Beispielgebendes Engagement

Kirchenkurator Arnold Aescht für seinen sozialen Einsatz vom Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg geehrt

In einem Schreiben vom 20. Dezember 2006 des Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Matthias Platzeck, an den Kurator der evangelischen Kirchengemeinde A.B. von Zeiden/Codlea gerichtet, heißt es: "Ich möchte Ihnen auf diesem Weg nochmals meinen Dank ausdrücken für Ihre engagierte Arbeit als Kurator der evangelischen Gemeinde Zeiden. Viele wichtige soziale Projekte in der Stadt Zeiden gehen auf Ihre Initiative zurück. Damit tragen Sie dazu bei, die Identität der kleiner werdenden Gruppe der Siebenbürger Sachsen zu bewahren und gleichzeitig Brücken zu den anderen Kirchen, zur rumänischen Bevölkerung sowie zu Sinti und Roma zu schlagen. Seit vielen Jahren pflegen Sie den Kontakt zum Kirchenkreis Templin-Gransee. Mit ihm gemeinsam konnten Sie eine ganze Reihe von Hilfsprojekten realisieren. Als Partner vor Ort sorgten Sie dafür, dass medizinische Hilfsmittel und Medikamente das örtliche Krankenhaus erreichten und Kleidung, Spielzeug und Lernmaterialien in der Gemeinde verteilt wurden. Durch Ihr Engagement tragen Sie dazu bei, dass junge Rumäniendeutsche sich dauerhaft für ihre Heimat entscheiden. Indem Sie den Aufbau einer Gesellschaft mit integrierten deutschen, ungarischen und rumänischen Traditionen fördern, helfen Sie die Auswanderung zu bremsen und ein modernes und doch auf vielen Kulturen fußendes Rumänien aufzubauen. Dafür möchte ich Ihnen meine Anerkennung aussprechen."

Dieser Brief wurde an Arnold Aescht gesendet nach dem er auch persönlich am 16. Dezember, am "Tag des Ehrenamtes" als einziger ausländischer Gast mit weiteren 100 engagierten Personen des Landes Brandenburg an Bord des Motorschiffes "Belvedere" von dem Landtagspräsidenten Günter Fritsch und Mattthias Platzeck, der gesamten Landesregierung empfangen wurden. Einmal im Jahr am "Tag des Ehrenamtes" dankt die brandenburgische Regierung 100 ehrenamtlichen Mitarbeitern stellvertretend für die 10.000 Menschen die sich im Land engagieren wie die "Märkische Allgemeine", der Zeitung für das Land Brandenburg vom 18. Dezember berichtete. Geehrt wurden sie weil sie "Solidarität, Geborgenheit und menschliche Wärme verbreiten" wie Günter Fritsch betonte.

Auch in der Beilage "Neues Granseer Tageblatt" wurde ausführlich von diesem Empfang berichtet, auf Fotos war der aus dem 2000 km weit entfernten Zeiden angereiste Arnold Aescht bei dem 15 Minuten dauernden Gespräch mit Ministerpräsident Matthias Platzeck zu sehen. Gleiches Blatt veröffentlichte einen Tag darauf einen weiteren ausführlichen Bericht über diesen Empfang sowie über die Person des Zeidner Kurators unter dem Titel "Aus Solidarität wurde Freundschaft".

Doch wie es zu dieser Ehrung kam, darüber klärte uns Arnold Aescht der seit 16 Jahren, im fünften Mandat Kurator der Zeidner Kirchengemeinde ist, selber auf. Seit 15 Jahren gibt es eine gute Bindung zu dem Kirchenkreis Templin-Gransee 60 km weit von Berlin gelegen, in dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel aufgewachsen ist. Der Rumänienauschuss des Kirchenkreises hat sich seither voll in die soziale Unterstützung der hiesigen Bewohner der Stadt, der evangelischen Zeidner Kirchengemeinde impliziert. Gabriele und Dieter Lehmann, Superintendent Uwe Simon, Rosvitha Erhard, Pfarrer Günther Schobert und Gerhard Gabriel sind einige der aktiven Vertreter des Projektes "Rumänienhilfe" die uns Kurator Aescht aufs erste nennt und die zu wichtigen Freunden wurden. Es sind Menschen die vor allem an das Wohl des anderen denken. Somit war die ausgesprochene Anerkennung am "Tag der Ehrung" ein Ansporn für Kurator Arnold Aescht aber auch für die Freunde aus dem Kirchenkreis Templin-Gransee um diese Tätigkeit fortzuführen.

Arnold Aescht ist seit Jahren über die Stadtgrenzen von Zeiden hinaus im ganzen Burzenland für seine Tätigkeit im Dienste der Gemeinschaft, für seinen sozialen Einsatz und seine Hilfsbereitschaft bestens bekannt. Doch dieses wäre nicht möglich geworden wenn die Zeidner Kirchengemeinde nicht ein so gutes Presbyterium hätte wie er betont. In diesem gibt es kein gegen oder über einander. Gleich welche Probleme zu lösen sind, es hat keinen Streit zwischen den Presbytern gegeben, die Gemeinschaft ist geschlossen.

