Neue Zuversicht in Zeiden

Ordination von Pfarrer Andreas Hartig

In der Geschichte der Evangelischen Kirchengemeinde A.B. Zeiden wurde in diesem Herbst ein neues Kapitel aufgeschlagen. Mit Wirkung vom 1. September 2009 hatte das Landeskonsistorium der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien den jungen Pfarrer Andreas Hartig zum Seelsorger der Kirchengemeinde Zeiden ernannt. Das kirchliche Leben in Zeiden wurde seit Januar 2008 von den Burzenländer Pfarrern und Lektoren betreut. Diese mehr als eineinhalb Jahre dauernde Pfarrvakanz war für die sechstgrößte Gemeinde der Landeskirche und drittgrößte Gemeinde des Kirchenbezirks Kronstadt eine schwierige Zeit. Doch die ist nun Gott sei Dank vorbei. Wie in den vergangenen bald zwei Jahrzehnten wird der neue Zeidner Pfarrer auch für die Betreuung der Nachbargemeinde Heldsdorf zuständig sein.

Am 7. November 2009 fand in Zeiden die Ordination von Pfarrer Andreas Hartig statt. Die Ordination ist die Segnung und Sendung zur öffentlichen Wortverkündigung und Sakramentsverwaltung der Pfarrer nach Abschluss ihrer Ausbildung. Der von diesem Tag ausgehende Optimismus war bei der Gemeinde, der Kirchenleitung, den Gästen und allen Beteiligten spürbar. Die Bedeutung dieses Ereignisses wurde unterstrichen durch die Anwesenheit von Bischof D. Dr. Christoph Klein, dem Landeskirchenkurator Friedrich Philippi, Dechant Christian Plajer, Bezirkskirchenkurator Karl Hellwig, einer stattlichen Zahl von 12 Pfarrern aus dem Kirchenbezirk Kronstadt und der ganzen Landeskirche, Prof. Dr. Paul Philippi und dem orthodoxen Zeidner Pfarrer Ioan Cioacă. Die Zeidner Nachbarschaft in Deutschland war durch Nachbarvater Udo Buhn und dessen Stellvertreter Rainer Lehni vertreten, die Stiftung Zeiden durch ihren Vorstandsvorsitzenden Helmut Adams.

Dem Ordinationsgottesdienst ging das Ordinationsgespräch voraus, das im voll besetzten Gemeinderaum in der Kirchenburg stattfand. Zunächst stellte sich Andreas Hartig der Gemeinde vor. Geboren wurde Hartig 1982 in einem sächsisch-rumänischen Elternhaus in Bistritz. Nach dem Theologiestudium übte er sein Vikariat in der Kirchengemeinde Hermannstadt aus. Das Ordinationsgespräch wurde von Bischof Dr. Christoph Klein geleitet. Trotz des theologischen Charakters war das Gespräch auch für Laien durchaus verständlich. Ziel und Zweck dieser Gespräche in den Gemeinden ist das Kennenlernen und die Meinungsbildung über das theologische Fachwissen des neuen Seelsorgers. Nach dem Gespräch, das von den Pfarrern Christian Agnethler und Hans-Georg Junesch assistiert wurde, verlas und unterzeichnete Andreas Hartig das Ordinationsgelübde.

Im nachfolgenden Festgottesdienst in der evangelischen Kirche in Zeiden wurde die Gemeinde durch Kurator Arnold Aescht begrüßt. Presbyter Peter Foof unterstrich die Freude in der Gemeinde über den Amtsantritt des neuen Pfarrers, wies aber ebenso auf die schwere Zeit in den letzten beiden Jahren hin. Begrüßungsworte für den neuen Pfarrer sprach auch Hans Otto Reiss, der Kurator von Heldsdorf. In seiner Predigt brachte Bischof Dr. Klein seine Verbundenheit mit Zeiden aus der Zeit seines Vikariates in den 1950er-Jahren zum Ausdruck. In der nachfolgenden Ordinationshandlung wurde Pfarrer Andreas Hartig durch den Bischof und seine beiden Assistenten eingesegnet. Für den Dienst als Pfarrer in den Kirchengemeinden Zeiden und Heldsdorf wurde Andreas Hartig anschließend durch den Kronstädter Bezirksdechanten Christian Plajer in sein Amt eingeführt. Für den musikalischen Rahmen des Gottesdienstes sorgten der von Organist Klaus-Dieter Untch geleitete Zeidner Kirchenchor sowie die Bläsergruppe von Erhard Schuster. Mit der Austeilung des Abendmahls und dem Schlusssegen des Bischofs endete der zweistündige bewegende Festakt.

