Er hört nie auf, für siebenbürgische Ideen zu leben und zu arbeiten

Balduin Herter wurde 80 Jahre alt

Er hat viel bewegt und er bewegt Viele. Wie kaum ein anderer hat sich Balduin Herter für die siebenbürgische Landeskunde im Allgemeinen und für die Belange seiner Zeidner Nachbarschaft im Besonderen engagiert und eine Menge Akzente gesetzt. Auch heute noch lässt ihn das Thema Siebenbürgen nicht los und er kämpft unermüdlich für die Rettung des geistesgeschichtlichen Erbes unserer Vorfahren.

"Er kennt Gott und die Welt, mit seiner Herzlichkeit und gewinnenden Freundlichkeit ist er ein unermüdlicher Motor für den Arbeitskreis gewesen." Die siebenbürgische Bibliothek, deren Leitung er über 20 Jahre innehatte, entwickelte sich dank seiner "rastlosen Triebkraft zur blühenden Kommunikations- und Informationszentrale", schreibt Dr. Ulrich Wien, Vorsitzender des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) in einem Geburtstagsgruß an Herter. Und sein Weggefährte, der Pfarrer Andreas Möckel ergänzt: "Jeder Zeidner in Zeiden verdiente die volle Unterstützung; denn das Leben ging und geht in Siebenbürgen weiter, so schwierig und bedrückend es im Einzelnen war und so schwer es auch heute noch ist. Aber auch in Deutschland verdiente jeder Zeidner Unterstützung und Zuspruch, der neu anfangen musste. Die Zeidner Nachbarschaft, der Zeidner Gruß, die genealogischen Forschungen, die Du angeregt und angefangen hast, vor allem die Vernetzung der Heimatortsgemeinden, das alles gehört hierher."

Zunächst aber ein paar Fakten: Herter ist am 15. September 1926 in Zeiden geboren, im Januar 1945 von der Schulbank des Honterus-Gymnasiums weg nach Russland deportiert worden und 1947 nach Frankfurt an der Oder entlassen. Er übersiedelte 1948 nach Württemberg, wo er eine Gärtnerlehre absolvierte, übte jedoch den Beruf aus gesundheitlichen Gründen nie aus. So begann er 1951 im Archiv des Instituts für Auslandsbeziehungen in Stuttgart zu arbeiten. Von 1958 bis 1970 war er im Verlagswesen tätig. Im gleichen Jahr wurde er der erste Geschäftsführer des AKSL und blieb in dieser Funktion bis zu seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben im Jahre 1990. Zusätzlich übernahm er die Leitung der Siebenbürgischen Bibliothek auf Schloss Horneck in Gundelsheim, war Mitredakteur der "Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde", Leiter der Sektion Genealogie sowie Schriftleiter der Zeitschrift "Siebenbürgische Familienforschung." Es war ein "Glücksfall", dass der Zeidner diese Tätigkeiten übernahm, wie es Professor Walter König, ein Weggefährte im AKSL einmal formulierte. Auf jeden Fall schaffte es Herter, die Gundelsheimer Bibliothek zur größten Sammlung von Transylvanica in Westeuropa auszubauen. Aber auch die großen Tagungen des Arbeitskreises, die grenzüberschreitenden Kooperationen und die zahlreichen Publikationen sind ohne seinen unermüdlichen Einsatz nicht denkbar.

Bereits Anfang der 50er Jahre begann er sich auch ehrenamtlich für siebenbürgische Belange zu engagieren. So gehörte er zu den Mitbegründern der siebenbürgischen Blaskapelle in Stuttgart, wirkte im siebenbürgischen Bibelkreis mit und war Vorstandsmitglied im Arbeitskreis junger Siebenbürger Sachsen. 1953 gründete er die Zeidner Nachbarschaft, die als erste Heimatortsgemeinschaft der Siebenbürger gilt. Im gleichen Jahr fand auch das erste überregionale Treffen der Zeidner statt, ein Jahr später startete er mit dem ersten Heimatblatt, dem "Zeidner Gruß". Er übte die Funktion des Nachbarvaters bis 1980 aus und ist auch heute noch als Altnachbarvater ein wichtiger Impulsgeber für die Zeidner. Er gründete vor einigen Jahren den "Zeidner ortsgeschichtlichen Gesprächskreis" (ZOG), der die Gemeindemitglieder für heimatkundliche Themen begeistern soll. Allein in diesem Jahr sind dadurch vier neue Bücher erschienen.

Von 1958 bis 1981 war er Vorstandsmitglied des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und deren Beauftragter für Baden-Württemberg und als 1969 der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat eingerichtet wurde, übernahm er dessen Geschäftsführung. Zehn Jahre später fungierte er einige Jahre zusätzlich als Vorstandsmitglied der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung. Anfang der 80er Jahre erhielt auch die Arbeit der Heimatortsgemeinschaften (HOGs) durch Herters Ideen und Initiativgeist frischen Wind. So trafen sich 1980 in Stuttgart die Vertreter der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften zu einem ersten Gedankenaustausch, der seither ständig fortgeführt wird, aus der Erkenntnis heraus, dass die HOGs ein wichtiges Bindeglied zwischen Landsmannschaft und deren Mitgliedern geworden sind.

Auch nach dem Eintritt in den Ruhestand war und ist Baldi Herter auf einigen seiner Gebiete sehr aktiv geblieben. Er beschäftigt sich weiterhin mit dem Thema Familienforschung, neuerdings interessieren ihn ganz besonders siebenbürgische Wappen. Als Gründer des Vereins "Freunde und Förderer der siebenbürgischen Bibliothek" kämpft er um jedes neue Mitglied, um die Bibliothek in Gundelsheim zu unterstützen und so deren Überleben zu sichern. Nicht minder ist sein Engagement in der Nachbarschaft, wo er es geschafft hat, eine Menge jüngerer Leute für seine Arbeit zu gewinnen, so dass die Zeidner sicherlich einen der jüngsten Vorstände vorweisen können.

In Anerkennung seiner Verdienste wurde ihm im Jahre 1988 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen, und ganz aktuell erhielt er jetzt im Sommer vom HOG-Verband die "Goldene Nadel." Möglich wurde sein Engagement auch durch die Unterstützung seiner Familie, vor allem seiner Gattin Elfriede, geb. Dück, die ebenfalls aus Zeiden stammt.

"Möge das ansteckende Engagement des Jubilars uns noch lange erhalten bleiben", hat ihm Professor König vor zehn Jahren gewünscht. Dem lässt sich noch hinzufügen: "Nur da Gasand"