11.10.2019

MoWaTreffen 2019: Früchtetee, Schweiß und gute Feier

Oder: Warum wir Zeidner etwas Besonderes sind

Es ist eine dieser ruhigen Sonntagnächte im Herbst. Die Menschen bereiten sich auf die kommende Woche vor, die Straßen sind leer, es ist still und friedlich - der perfekte Ausklang eines perfekten Tages. Freunde, wir hatten wieder ein MoWaTreffen! Und es war toll, wie immer! Mit einem glücklichen Lächeln brause ich Richtung Stuttgart, Richtung Bett - genügend Zeit, um noch über die wichtigsten Eindrücke des Treffens nachzudenken.

Es ist schon etwas Besonderes mit uns Zeidnern. Zu Recht sagte Egmond Kauffmann hierzu: Stell ein paar Zeidner und einen Kasten Bier in einen Raum und schon hast du eine Party. Und es stimmt. Doch der Reihe nach: Hans Königes bat mich - übrigens zu Recht - dieses Mal einen etwas normaleren Text zu schreiben. Selbstverständlich! Dieser ist unter der Überschrift “Ablauf!” ein paar Absätze weiter unten zu finden. Doch ich konnte es auch nicht lassen: für den Leser, der mehr als die reinen Fakten wünscht, hier nun etwas oben drauf:

Das Wort: “TOLL!” als Résumé für das Treffen hätte genügt. Also erlaube ich mir wieder, die Geschehnisse etwas textlich auszuschmücken. Es ist genau SO passiert, oder so ähnlich. :-)

Wir schreiben den 13. September im Jahre des Herrn 2019. Es war wieder soweit. Kuno Kraus rief und sie kamen. Ein Bataillon tanz- und bewegungsfreudiger Zeidner folgte seinem Ruf und trainierte auch dieses Jahr wieder Füße, Schräglagen und Lachmuskeln. Wo der Schwabe vermeintlich in den Keller zum Lachen geht, da baut der Zeidner die Disco auf und rockt so lange, bis auch der letzte Konfirmand im Hause weiß, dass er da ist, der Zeidner, - aber dazu später… Und als ob das nicht reicht, - dann treibt er auch noch Sport, der Zeidner!

Wir kamen, wir parkten, wir feierten.

Wo der Zeidner auftaucht, da wird alles plötzlich bunt, lebendig und laut. Die graue Tristesse eines Ruhrgebiets verwandelt sich plötzlich in das bunte Leben einer italienischen Küstenstadt an der Riviera. Wo der Zeidner tanzt, da gibt es keine Gebrechen mehr. Geschmeidige Latino-Hüftschwünge zu 90iger Dance-Music von DJ Bobo verwandeln auch jedes CVJM-Heim (Christlicher Verein Junger Menschen-Heim) in eine brasilianische Tanzschule. Wo der Zeidner lacht, nimmt sich jeder Therapeut Urlaub. Dieses Geschenk, ja diese Kraft verlangt natürlich einer besonderen Auswahl. Welchen Landstrich und welche Leut` wollen wir dieses Mal mit dem Zeidnerischen Dasein beglücken? - Die Wahl fiel dieses Jahr auf einen vermuteten weißen Fleck auf der Landkarte südländischer Leichtigkeit: Die Schwäbische Alb, bzw. der Fuß der Schwäbischen Alb, - dem sogenannten Albtrauf.

Und siehe da, die Wahl war gut. Gut über fünfzig ausgeruhte und solvente Zeidner trafen sich im Hause Lutzenberg, das zum Ort Althütte gehört. In der Nähe sind als größere Gemeinde Backnang, die Stauferstadt Schwäbisch Gmünd und als Ausflugsziel der Ebnisee zu nennen. Und für die Freunde historischer Bedeutsamkeit: Wir befanden uns unweit des Bergs Hohenstaufen (37 km), mit der Ruine der Stammburg der Staufer. Historisch gesehen, trafen wir uns also unweit der Keimzelle des heutigen Landes Baden-Württemberg - wo sonst! Jedes Mal staunen wir, dass wir noch besser aussehen. als im Jahr zuvor. Dabei müssten wir doch sichtlich verlebt auf der Couch daheim dem ruhigen Lebensabend entgegensehnen. Doch nichts dergleichen. Der Zeidner lebt und er lebt gut!