Über 100 Gäste kamen im Anschluss zu dem von Kurator Arnold Aescht organisierten Festessen in der Măgura-Kantine. Die zahlreichen Redebeiträge waren von Zuversicht getragen. Nachbarvater Udo Buhn wünschte Pfarrer Hartig in Namen der Zeidner in Deutschland alles Gute. „Fehlt in einer Gemeinde das Geschäft, das Wirtshaus und der Pfarrer, so erstirbt das Leben und eine Verfremdung kehrt ein, was in vielen Gemeinden in Siebenbürgen der Fall ist. Vielleicht war es Gottes Fügung, dass eine Gemeinde wie Zeiden (...) mit der Rückkehr eines Pfarrers wieder aufleben kann,“ so Udo Buhn. Der Vorsitzende der Stiftung Zeiden, Helmut Adams, stellte in seinem Beitrag die Stiftung und deren bisher durchgeführte Projekte in Zeiden vor.

Nach der Amtsübernahme von Pfarrer Andreas Hartig können die Kirchengemeinde Zeiden und die Nachbarschaft in Deutschland ihre Beziehungen neu ordnen. Beide Seiten sind dazu bereit. Die Zeidner Nachbarschaft wünscht Andreas Hartig, übrigens der 36. Zeidner Pfarrer nach der Reformation, für seinen Dienst als Seelsorger in Zeiden alles Gute und ein segensreiches Wirken!

Vertreter der Nachbarschaft im Gespräch mit Pfarrer Hartig

Am 8. November 2009, dem drittletzten Sonntag im Kirchenjahr, nahmen die Vertreter der Zeidner Nachbarschaft und der Stiftung Zeiden auch am Hauptgottesdienst teil. Erstaunlich war die große Zahl der Kinder, die vor der Predigt das Gotteshaus zum Kindergottesdienst mit Lehrerin Karmina Vlădilă verließen. Im Anschluss an den Gottesdienst fanden die Wahlen für die Zeidner Gemeindevertretung statt.

Für den 9. November 2009 hatten Udo Buhn und Rainer Lehni einen Gesprächstermin mit Pfarrer Andreas Hartig vereinbart, an dem zeitweilig auch Kurator Arnold Aescht teilnahm. In diesem Gespräch fand ein erstes Kennenlernen statt und es wurden aktuelle Probleme und künftige Vorhaben besprochen. Die Zeidner Nachbarschaft unterstützt weiterhin mit Mitteln aus Spenden der Zeidner im Ausland die Friedhofspflege, Essen auf Rädern und die Weihnachtsbescherung. Besonders erfreulich war die Nachricht, dass der Kirchenkreis Templin-Gransee eine neue, längst fällige Zentralheizung für die in der Neuen Alten Schule untergebrachte deutsche Abteilung der Allgemeinschule Nr. 1 finanzieren wird. Pfarrer Hartig erteilt hier in den Klassen 1 bis 6 den Religionsunterricht. Für die Klassen 7 und 8 ist Organist Klaus-Dieter Untch zuständig. Neu belebt wurde der Kindergottesdienst, an dem schon 25 Kinder teilnahmen. Für den Palmsonntag 2010 ist die Konfirmation in Zeiden geplant. Mit mehreren Jugendlichen wird sich Pfarrer Hartig auch am Ökumenischen Kirchentag in München 2010 beteiligen.

Das wichtigste Projekt in Zeiden war in diesem Jahr die Instandhaltung der Dachstühle der Ringmauer, die durch morsche Balken einsturzgefährdet waren. Hier wurden zahlreiche Balken ausgetauscht und ein großer Teil der Ringmauer neu gedeckt, berichtete Arnold Aescht. Durch diese unvorhergesehene Arbeit ist die Fertigstellung der Gästezimmer auf dem Pfarrhof ins Hintertreffen geraten. Diese sollen nun bis zum kommenden Jahr bezugsfertig sein. Kleinere Ausbesserungsarbeiten sind auch noch am Gebäude des Pfarrhauses notwendig.

Dringend vonnöten für die Kirchengemeinde ist die Anschaffung eines Kleinbusses, mit dem Pfarrer, Kirchenchor und Jugend mobil sind. Auch für die Betreuung der Nachbargemeinde Heldsdorf ist dessen Anschaffung nötig. Zudem ist in nächster Zeit die Einrichtung einer eigenen Internetpräsenz der Kirchengemeinde Zeiden geplant. Besonderes Augenmerk wird Andreas Hartig auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen setzen.

Die Nachbarschaft schenkte der Kirchengemeinde eine Fotoserie mit zehn verschiedenen Motiven, die Besuchern der Kirchenburg angeboten werden sollen. Zudem wird mit Unterstützung der Nachbarschaft im Pfarrhaus bald eine Bildergalerie der Zeidner Pfarrer zu sehen sein.

Das Gespräch im Zeidner Pfarrhaus verlief in offener, konstruktiver und angenehmer Atmosphäre. Das Fazit: Die Zeidner Nachbarschaft ist ebenso wie die Kirchengemeinde weiterhin zur aktiven Zusammenarbeit zum Wohle Zeidens bereit.

Rainer Lehni, Köln