Udo Buhn und Helmuth Mieskes besuchen Zeiden als Vertreter der Zeidner Nachbarschaft

Die für mich noch immer nicht ganz nachvollziehbaren Geschehnisse in der Kirchengemeinde Zeiden im vorigen Jahr, hatten leider dazu geführt, dass auch der bis dahin gute und vertrauensvolle Dialog zwischen Nachbarschaft und Kirchengemeinde etwas gelitten hatte. Und als dieses ungewöhnliche und doch belastende Leiden einen Punkt erreicht hatte, der von uns nicht einfach so hingenommen werden wollte und der auch, im Hinblick auf eine weitere gedeihliche Zusammenarbeit, nicht sinnvoll erschien, entschloss sich der Vorstand der Zeidner Nachbarschaft den Dialog vor Ort aufzunehmen und das dringend notwendig gewordene Gespräch in Zeiden zu suchen. Und so reiste Nachbarvater Udo Buhn gemeinsam mit mir, vom 23. bis 28. Oktober 2008 nach Zeiden, um besonders dem Probleme erprobten Presbyterium der Kirchengemeinde deutlich zu machen, dass wir als Nachbarschaft nach wie vor hinter der Kirchengemeinde stehen, und dass wir weiterhin bemüht sind, den bis 2007 guten Draht nach Zeiden nicht abreißen zu lassen. Parallel dazu, hatten wir unser umfangreiches Besuchs- und Gesprächsprogramm gut und sorgfältig vorbereitet, um die unterschiedliche Stimmungslage in Zeiden einzufangen, notwendig gewordene Gespräche zu führen und uns von den sichtbaren Veränderungen und den allgegenwärtigen Problemen der Kirchengemeinde und der Stadt Zeiden persönlich ein Bild zu machen.

Doch nun der Reihe nach.
Der zweistündige, durchaus angenehme Flug von München nach Hermannstadt, für den wir uns entschlossen hatten, war sicher die beste Alternative zur anstrengenden Auto- oder Busfahrt. Ich bin sicher, wenn der in der Planungsphase befindliche Flughafen in Kronstadt-Weidenbach im Jahr 2010 (??) hoffentlich seiner Bestimmung übergeben wird, so werden einige von uns diese angenehme Möglichkeit, mit einer Landung vor den Toren Zeidens, öfters nützen.
Die beschwerliche (zeitlich gesehen) aber insgesamt gute Fahrt mit dem Mietwagen von Hermannstadt nach Zeiden von ca. 3 Stunden, bot uns ausreichend Gelegenheit sich vom anfänglichen, aber überdurchschnittlich hohen, Wirtschaftswachstum in Rumänien (die Rede ist von 37 %) ein Bild zu machen und besonders im Straßenbau und am Straßenrand bauliche Veränderungen im privaten Bereich, in Augenschein zu nehmen. Die an den Rathäusern der Ortschaften sichtbar gezeigte Europafahne wirkte fast demonstrativ, doch eines steht fest, der EU Beitritt  Rumäniens hat im Ausland zur Aufwertung des Landes geführt und die Rumänen sind mehrheitlich stolz auf diese erhoffte Aufwertung und die dringend notwendige Annäherung an die Wohlstandsländer der EU.