Freitag:

Kuno Kraus nahm auch dieses Jahr die organisatorische Verantwortung in die Hand. Für die Touren mit dem Motorrad engagierte sich Egmond Kauffmann und die lokalen Zeidner Biker. Freitag, den 13. September war Anreise. Nach herzlichen Begrüßungen gab es einen Plausch auf der Terrasse bei herrlicher spätsommerlicher Sonne. Gegessen wurde im neuen Speisesaal des CVJM-Heims. Kuno hielt eine kurze Willkommens-Ansprache und teilte mit, wie der Tagesablauf für Samstag gedacht war. Am Abend legte DJ Adrian Königes tolle Musik auf, die zum Tanzen einlud. Von House bis Rock war alles dabei. Adrian weiß einfach, was wir wollen. Viele angereiste Zeidner tanzten am Freitag schon ordentlich und sehr lange… es wurde eine kurze Nacht.

Samstag:

Ab 8 Uhr morgens gab es Frühstück. Nach dem Frühstück wurden Motorradtouren besprochen und die Wanderungen. Losgehen sollte es für alle Beteiligten um 10 Uhr - natürlich nach einem ordentlichen Fotoshooting! Kuno hatte noch eine tolle Überraschung für uns! Sonnenbrillen speziell für das MoWaTreffen 2019 seitlich bedruckt. Die Sonnenbrillen kamen gut an und waren rasch vergriffen. Kuno hatte ursprünglich an eine Wanderung vom Haus Lutzenberg zum Ebnisee gedacht. Mit dessen Umrundung und dem Heimweg waren dies stramme 14 km an Strecke.

Die 19 Biker teilten sich in drei ungefähr gleich große Gruppen auf. Karlheinz Josef, der Lokalmatador, führte eine Gruppe an, Egmond Kauffmann eine weitere, und Rüdiger Nierescher, ebenfalls als Schwäbisch-Gmünder lokal beheimatet, die dritte Gruppe mit unserem dienstältesten noch fahrenden Zeidner: Helmut Gohn, 77 Jahre alt, mit seiner BMW R 80. Alle drei Touren hatten im Durchschnitt je eine Länge von ca. 185 km. Gefahren wurde über zum Teil schmale, asphaltierte Straßen, die wirklich nur ein Insider kennen konnte, rauf und runter durch enge Täler, Wälder, Wiesen, Weiler, Gemeinden und Hochflächen - vorbei an schönen Aussichtspunkten wie dem besagten Berg Hohenstaufen, schönen historischen Gemeinden wie Abtsgmünd, dem Kloster Lorch, Wäschenbeuren etc. nur um einige Orte zu nennen.

Alle drei Gruppen trafen sich mittags beim Hotel und Restaurant “Wental”. Von dort ging es für die Gruppen gemütlich zum Haus Lutzenberg zurück, wo anschließend gegrillt wurde. Nahezu zeitgleich erreichten Biker und Wanderer das Haus. Adrian legte bereits auf der Terrasse behagliche Lounge-Musik auf, welche die tolle, vorherrschende Atmosphäre noch weiter untermalte. Für müde Angekommene gab es Kaffee im freien Ausschank. Mit der beginnenden Dämmerung wurde gegrillt. Nach dem Essen wurde gemeinsam abgeräumt und die Party konnte beginnen. DJ Adrian hatte auch diese Nacht wieder alle(s) im Griff. So tanzten wir zu DJ Bobo, Dr. Alban, AC/DC, House, deutscher Popmusik und Klassikern aus den 70ern. Egal was kam, wir tanzten einfach. Es wurde wieder eine lange Nacht. Selbstverständlich durfte die Mitternachtsbrotzeit nicht fehlen - Schmalzbrot, mit Zwiebeln und Schnaps! Eigentlich das stille Highlight der Nacht, wie immer. Diese schöne Überraschung haben wir Udo Buhn zu verdanken, der alle Zutaten in seinen Motorradkoffern mitbrachte! Danke! Danke auch an Adrian, der uns Mowaner unablässig mit toller Musik und einer tollen Sound- sowie Lichtanlage versorgte, auf das die Beine nicht still bleiben konnten. “Wir haben es immer noch drauf!”  sagte mein Vater Werner, sichtlich glücklich vom Tanzen. Und er hat Recht. Wir haben es immer noch drauf.

