10.12.2022

Dezember im Land der vielen Hügel

In meiner siebenbürgischen Heimat war der Winter noch ein richtiger Winter mit oft eisiger Kälte und glitzerndem Schnee der unter den  Füßen knirschte.

Nicht selten breitete sich eine hohe Schneedecke über ganze Dörfer aus und ein Durchkommen bei den enormen Schneemassen war kaum möglich. Doch es gab Nachbarn die sich gegenseitig halfen und in Notzeiten stützten. Die Gemeinschaft und der Zusammenhalt war in solchen Zeiten ein wahrer Segen. Man half wo man nur konnte. Es wurde uns quasi in die Wiege gelegt und wird ein ganzes Leben lang eine Wesensart bleiben, die uns geprägt hat.

An den kalten Wintertagen, wenn sich Eisblumen an den Fenstern zeichneten, gab es nichts Schöneres als eine Schneeballschlacht im Garten oder eine Schlittenfahrt an den Hügeln in Ortsnähe. Jung und Alt rauschte die Hänge herunter: Eltern mit Kindern, junggebliebene Ehepaare, Omas und Opas mit ihren Enkelkindern. Wenn die Näschen richtig rot waren, ging es endlich wieder nach Hause in die warme Küche, wo das Feuer im Ofen prasselte und der intensive Holzgeruch etwas Heimeliges hatte. Ein Hagebuttentee oder eine warmer Kakao und ein Schmalzbrot konnten für den Moment Wunder bewirken. Manchmal gab es ausnahmsweise ein leckeres Keks vorab. Ansonsten waren diese unter Verschluss und wurden nur an Weihnachten aus dem kühlen Keller geholt.

In der Jugendzeit flitzten wir in der Abenddämmerung, wenn die Sonne ihre letzten Strahlen über das Land streute, meistens sehr steile Hänge, herunter. An den einen oder anderen Sturz kann ich mich noch gut erinnern. Aber nichts hinderte uns daran einfach weiter zu rodeln bis die Finger so durchgefroren waren, dass wir kaum noch den Schlitten ziehen konnten. In Grüppchen zogen wir von dannen und fanden uns in einer warmen Stube wieder, wo wir uns bei einem Glühwein oder einem heißen Schnaps aufwärmten. In der Speisekammer fand sich meistens noch was zum Beißen. Es wurde gesungen und viel gelacht. Spätabends und äußerst gut gelaunt machten wir uns dann auf den Heimweg.

Im Advent war  das gemeinsame Backen im Pfarrhaus für viele Hausfrauen etwas Besonderes. Es duftete nach Lebkuchen, Keksen und zum Erzählen gab es immer etwas.
Es wurden mit viel Liebe Päckchen vorbereitet, die dann am Heiligabend an die Kinder und teils auch an Senioren verteilt wurden.

Mit geröteten Wangen stand ich als Kind vor dem großen leuchtenden Christbaum und wartete, wie viele andere Kinder auch, auf diese ganz besondere Gabe. Wie eine Trophäe hielt ich das Weihnachtspäckchen nachher in meiner kleinen Hand. Meistens fand sich darin ein Apfel, Nüsse, Lebkuchen oder andere Kekse und was Süßes.

Es ist schön, dass diese Tradition auch heute noch in den Kirchen in Siebenbürgen weitergeführt wird.
Als Kind war Heiligabend mit der hohen, mit Strohsternen geschmückten, Tanne, die Krippe mit dem Jesuskind, der unvergesslichste Tag aus dem ganzen Kirchenjahr. Wenn am Ende des Gottesdienstes die Lichter in der Kirche ausgingen und nur das warme Licht der Christbaumkerzen leuchteten und gemeinsam das Lied: „Stille Nacht“ gesungen wurde, war ich endgültig verzaubert.

Es sind wunderbare Erinnerungen die bis heute in meinem Herzen verankert sind und an Heiligabend die eine oder andere Träne herunter kullern lassen.

Heidenore Glatz

Hoffnungslicht

Es leuchtet der Stern von Bethlehem hell,
streut Hoffnung in unseren Lebensquell.
Erwärmt die Seelen mit goldenem Strahl,
verträumt wiegen wir uns im Weihnachtstal.

Verzaubert vom Glitzern  und Kerzenschein,
das Familienglück könnt‘ schöner nicht sein.
Dankbar singen sie in der Heiligen Nacht,
vom Kindlein, das es einst zu uns gebracht.

© Heidenore Glatz