Geografische Lehrstunde

Als wir uns Zeiden von Fogarasch aus kommend näherten, genoss ich Udos geografische Lehrstunde und stellte verschämt fest, wie wenig ich an sich über das Burzenland weiß und wie unvollständig mein heimatkundliches Wissen noch ist. 
So gesehen eignet sich jede Besuchsreise auch dazu, das eigene Wissen abzurunden und zu vertiefen. Die Ankunft in Zeiden verlief für mich völlig emotionslos, auch wenn wir erwartet wurden. Das war nicht überraschend, denn der letzte Besuch im Jahr 2004, anlässlich der 2. Zeidner Begegnung, hatte mich merkwürdigerweise von diesem bis dahin besondern Gefühl (sicher ist dieses Gefühl dem Einen oder Anderen bekannt) befreit – wieso gerade damals, weiß ich bis heute nicht.
Die noch etwas „spartanische“ Unterbringung im Gästehaus der Kirchengemeinde auf dem Pfarrhof in Zeiden verlief problemlos. Zwar handelt es sich hierbei vorerst um ein Provisorium, doch ich bin sicher, dass die Kirchengemeinde diesem Bauvorhaben (die Küche und zwei weitere Zimmer müssen noch errichtet werden) im nächsten Jahr Priorität einräumen wird, um ein vorzeigbares Gästehaus zu erstellen. Vorausgesetzt es kommen keine unvorhergesehenen Bauaktivitäten hinzu, die die baulichen Prioritäten an den Gebäuden der Kirchengemeinde verschieben.

Erstes Treffen mit dem Kurator

Am späten Abend des Ankunftstages, Kurator Aescht hatte gerade seine „Feierabend“-Milchgeschäfte erledigt (200 Liter Milch werden allabendlich im Hause Aescht  in Flaschen gefüllt), meldeten wir uns bei Arnold, um ihm unser Besuchsprogramm und unsere Gesprächswünsche vorzutragen und gemeinsam mit ihm Termine abzusprechen. Udos Wunsch, nach einem gemeinsamen Gespräch mit allen Beteiligten (Kurator, Presbyterium, Gemeindevertretung, Vertreter des Deutschen Forums Zeiden, Organist Klaus Dieter Untch, Dechant Christian Plajer, Paul Jacob, Bürgermeister Alexandru Popa und der Vertreterin der deutschen Schulabteilung Karmina Vladila) erteilte Arnold eine fast vorausschaubare Absage, die sehr wohl darauf schließen ließ, dass ein gemeinsames Gespräch mit uns, aus welchen Gründen auch immer, zu diesem Zeitpunkt einfach nicht möglich war. Allein dieses kategorische Nein und Arnolds Gefühlswelt machten deutlich, dass sich in Zeiden auf der Kommunikationsebene etwas Grundlegendes verändert hatte – Etwas, was wir im Verlauf der Tage nach und nach in Erfahrung bringen sollten.

Am Freitag folgten wir der Einladung von Thomas Sindilariu nach Kronstadt, wo wir im Honterus Gymnasium, im Rahmen einer Tagung des Siebenbürgischen Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde e.V. Hermannstadt, zwei sehr interessante (und vor allem sehr ehrliche und offene) Vorträge in rumänischer Sprache und einen Vortrag in deutscher Sprache, zum Thema „Kronstadt in der Zeitspanne von 1944-1964“  mitverfolgen durften.
Der Besuch eins Orgelkonzerts in der Evang. Kirche in Zeiden mit ungarischen Instrumentalsolisten aus Grosswardein, an dem überwiegend rumänische Schüler und Jugendliche teilnahmen und an dem Organist Untch zweisprachig moderierte, bot mir zum Einen die seltene Gelegenheit mich beim Zuhören in einer Kirche u.a. auch an meine eigene Kindheit und an besondere Begebenheiten in der Kirche zu erinnern und zum Andern, wurde mir beim Anblick der Zuhörer klar, dass diese sächsische Kirchengemeinde (trotz der 452 noch dort lebenden Gemeindegliedern) tief greifende Veränderungen erfahren hat, die mich als Betrachter nachdenklich und zugleich traurig stimmten. Diese grundlegende Veränderung im kirchlichen Leben nur den veränderten Bedingungen zuzuschreiben und unter dem Stichwort „Ökumene“ abzutun, fällt mir äußerst schwer und ich muss Organist Untch wirklich bewundern, mit welcher Bravour und welcher Selbstverständlichkeit er diese musikalischen Angebote höchster Qualität anbietet und aufrechterhält.

