21.09.2021

MoWa 11 + 22 – eàlf ànt zpoinànzpoàeànzech

„Wir kommen wieder, keine Frage! Vielleicht sogar beim Wandern zur Schatzbergalm …“ So endete der Bericht 2020. Vom 10. bis 12. September 2021 hatten wir nun die Gelegenheit, das Versprechen einzulösen. Früher im Jahr sollte es sein, damit wir das Angebot im Ferienhof Birkenau voll nutzen und auch in den hauseigenen Pool springen könnten. Und dann wurde es ein Regenjahr, das im August schon mit recht niedrigen Temperaturen aufwartete. Zum Wandern ideal – und für Unverfrorene immer noch für einen Sprung ins kühle Nass gut. Doch fangen wir von vorne an.

Am Freitag, dem 10. September, begrüßte nicht Organisator Kuno Kraus die Zeidner, die unterschiedlich motorisiert eintrafen, sondern Altnachbarvater Udo Buhn. Kuno konnte berufsbedingt erst am nächsten Morgen ins Zeidner Wochenende starten. Lutzi und Gudrun waren als erste in der Region eingetroffen und erkundeten sie gleich per E-Bike: die weiten Felder und schmucken Dörfchen mit Zwiebelturmkirchen und üppigen Geranienkaskaden an wuchtigen Holzbalkonen, ein Radler, ein Dunkles, den Ammersee als Wolkenspiegel, vorbei an duftenden Ackerfurchen und dem Bulldog, der sie gezogen hat – hin zu den Landsleuten, die sich am Ortsrand von Dettenschwang zusammenfanden. Lutzi dokumentierte alles mit der Kamera.

11 Motoradfahrer und 22 Wanderer sollten es an diesem Wochenende sein, und vor allem zum Feiern kamen noch ein paar Tagesgäste. Die coronabedingte Vorgabe 3G – genesen, geimpft oder getestet – hatte sie nicht geschreckt, sondern manchem das einzige Zeidner Highlight des Jahres ermöglicht. Mit Sonnenschein und ausgelassenem Badespaß begann der erste Tag, ergänzt von Gaumenfreuden vom Nudelbuffet und einem abendfüllenden Gesprächsmarathon.

DJ Adrian legte zeitgleich auf dem Kreuzfahrtschiff „Aida“ auf, also übernahm in Vertretung „DJ Egmond“ dessen Playlist, und bald dröhnte es in Überzimmerlautstärke aus dem Lautsprecher. Dazwischen fand sich genug Zeit für Schnappschüsse mit den Freunden, ein Schäkern mit dem ehemaligen Nieàbàrvuàtàr und den obligatorischen Mitternachtssnack: Bàufloàeàsch mat Zpibàl, Bràit ànt Pali. Der Schlaf war dann kurz und intensiv, das Wiedersehen am nächsten Morgen etwas schleppend.

Doch gegen das Gähnen hatte man sich einiges vorgenommen. Mit dem Frühstück kamen die Lebensgeister wieder, und bis zum ersten Gruppenbild hatten sich schon alle wachgelacht. Auch die beiden Wander-Tagesgäste Helmuth und Georg stellten sich ein, und kaum waren die Motorisierten in die Nebelwand losgedonnert, da setzte sich auch der bunte Pulk der Rucksackträger per pedes in Bewegung – erstmal nur bis zu den Autos. Das Ziel, der höchste Hügel unmittelbar neben dem Ammersee, der Schatzberg, lag zu weit weg für eine gemütliche Wanderung, und so fuhren ihm einige Fahrgemeinschaften bis zum Parkplatz am Dießener Marienmünster entgegen.

App-gestützt lotste Kuno alle auf sonnenbeblümten Schleichwegen aus dem Markt am Ammersee, und bald fand man sich zwischen saftigen Wiesen und den ersten Ausläufern des Buchenwaldes wieder. Schilder am Wegrand erklärten die Kalktuff-Terrassen, die seine Wurzeln stützen und nähren und auch die Bewandtnis des in Tuff gefassten Mechtildisbrunnens: 1127 wurde die Heilige in der Burg Schönenberg geboren, wo die Quelle entspringt – und bei so viel geballter Schönheit musste deren Wasser zwangsläufig hilfreich sein bei Augenleiden.