Arnold Aescht erfüllte am Heiligen Abend seinen 68. Geburtstag. Als seine vier Geschwister im Jahre 1938 aus der Kirche kamen, fanden sie ihren Bruder unter dem Christbaum vor, wohin ihn die Großmutter gelegt hatte. Er sollte im Lauf der Jahre sich zu einem selbstbewussten Menschen entwickeln der stets auch anderen unter die Arme griff wenn diese in Not waren. Als Mechaniker für Landwirtschaftsmaschinen im Magura-Betrieb, dann in den Glashäusern seiner Geburtsstadt, hat er viel Erfahrung angehäuft und war immer bemüht sich für die Gemeinschaft einzusetzen. Nach der Wende nachdem viele Senioren alleine blieben, setzte er sich für die Einrichtung der "Küche auf Rädern" ein, wo er auch heute noch, auch in der Küche, mithilft wenn es benötigt wird, führt das warme Essen in Zeiden und Heldsdorf aus. Von den 960.000 alte Lei pro Monat für die der Empfänger aufkommen müsste, zahlt dieser nur ein Drittel. Die restlichen Kosten werden von dem Partnerkirchenkreis Templin-Gransee, von der Heimatortsgemeinschaft Zeiden in Deutschland, der Johanniter-Hilfsgemeinschaft getragen. Doch sehr wichtig ist dabei immer auch ein herzliches Wort an die Senioren zu richten, ihnen Mut aussprechen.

Zwischen den vielen sozialen Aufgaben musste er auch an den Lebensunterhalt der eigenen Familie denken. In den verflossenen Jahren baute er die eigene Wirtschaft mit Hilfe seiner Familie aus um ein dezentes Leben führen zu können aber auch beispielgebend zu wirken. Mit Sohn Jürgen und dessen Ehefrau bewirtschaften sie 50 ha Grün- und Ackerfläche, betreiben eine große Tier- und Geflügelzucht. Täglich werden 300 l Milch an die Kunden ausgetragen, der Überfluss wird unentgeltlich an die Zeidner Kindergärten geliefert. Im Vorjahr waren es 4500 Liter. Dafür erhielt die Familie im Gegenwert Unterstützung seitens des Kirchenkreises Templin-Gransee in landwirtschaftlicher Ausstattung. Voraussichtlich kommt eine Melkanlage hinzu um den europäischen Normen gerecht zu werden. Unterstützt wurde Sohn Jürgen auch von der HOG und der Zeidner Stiftung die laut Satzung junge Leute mit Initiative fördert.

Arnold Aescht setzt sich überall ein wo es Hilfe benötigt. Gleich nach der Wende war er Mitglied im Vorstand des Kronstädter Kreisforums wo er seine Dienste bei allen wichtigen Veranstaltungen angeboten hat, er baut auf beste Beziehungen mit der Stadtverwaltung und der HOG im Interesse der Gemeinschaft die er vertritt, hat wesentlich zur Restaurierung von Kirche und Pfarrhaus beigetragen, am Friedhof gibt es kein ungepflegtes Grab. Auch schaltet er sich in die Rückerstattung ehemaligen Gemeinschaftseigentums ein. Es handelt sich um zwei Schul- und ein Kindergartengebäude. Unterstützung findet er dabei auch bei den beiden Forumsvertretern im Stadtrat, Rudolf Rekkert und Erwin Albu. Im Pfarrhaus ist er nun um die Einrichtung eines Gästezimmers bemüht, der Kirchenturm wurde innen mit Eisentraversen befestigt, die alten Holzpodeste wurden ersetzt. In der Durchführung aller dieser Vorhaben beratet man sich im Presbyterium, mit dem Vorstand der Zeidner Nachbarschaft in Deutschland, deren Vorsitzendem Udo Buhn, mit Pfarrer Klaus Martin Untch. Besondere Unterstützung erhielt die Kirchengemeinde für die Verwirklichung vieler Vorhaben von Renate Klinger wie es im Fall der Kirchturmbeleuchtung war, von Klaus Mieskes die mit ihrem Geburtsort eng verbunden geblieben sind.

Über diesen vielseitigen vor allem sozialen Einsatz war Ministerpräsident Matthias Platzeck informiert daher auch die erwiesene Ehrung. Arnold Aescht konnte somit mehr über seine Mitmenschen und seiner Heimat berichten. Im folgenden Gottesdienst von Sonntag wurde Kurator Arnold Aescht vom Superintendenten Uwe Simon und zwei Pfarrern in der Kirche gesegnet. Beim Ausgang wurde er vom Oberbürgermeister erwartet der ihn mit einer von fünf Pferden gezogenen Kutsche durch ganz Grünberg führte, von Landwirten begrüßt wurde. Die Solidarität die im Lauf der Jahre dieser Zusammenarbeit zwischen dem Kirchenkreis Templin-Gransee und der Zeidner Kirchengemeinde zur Freundschaft wurde, ist durch diese Ehrung weiter gefestigt worden.

Dieter Drotleff (Karpatenrundschau Nr. 4/27.01.2007)