Sonntag:

Nach dem Frühstück ab 8 Uhr gab es noch eine Dankesrede von Kuno, und gemütlich wurde gepackt. Kuno sorgte auch dieses Mal wieder für einen reibungslosen Ablauf des Treffens. sichtlich zufrieden und glücklich fuhren die Zeidner, - die Mowaner wieder nach Hause. Bis zum nächsten Treffen - 2020 in Diessen am Ammersee.

 

Fazit und persönlicher Ausblick

Es war wieder einmal toll! Ich glaube, jeder der Teilnehmer ist auf seine Kosten gekommen und wieder einmal noch etwas glücklicher abgereist, als er gekommen war. Das macht das Besondere an diesen Treffen aus: Der “soziale Akku” wird wieder aufgeladen, das Gemeinschaftsgefühl und die Lebensfreude. Besonderen Dank gilt wieder Kuno, Egmond, DJ Adrian, Udo und allen fleißigen Händen, die wieder für einen reibungslosen Ablauf des Treffens gesorgt haben.

Könnt ihr euch noch an die Stie-Alm erinnern? Jenen legendären Ort des Zeidner Skitreffens, bei dem bis spät nachts getanzt und gefeiert wurde? Dieser Ort, der verschwitzt und dunkel die Zeidner noch etwas weiter zusammenrücken und zusammenschweißen ließ? Bei hämmernden Beats von DJ Lorant Aescht, den lokalen Genussmitteln und Mitgebrachten wurden es unvergessliche Momente. Und das haben wir immer noch! Ich bin so froh, dass das Skitreffen weiterlebt und mit dem MoWaTreffen ein spätsommerliches Pendant erschaffen wurde.

Eigentlich könnte man die Treffen kurzerhand in “Zeidner Wintertreffen” und Zeidner “Sommertreffen” umtaufen, denn der Inhalt ist jeweils der Gleiche. Zusammen etwas unternehmen, zusammen feiern, lachen und die Lebensfreude sprudeln lassen. Das schweißt zusammen und lässt auf zukünftige gemeinsame Aktivitäten freuen. Ich glaube daran, dass diese Treffen mit einer gemeinsamen Aktivität unsere Zukunft sein werden. Es reicht nicht mehr, sich einfach nur zu treffen und zu reden. Dieses Glück haben die älteren Zeidner, die über genügend gemeinsame Erinnerungsschätze verfügen, bei dem ein Treffen zum Reden den Tag ausfüllen würde.

Bei uns Jüngeren trifft das nicht zu. Wir haben nicht solche Erinnerungen an eine lange gemeinsame Vergangenheit in einem Ort. Oft haben wir nur Zeiden als Geburtsort gemeinsam, oder ein Elternteil, das von dort stammt. Uns schweißen also nur die Erinnerungen zusammen, die wir aktiv zusammen aufbauen. Zeiden wird mehr und mehr ein fast mythischer Bezugspunkt, der durch seine fehlende Nähe, ja Greifbarkeit, mehr und mehr in die Ferne rückt, vor allem für die Jungen. Aber es ist überhaupt nicht schlimm. Denn wir bleiben trotzdem Viele. Wir sind und bleiben Gleichgesinnte. Mag Zeiden weit weg sein, als Ort, aber in unserem Herzen ist da etwas und das kommt aus Zeiden. Der Zusammenhalt, diese menschliche Wärme, dieser unmittelbare Kontakt dadurch zueinander. Mit diesen Treffen leben wir und vermitteln wir das bedeutendste Erbe Zeidens weiter: Die menschliche Wärme, den Zusammenhalt und natürlich das Feiern! “Wir haben es immer noch drauf!” - Ich wünsche mir von Herzen, dass wir das noch seeeehr, sehr lange sagen und weitergeben können.

Ralf Ziegler

 

Bildergalerie vom Treffen hier.