Auf halbem Weg verlief man sich in einen Waldkindergarten, was den Weg geringfügig verlängerte, doch bald schon lud eine Kapelle zu Rast und Innenschau ein. Noch waren die Zeidner aber zu schwungvoll unterwegs, um zu pausieren. Weiter ging’s, beschallt von Thorstens Blasmusik aus der Hosentasche, vorbei an noch stehenden oder schon liegenden Baumriesen, an urig grob gezimmerten Bänken und Tischen, immer wieder den Pfützen des letzten Gewitters ausweichend, weiter hinauf, bis ganz nach oben.

Das Gipfelglück toppte die durch die Wolkenwand brechende Sonne, die rechts in der Ferne die Kirche auf dem Hohen Peißenberg in silbriges Licht tauchte. Und auch die weiter entfernte Bergkette der Ammergauer Alpen auf der linken Seite materialisierte sich zunehmend. Darauf eine Runde Pali!

Jetzt wurde man aber auch hungrig. Nach einem sanften Abstieg durch die Buchen-„Kathedrale“, die stellenweise mit wahren Pilzkolonien auf Baumstümpfen überraschte, erreichten wir wenige Minuten später die „Schatzbergalm“. Für die Strapazen entschädigte uns das Angebot der fantastischen Küche: von karamelisiertem Ziegenkäse über Tiroler Knödeltrio, Waldpilze und Dunkelbierbraten bis hin zu saftigen Spareribs. Gesättigt vom Auge bis zum Magen traten wir den Rückweg an.

Graue Wolkenballen zogen über uns hinweg, gelegentlich schickten sie leichten Niesel auf die Feuchtwiesen und auf uns herab. Eine bunte Herde Galloway-Rinder ließ sich mit Leckereien verwöhnen, ein Hofladen lockte mit Weidemilch und Bauernhof-Eis, und beim SOS-Kinderdorf betraten wir nach 8 Kilometern wieder Dießen.

Weil der Tag noch jung war, streiften wir durch den Schacky-Park – dieses ehemalige Kleinod des Jugendstils, das für einige Jahrzehnte dem Verfall preisgegeben war und jetzt von einem beherzten Förderkreis Stück für Stück nach altem Vorbild erneuert wird. Ein kleiner Monopteros von 1905 thront auf dem Hügel über einem verträumten Teich; die darin eingemittete Löwenkopf-Sitzbank lud einige zum Probesitzen im Grünen ein. Der Fotograf Christoph Franke hatte durchscheinend bedruckte Baum-Analogien zu Herz, Lunge und Nerven aus seiner Ausstellung „Die Luft zum Atmen“ in die Baumriesen gehängt. Vorbei am stillgelegten Entenhaus ging es zum Apollobrunnen und der Apfelbaumallee, die von einer Fülle von Anemonenblüten gesäumt wurde.

Auf grünen Schleichwegen lotste Kuno uns durch ein schattiges Tal mit einem Bach, der sich in einem kleinen Wasserfall unter den alten Steg stürzte. Von dort führten einige Stufen hinauf zum Augustiner-Stift und dem 300-jährigen Klostergebäude, wo eine Steintafel von der Heiligen Mechtildis zeugt. Durch einen Torbogen traten wir in den Sonnenschein vor dem Marienmünster, was einige uneingeschränkt genießen wollten. Andere betraten neugierig den jüngst renovierten Kirchenraum und bestaunten die üppige Ausstattung mit bayerischem Barock in dieser ehemaligen Stiftskirche. Ein kurzer Fußmarsch zum Parkplatz beendete später die Wanderetappe des MoWa-Treffens.

In der Abendsonne in Birkenau stellten sich bald darauf auch die Motorradfreunde ein. Egmond hatte eine 250-Kilometer-Tour durch Oberbayern festgelegt und auch immer wieder kurze Pausen eingeplant. Ein besonderer Mitfahrer war der Weidenbächer Nachbarvater Wieland Schmidts, der übrigens auch den Speck für Freitagnacht kredenzt hatte. Der jüngste Biker, Oliver, war nun schon das vierte Jahr dabei, diesmal mit Freundin Morana als Sozia. Dirk hatte seine kleine Maschine stehenlassen und sich kurzerhand hinter Theo mit auf dessen Yamaha FJR 1300, mit 144 PS und 290 kg die leistungsstärkste und schwerste der Gruppe, geschwungen.