Gespräche mit dem Deutschen Forum

Die Gespräche am Abend gehörten dem Vorsitzenden des Deutschen Forums Erwin Albu (gleichzeitig Zeidner Stadtrat) und Herrn Rudolf Rekkert. Beide bedauerten außerordentlich, dass eine Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde nicht möglich ist und dass die notwendige Akzeptanz schon seit Jahren fehle. 
Im Gegensatz zu anderen Städten Siebenbürgens, wo Kirchengemeinde und Deutsches Forum kooperieren und gemeinsam versuchen, eine echte Minderheitenvertretung darzustellen, um in das politische Tagesgeschehen eingreifen zu können, kann Zeiden in dieser Hinsicht leider auf keine positiven Ansätze und gemeinsamen Ergebnisse zurückblicken. Zwangsläufig wird dadurch die Stellung des Forums, aber auch die Stellung der Kirchengemeinde auf Kommunalebene geschwächt. Udo B. versuchte u.a. den bestehenden Generationskonflikt als Ursache für diese kontraproduktive Situation auszumachen und bat nach wie vor um Verständigung in kleinen Schritten. All dies setzt eine Annäherung und vor allem das gemeinsame Gespräch voraus.

Archiv nun in Kronstadt

Vor Jahren hat die „Stiftung Zeiden“ unter dem Vorsitz von Helmut Adams und auf Initiative der Zeidner Nachbarschaft, die Archivierung des „Archivs der Evang. Kirchengemeinde A.B. Zeiden“ dem Archivar Thomas Sindilariu in Auftrag gegeben. Jetzt wo die Archivierung und Digitalisierung fast abgeschlossen ist und das wohl größte Archiv einer siebenbürgischen Landgemeinde im großen Archiv der Honterusgemeinde in Kronstadt untergebracht wurde, hatten wir mit Nachbarvater Udo Buhn am 25. Oktober 2008 in Kronstadt die Gelegenheit das Archiv zu besichtigen und uns von der qualitativ guten Arbeit des Archivars und von der sichern und fachgerechten Unterbringung zu überzeugen. U.a. wurde zwischen der Kirchengemeinde Zeiden und der Honterusgemeinde, nach Zustimmung durch die Zeidner Nachbarschaft, ein Depositalvertrag abgeschlossen, der vor allem die dauerhafte Nutzung und Lagerung in Kronstadt regelt.

Ausführliches Gespräch mit dem Presbyterium

Am Gespräch mit dem Presbyterium der Kirchengemeinde, dass keinen inhaltlichen Schwerpunkt hatte, nahmen Kurator Arnold Aescht und die 7 Presbyter/-innen, Martha Vasile, Juta Adams, Peter Foof, Erhard Schuster, Ottmar Kenzel, Erhard Wächter und Martin Gohn, teil. Das Gespräch galt der gegenseitigen Wahrnehmung und als besonderes Zeichen der Nachbarschaft, den notwendigen Dialog wieder vertrauensvoll aufnehmen und unsere Zusammenarbeit und Hilfe weiterhin anbieten zu wollen. Gemeinsam mit Udo B. hatten wir die Möglichkeit die unterschiedlichsten Ereignisse (kirchliche und außerkirchliche) der jüngsten Vergangenheit aus „erster Hand“ zu erfahren und die teils bedrückenden Alltagsprobleme einer zunehmend schwindenden sächsischen Kirchengemeinde und im Alltag kaum mehr sichtbaren Gemeinschaft zur Kenntnis zu nehmen.
Den teils resignierenden Ausführungen war deutlich zu entnehmen, dass die pfarrerlose Zeit (die Stelle ist seit über 10 Monaten vakant) unübersehbare Spuren hinterlassen hat – Spuren, die sich besonders in puncto Zusammenhalt und Zusammenarbeit bemerkbar gemacht haben. Eine gespaltene Mitarbeiterschaft ist jetzt das Letzte, was eine Kirchengemeinde in dieser Lage brauchen kann. Hier heißt es schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen und dies, am besten noch bevor der neue Pfarrer in Zeiden Einzug hält. Nachdem der zweimaligen Ausschreibung kein Erfolg beschieden war, und die geführten Gespräche erfolglos blieben, hofft man nun auf die Ernennung eines Pfarrers durch Landesbischof Dr.D. Christoph Klein. Mit einer Einsetzung wird jedoch nicht vor März 2009 gerechnet. 
Die Fülle an aufgezeigten Aufgaben, u.a. auch baulicher Art, wie am Dach der Kirchenmauer, oder am Gästehaus, oder gar die Regelung der Friedhofspflege und an neuzeitlichen Herausforderungen (u.a. vernünftiger Umgang mit restituierten Schulen und Vermietung kirchlicher Gebäude) machte besonders deutlich, dass das Presbyterium nach wie vor ein starkes Arbeitspensum zu leisten hat und sicher gut beraten ist, wenn es zunehmend die Hilfe von Außen sucht und den Rat von Fachleuten annimmt. 
Hier verwies Udo auf das Bezirkskonsistorium und seine Möglichkeiten. Fehler der Vergangenheit dürften sich nicht wiederholen. Dieses Stichwort und die Erinnerung an das Jahr 2007, reichte den Presbytern aus, um deutlich darauf hinzuweisen, dass sich das Presbyterium im Vorfeld seiner Absetzung im Jahr 2007 benützt gefühlt hat und dass Ihnen auf der ganzen Linie Unrecht widerfahren ist. Der Versuch einer Stellungnahme unsererseits zu den Vorfällen des Vorjahres wurde wortlos hingenommen.

