulich vielen Zeidnern aus der Region, ein.

Eine Gruppe von Zeidnern vor den Rollups der Zeidner Kirchenburg - Foto privat

Luthers Reformationschoral „Ein feste Burg ist unser Gott“ zog sich in den Ansprachen und auch musikalisch durch diese Ausstellungseröffnung. Remsecks Erster Bürgermeister Jo Triller wies in seiner Ansprache auf die Kirchenburgen hin, die offen stehen für alle Menschen und gleichzeitig wehrhaft waren, weil sie den Menschen Schutz sowie geistige und habhafte Nahrung gaben. Triller rief dazu auf, im Heute solidarisch zu bleiben, geeint in den Werten und für die Werte in Europa, über Grenzen hinweg, verbunden den Menschen, der Menschlichkeit und dem Glauben an eine gemeinsame Zukunft.

Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft, wies auf die Kirchenburgen als sichtbares Erbe unserer Gemeinschaft im Karpatenbogen hin, das es zu erhalten gelte, auch unter den total veränderten Bedingungen in Siebenbürgen. Neben den siebenbürgisch-sächsischen Trachten seien die Kirchenburgen prädestiniert, die Siebenbürger Sachen in der bundesdeutschen Öffentlichkeit bekannt zu machen, so Lehni. Auch die staatliche Unterstützung durch Deutschland und Rumänien beim Erhalt dieses Kulturerbes mahnte der Bundesvorsitzende an.

Nach der Eröffnung der Ausstellung - Foto Vanessa Öhler

Der Vorsitzende des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrats, Dr. Stefan Măzgăreanu, sagte in seinem Grußwort, dass es unsere Ausgabe sei, das Erbe und die Werte der Siebenbürger Sachsen sichtbar zu machen und für künftige Generationen – egal welcher Herkunft – zu erschließen. Das sei nur möglich durch das Miteinander und Zusammenwirken von Institutionen, aber auch die Unterstützung aus Politik und Gesellschaft.

In seiner Einführung in die Ausstellung erläuterte der ehemalige Geschäftsführer der Stiftung Kirchenburgen, Philipp Harfmann, zunächst, was eine Kirchenburg ist. Kirchenburgen gebe es auch in anderen Regionen Europas, aber in dieser Dichte nur in Siebenbürgen. Die von der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien gegründete Stiftung, die unter der Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten und rumänischen Staatspräsidenten steht, hat zum Ziel, die Vielfalt dieser Kirchenburgenlandschaft zu erhalten.

Ein herzlicher Dank geht an das Geschwisterpaar Anna Umer und Tobias Krempels, die die musikalische Umrahmung der Veranstaltung gestalteten. Ob „Ein feste Burg ist unser Gott“, „Irische Segenswünsche“ oder „Af deser Ierd“ – es war ein Genuss, den beiden jungen Menschen zuzuhören. Nach dem Rundgang durch die Ausstellung mit intensiven Gesprächen bei einem Gläschen Sekt ging eine rundum gelungen Eröffnung zu Ende. Die Ausstellung kann noch bis zum 8. Oktober im Rathaus in Remseck am Neckar zu den Öffnungszeiten besucht werden.

Rl