So knatterten sie, wie berichtet wurde, bei herrlichem Sonnenschein von Dießen über Schongau durch den schönen Schwangau ins Ammergebirge, vorbei an den Schlössern Hohenschwangau und Neuschwanstein nach Füssen. Nach einem kurzen Aufenthalt fuhren sie über Halblech zurück nach Steingaden, in dessen Klostergarten auch ein „Wunderkreis“ eingelassen ist, und an Wildsteig vorbei bis nach Unterammergau. Auf der Steckenberg-Alm, gleich neben der Sommerrodelbahn, gönnten sich die Biker eine Mittagspause mit einer stärkenden Brotzeit. Mehrere Straßensperrungen erforderten fortan eine ortskundige Leitung, und so übernahm Theo am Nachmittag die sichere Führung der Gruppe.

Die Weiterfahrt liest sich dann wie ein Werbeprospekt bekannter Ausflugsziele: durch das malerische Oberammergau und Kloster Ettal tief hinein ins Werdenfelser Land nach Garmisch-Partenkirchen und in das Geigenbauerstädtchen Mittenwald (912 m). Von dort bogen sie ab nach Norden ins Estergebirge und den Wallgau, neben Kesselberg und Walchensee am Jochberg entlang zum Kochelsee und dann nach Sindelsdorf. In Uffing schrammten sie knapp am Staffelsee vorbei und kehrten schließlich über Weilheim und Dießen zurück zum Ammersee, an den mit 533 Höhenmetern tiefsten Punkt der Fahrt, und noch ein kleines Stück aufwärts in den Dettenschwanger Ferienhof.

Dort fuhr Michael Koller den Grill raus, und bald bestückte seine Frau Petra das Salat- und Beilagenbuffet. Cevap­­cici statt Mici und Halsgrat statt Bauchfleisch erfreuten die Gäste, und auch an Putensteaks und Grillkäse war gedacht. In der tief stehenden Abendsonne im Freien schmeckte es nochmal so gut. Lange hielten die Zeidner draußen durch, wo ein, zwei kleine JBL-Lautsprecher erstaunlich laute Musik lieferten. Unter Sichelmond und Abendstern tanzte man zu „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ genauso wie zu den Jugend-Hits der 1970er Jahre. Christian versuchte sich gar im Hip-Hop auf der Bierbank, und es dauerte lange, bis die Kälte der Nacht sie hinein ins Haus trieb.

Dort verkündete Kuno den Wunsch der Motorradfreunde, das nächste Treffen wieder an einen anderen Ort zu verlegen: Das Brixental bei Kufstein ist ihr Favorit für 2022. Um Mitternacht stärkte man sich noch mit dem kleingeschnittenen restlichen Grillgut und natürlich viel Pali – und die letzten krochen erst gegen 3 Uhr ins warme Bett.

Das Sonntagsfrühstück stärkte die meisten schon für die Heimfahrt – nach Geretsried und Marbach, nach Steppach und Metzingen, nach Wertingen und Eschach. Für die Motorradfahrer war das bei Traumwetter ein besonders schönes Unterfangen. Zwei Pärchen aber packten jetzt ihre E-Bikes und fuhren den Ammersee entlang durch eine abwechslungsreiche Landschaft nach Norden. Wie an einer Perlenkette reihen sich dort die Dörfer auf: Riederau, Holzhausen, Utting, Schondorf, Eching, Stegen. Dort, im Biergarten Schreyegg, lag ihr Ziel. Die Hoffnung, von hier einen Blick auf das Alpenpanorama zu erhaschen, zerschlug sich jedoch: Die Sicht reichte nur bis zum Glockenturm des Marienmünsters. Doch das bunte Treiben der Stand-up-Paddler, Schwimmer, Ruderer und Enten auf dem Ammersee und vor allem auch der Steckerlfisch mit Riesenbreze und einem kühlen Bier entschädigten dafür. Der Rückweg durch das Hinterland führte im Auf und Ab über den waldbadähnlich anmutenden Windachspeicher zurück nach Dettenschwang. Man gönnte sich noch einen letzten Kaffee in Birkenau – und verabredete sich spätestens zum Skitreffen im Februar. Nur dà Gàsand!

Carmen B. Kraus

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