Keine Zusammenarbeit zwischen Deutschem Forum und Kirche

Kurator Aescht bekräftigte seine Aussage hinsichtlich des Stellenwerts des Deutschen Forums Zeiden und machte deutlich, dass sich die Kirchengemeinde durch das Forum auf Lokalebene nicht repräsentiert sieht. Eine Annäherung sei zur Zeit (bedauernswerter Weise) nicht gewünscht und werde auch nicht angestrebt.
Ich habe die Gespräche die, nach dem gemeinsamen Mittagessen im Pfarrhaus wieder aufgenommen wurden, sehr aufmerksam verfolgt und mich immer wieder gefragt, was dieses Presbyterium veranlasst, sich trotz aller Geschehnisse so hinter ihre Kirche bzw. hinter die Gemeinde zu stellen. Die wahren Beweggründe konnte ich leider nicht ausmachen, zumal ich die Fülle an Informationen verarbeiten musste. Doch Eines weiß ich jetzt – auch wenn die Chancen (die waren durchaus vorhanden) für eine Verjüngung des Gremiums bei den Wahlen im März dieses Jahres vertan wurden, diese ehrenhafte Haltung der Presbyter und ihr uneigennütziges Engagement verdienen Respekt und unsere Anerkennung.

Waldbad bleibt geschlosssen

Den Sonntagvormittag hatten wir uns für das Zeidner Waldbad und den Besuch des Friedhofes freigehalten. 
Doch wir staunten nicht schlecht, als wir bei unserer Ankunft im Waldbad ein verriegeltes und mit Drahtzäunen und Stacheldraht umzäuntes Waldbad vorfanden. Doch trotzig wie wir waren, fanden wir einen Schlupfloch im Zaun, das uns den ungetrübten Blick aufs Becken, die Liegewiese, die Waldwirtschaft (jetzt Pavillon- Diskothek) und den vorderen See erlaubte. Seit 2004 hat sich nichts Wesentliches auf dem Waldbadgelände geändert. Der Rechtsstreit zwischen dem jetzigem Eigentümer und dem Bürgermeisteramt Zeiden hat seine Spuren hinterlassen. Aus dem ehemaligen „Complex turistic“, dem Snagov des Burzenlandes, wie man Ende der sechziger Jahre zu pflegen sagte, ist ein, in idyllischer Lage gelegenes, langweiliges und stark renovierungsbedürftiges Freibad geworden, dass den heutigen Bade- und Freizeitansprüchen in keinster Weise mehr genügt. 
Was das Waldbad braucht, ist ein finanzstarker, jedoch umweltbewusster Investor, der bereit ist dem Waldbad, unter veränderten Bedingungen und verändertem Freizeitangebot, zu altem Glanz zurück zu verhelfen. Als ehemalige „Waldbadkinder“ verließen wir mit Udo das Gelände, in Kindheitserinnerungen vertieft, wie zwei Diebe, wohl in der Gewissheit, dass wir uns an diesem Waldbad wahrscheinlich nicht mehr erfreuen werden.

