26.08.2021

4. Zeidner Arbeitscamp: Raus aus der Lethargie

Natürlich wurde im Vorfeld viel diskutiert, abgewogen und überlegt, ob in diesem Sommer ein weiteres Arbeitscamp in Zeiden stattfinden kann. Im vorigen Jahr musste es aufgrund der weltweiten Pandemie abgesagt werden. Und auch dieses Jahr verfolgte der Veranstalter,  Altnachbarvater Udo Buhn, mit Bange, ob so ein „Arbeitstreffen“ zustand kommt. Zumal die Anmeldungen sehr sparsam eingingen. Selbst kurz vor Beginn, am Morgen des 16. August, war der Veranstalter unsicher, wie viele Menschen diesmal zwei Tage ihres Jahres für ehrenamtliche Arbeiten opfern werden.

Umso größer war das Aufatmen, als sich dann – wenn man die Mitmachenden der beiden Tage zusammenzählt - rund 40 Personen aus Zeiden und dem Ausland am Treffpunkt einfanden. Es war ein bunter und gutgelaunter Haufen unterschiedlichster Menschen, die sich zum Teil auf diesem Wege zum ersten Mal sahen, kennenlernten und zwei Tage intensiver Arbeit miteinander verbrachten. Angefangen von der neunjährigen Anita, der jüngsten Teilnehmerin,  bis zum Kurator mit seinen über 80 Jahren, über eine Gruppe von Schülern aus Zeiden und einigen älteren Ausgereisten, waren alle Altersgruppen gut vertreten.

Nachdem in den ersten drei Camps Arbeiten rund um die Kirchenburg zu erledigen waren – vor allem wurden die Kornkammern ausgeräumt und gesäubert, standen in diesem Jahr unter anderem Arbeiten auf dem Friedhof an. Es galt, eine Menge Sträucher und Unkraut an der Friedhofmauer, aber auch und vor allem das Unkraut auf den Wegen zwischen den Gräbern zu beseitigen. Einige Gräber sind inzwischen so verwildert, dass auch hier Hand angelegt und einiges an Unkraut oder Sträuchern entsorgt wurde.

Pünktlich um neun Uhr begrüßten Nachbarvater Rainer Lehni, Pfarrer Andreas Hartig sowie Initiator und Organisator Udo Buhn im Friedhof die Teilnehmer. Letzterer erläuterte Aufgaben und Ziel der diesjährigen Arbeiten, und dem Pfarrer war es wichtig zu betonen, dass es darum gehe, am gemeinsamen Ziel zu arbeiten, dass jeder seinen Beitrag zu leisten habe, um der Gesellschaft zu dienen – und das unabhängig von seinen Status.

Zwei Tage sah man fleißige Menschen im Friedhof herumwuseln – und das bei zum Teil von gut über 30 Grad Hitze, sei es Unkraut jäten, mit verschiedenen Werkzeugen die Sträucher abschneiden, mit der Schubkarre das viele Grünzeug wegbringen, die große Rasenfläche mähen  – was halt anstand, damit der Friedhof  nun im neuen Glanz erstrahlt. Eine zweite Gruppe arbeitete im Pfarrhaus und in der Kirche und hatte die Aufgabe, die beweglichen Güter zu erfassen – eine Art Inventarisierung vorzunehmen, um endlich einen Überblick darüber zu erhalten, was die Kirchengemeinde an Objekten besitzt.

Das Gesellige kam keineswegs zu kurz. Jeden Tag traf man sich am Spätvormittag zu einer Jause oder neudeutsch Brotzeit, im Pfarrhof unter den großen Kastanien fand das Mittagessen statt, um das sich die Frauen des Nähkreises kümmerten, um am Nachmittag gab es dann Kaffee und Kuchen. Generationen-, Sprachen- und Länder-übergreifend fand ein reger Gedankenaustausch statt. Man freute sich über diejenigen, die das erste Mal dabei waren und dieses Gemeinschaftsgefühl kennenlernten, egal ob aus Zeiden oder aus Deutschland angereist, über die, die schon immer dabei waren, dass sie nicht im Stich gelassen werden. Über Schülerinnen, die diese Art der Arbeit zum ersten Mal ausführten oder „Sommersachsen“, die ihren Urlaub kurz unterbrachen, um mitzuhelfen, oder auch  solche, die gar keine Zeidner sind, und unbedingt mitmachen wollten. Und das auch zur Abschlußveranstaltung. Denn am zweiten Abend wurden alle Helfer zu einem kleinen Fest im Pfarrhof eingeladen – der Schlußpunkt eines gelungenen Arbeitscamps. Es wurde viel gelacht, gesungen und sogar getanzt – „was auf dem Pfarrhof schon seit Jahren nicht mehr passierte“, wie ein älterer Teilnehmer kommentierte.

Der Veranstaltung ist zu wünschen, dass sie weitergehen kann und fortgeführt wird, dass die Zahl der Enthusiasten für dieses Projekt am besten wächst. Es sind auf jeden Fall erlebnisreiche Tage, und zu Hause kann danach jeder mindestens so schöne Geschichten erzählen, als ob er seinen Urlaub am Strand von Mallorca oder Kreta verbracht hat.

Hans Königes

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