Auf dem bereits winterfesten und daher zu dieser Jahreszeit recht schmucklosen Friedhof informierte uns Friedhofswärterin Marianne Patru. Über bestehende Probleme mit der Friedhofspflege berichteten uns schon vorher Kurator Aescht und Sekretärin Brigitte Vladarean. Udo versicherte, dass das Problem beim Richttag des Zeidner Nachbarschaftstreffens im Juni 2009 angegangen wird und dass Lösungen für eine zufriedenstellende und eine weitere finanzierbare Pflege angestrebt werden.

Sonntags in der Kirche

Die Reihenfolge unserer Besuche an diesem Sonntag war zwar etwas sonderbar und selbst für uns ungewohnt, doch der auf 12.30 Uhr angesetzte Erntedankgottesdienst, den Gastpfarrer Dr. Peter Klein aus Brenndorf hielt, ließ dieses abwechselungsreiche Sonntagsprogramm zu. 
Beim Gottesdienst, an dem immerhin 72 Personen teilnahmen (u.a. der Kirchenchor mit 18 und das Presbyterium mit 8 Personen) fühlte ich mich in diesen Tagen zum ersten Mal ein bisschen heimisch. Der vertraute Orgelklang, der Kirchenchor, die gesungene Liturgie, all das wirkte plötzlich sehr vertraut. Doch spätestens als Pfr. Klein in seiner guten und sehr verständlichen Predigt auf den Werteverlust in unserer Gesellschaft verwies, stellte ich fest, wie ernüchternd sein Satz „damals als wir weniger hatten, hatten wir mehr“ auf mich wirkte.
Der Gang vom Kirchhof nach dem Gottesdienst verlief ungewohnt ruhig. Kaum Gespräche, kaum ein frohes Lachen, kaum frohe Kinder um uns herum. Um es auf den Punkt zu bringen, die Kirche an sich lebt zwar noch, doch es war für mich als Außenstehender bedrückend, mit anzuschauen, wie trostlos Kirche und Gemeinschaft sich in Zeiden im Herbst 2008 darstellt.

Dechant will sich um Besetzung der Pfarrerstelle einsetzen

Auf das Gespräch mit Dechant Christian Plajer hatten wir uns besonders gefreut. So lernten wir im 1 ½ -stündigen Gespräch einen lockeren, humorvollen und vor allem – und das war uns wichtig- einen gesprächsbereiten Dechanten kennen, der uns mit seinen Informationen zum kirchlichen Leben im Burzenland, in Kronstadt und in Zeiden, kurz über den kirchlichen Tellerrand blicken ließ.
Er versprach alles in seiner Macht Stehende zu tun, um die Pfarrvakanz in Zeiden so bald wie möglich zu beenden.
Das Engagement der Zeidner Nachbarschaft um ihre Heimatgemeinde, würdigte er in besonderer Weise. Die Einladung von Seiten der Nachbarschaft zum Zeidner Nachbarschaftstreffen im nächsten Jahr hat er sich vorgemerkt.

Das Gespräch mit Organist Klaus Dieter Untch galt nicht nur dem gegenseitigen Meinungsaustausch, sondern auch der Ausräumung von Missverständnissen, die die Zusammenarbeit mit dem Presbyterium immer wieder belasten. Untch versprach das offene Gespräch mit dem Kurator zu suchen, um hier wieder ein vernünftiges und vor allem der Gemeinde dienliches Arbeitsfeld zu schaffen, in dem nicht nur seine Liebe zur Kirchenmusik voll zum Tragen kommt.

Die von Holländern aus Heusden finanzierte Stiftung „Rafael“ steht seit 2007 unter dem Vorsitz von Paul Jacob. Das Gespräch mit ihm (er kehrte 2006 aus Deutschland nach Zeiden zurück) galt nicht nur der Vergangenheit, sondern seinen Zukunftsvisionen im Bezug auf eine offene Kirche, der gelebten aber noch nicht voll umgesetzten Ökumene in Zeiden und der fehlenden Zusammenarbeit auf vielen Ebenen, auf denen die Kirchengemeinde mitredet und mitentscheidet. Jacob bedauerte den fehlenden Zusammenhalt und den Dialog untereinander. Sein bisheriger Wunsch, sich in der Kirche aktiv einzubringen wurde bisher ignoriert. Er ließ keine Zweifel daran, dass er diesem Wunsch weiterhin treu bleibt und das Gespräch mit der Kirchengemeinde sucht.

Bürgermeister erläutert Herausforderungen der Verwaltung

Im Juni 2008 wurde der bis dahin amtierende Bürgermeister Alexandru Popa, trotz mehrerer Gegenkandidaten, erneut zum Bürgermeister gewählt. Im Gespräch mit ihm erhielten wir einen groben Überblick über die politischen Geschehnisse in Zeiden, die Machtverhältnisse im Stadtrat, die Arbeitslosenquote, die rumänischen Auslandsrückkehrer, die wirtschaftliche Weiterentwicklung, den Rechtstreit in Sachen Waldbad, die Probleme im Schulwesen und über die städtebauliche Entwicklung,. U.a. sollen zwei neue Bauviertel erschlossen werden, die darauf schließen lassen, dass zunehmend eine Mittelschicht –oder ist es gar die Oberschicht - heranwächst, die durchaus finanziell in der Lage ist, Geld (mancherorts viel Geld) zu bewegen. Der private Bauboom, mit außergewöhnlichen Bauten und unterschiedlicher Architektur, hält an. 
So zum Beispiel ist eine städtische Sportarena mit einem Bauvolumen in zweistelliger Millionenhöhe (Euro wohlgemerkt) geplant.
Selbstverständlich ließ Bürgermeister Popa mit berechtigtem Stolz seine Verdienste um die Stadt (Ausbau der Promenade, Einzäunung der dt. Schule, Straßenbeleuchtung, verbesserter Straßenbau, Ordnung, Sauberkeit, gesunde Infrastruktur und vieles mehr) Revue passieren.
Natürlich bin ich nicht so blauäugig, um jede Art der Darstellung und Auslegung ohne Hinterfragen von Details zu glauben. Das Bemühen um eine anderweitige, um eine zweite Darstellung der Dinge ist heute zweifellos notwendig, um zumindest die Ansätze vom dem zu verstehen, was in Rumänien zur Zeit an investiven Ideen und Machbarem losbricht. Kommunalpolitik hat sich auch in Rumänien zwischenzeitlich, wie auch bei uns, (natürlich mit anderen Vorzeichen) zum Geschäft entwickelt und das Sichtbare und Vorzeigbare macht deutlich, dass dort, im Rahmen einer „demokratischen“ Grundordnung Geschäfte in unvorstellbaren Größenordnungen getätigt werden können, die vor Jahren noch undenkbar gewesen wären. Und das, obwohl bereitstehende EU-Gelder noch nicht oder nur sehr zaghaft abgerufen werden.

Schule wartet auf eine Heizung

Unseren letzten Gesprächspartner/-innen unserer Besuchsreise, der neu gewählten Schulleiterin der drei Schulen (Schule im Erlenpark, deutsche Schule, alte neue Schule in der Marktgasse) Frau Elisabeta Merinde und den Lehrkräften der deutschen Abteilung, Klasse I – IV, Karmina Vladila, Anne Untch, Rebecca Botea, Ramona Stark und Roxana Brinciu galt unsere ganze Aufmerksamkeit, als es um das Zeidner Schulwesen und die leider schlechte Bausubstanz der drei Schulgebäude ging. 
Die fehlende Heizung (gerechnet wird mit Kosten in Höhe ca. 35.000 Euro) in der neuen alten Schule – hier sind die Klassen I-IV der deutschen Abteilung untergebracht und die starke und Gesundheit gefährdende Schimmelbildung in der deutschen Schule in der Marktgase machen deutlich, wo der Schuh wirklich drückt. Die bis dato ungeklärten Eigentumsverhältnisse sind sicher ein Grund mehr, städtische Investitionen erst einmal zurück zu stellen. Die Ausführungen und die sichtbare Aufgeregtheit der Schulleiterin ließen sehr bald erkennen, dass zwischen beiden „Parteien“ angestaute Probleme bestehen. Von erkennbar guter und harmonischer Kollegialität war in diesem Gespräch wenig zu spüren. Wie so oft geht es auch hier um Besitzstandswahrung, um Wahrung von Interessen, um einen Hauch nationalen Denkens und hauptsächlich, um fehlendes Geld und das Maß an Gerechtigkeit.
Erwin Albu versprach die Anliegen der dt. Schulabteilung im Stadtrat zu vertreten und den Verantwortlichen der dt. Schulabteilung mit Rat zur Seite zu stehen. Karmina Vladila, plädierte für einen diplomatischen und kooperativen Umgang mit der Gegenseite und erhofft sich so, die gesteckten Ziele in kleinen und umsichtigen Schritten zu erreichen.

Die fünf Tage in Zeiden, ließen mir wenig Zeit mich mit Dingen zu beschäftigen, die mir bei früheren Besuchen wichtige Anliegen waren. Leider. Dennoch bin ich froh, diese offizielle Reise mit Nachbarvater Udo Buhn nach Zeiden angetreten zu sein. Es ist Eines hier in Deutschland über die Verhältnisse in Zeiden zu reden, oder gar nur mitreden zu wollen und es ist etwas Anderes, die Verhältnisse in Zeiden vor Ort zu erleben, den Alltag in Augenschein zu nehmen und mit den dort lebenden Menschen – Sachsen wie Rumänen – zu sprechen und sich, so weit das heute überhaupt geht, über Dinge, die einen interessieren, kundig zu machen. Diese Erfahrung habe ich einmal mehr gemacht.

Als abschließendes Fazit kann ich wie folgt festhalten:

1.         Die Kirchengemeinde und die Zeidner Nachbarschaft sind untrennbar miteinander verbunden. Presbyterium und Vorstand sind sich dessen voll bewusst. Ihr künftiges Handeln soll weiterhin darauf ausgerichtet sein. Die in Zeiden sehr unterschiedlich geführten Gespräche waren sicher nicht als Patentlösung für die Probleme vor Ort gedacht, doch wir als Nachbarschaft haben ein kleines Zeichen – miteinander reden, gemeinsam zusammenhalten - gesetzt, das für die Zukunft (so hoffen wir) wegweisend sein kann.
2.         In Zeiden liegt es in erster Linie am Presbyterium und vor allem an Kurator Arnold Aescht, die dringend notwendig gewordenen Gespräche mit den Beteiligten in Zeiden (wieder)aufzunehmen und die Kräfte, dort wo es möglich erscheint, so vernünftig zu bündeln, um das Selbstverständnis der Kirche zu stärken und das verloren gegangene Ansehen in der Gemeinde (vor allem unter den Rumänen) wieder herzustellen.
3.         Letztendlich ist es der Kirchengemeinde Zeiden zu wünschen, dass ein bald eingesetzter Pfarrer der Gemeinde neuen Halt und die nötige Kraft gibt, um die Herausforderungen der „Neuzeit“ im EU-Land Rumänien annehmen und wenn nötig, mit Hilfe der Zeidner Nachbarschaft und der „Stiftung Zeiden“, meistern zu können.

Böbingen, den 10.11.2008
Helmuth Mieskes