Friedrichroda (VIII): Künstlerische und dokumentarische Vielfalt in Bildern und Fotos
Auch auf diesem Treffen ist wieder eine interessante Ausstellung zustande gekommen, in der Fotos und Bilder von Künstlerinnen und an Zeidens Vergangenheit Interessierte zu sehen waren, angefangen von Collagen, Radierungen über individuell angefertigte Schmuckstücke bis hin zu historischen Abbildungen. Renate Kaiser hat sich ein paar Gedanken zu Personen und Exponaten gemacht, die sie vortragen wollte – dann doch nicht nach Friedrichroda kommen konnte. Hier nun die vollständigen Texte zu den Ausstellern und ihren Exponaten:
Marianne Götz: Collage als spannungsvoll konstruierte Wirklichkeit
Marianne Götz, mütterlicherseits (Rosi Schwarz) Zeidnerin, wurde 1937 in Kronstadt geboren, verbrachte die Schulzeit bei den Großeltern in Zeiden und lebte dann bis zur Ausreise 1975 in Kronstadt, wo sie die Volkshochschule für Kunst besuchte. Malen, Basteln und Gestalten waren schon früh ihre Hobbys. Als künstlerische Ausdrucksform wählte sie die Collage. Bilder von Marianne Götz durften wir schon vor sechs Jahren beim Zeidner Treffen in Ludwigsburg bewundern
Realistische Einzelteile – von zum Beispiel banalen Zeitschriftenbildern – gewinnen als Teil ihrer neuen Komposition spannungsvolle Ausdruckskraft. Diese Fragment-Montagen sind eine konstruierte, verfremdete Realität mit unerwartetem Effekt und können als Blickfang und Aufmunterung zugleich dienen. Zu beachten sind hier besonders jene Collagen, die Zeiden zum Thema haben!
Roswitha Böhm: Kreativität im Tiefdruck visualisiert
Roswitha Böhm, geb. Christel, wurde 1941 in Zeiden geboren, war nach Câmpulung-Muscel evakuiert und lebt seit 1961 in der Bundesrepublik, heute in Siegertsbrunn bei München. Schon in ihrer Kindheit waren Zeichnen und Malen für sie ein Bedürfnis des Ausdrucks ihrer Gefühle und ihrer erlebten Welt. Die studierte Bauingenieurin zeigte Interesse für verschiedene Techniken, am meisten beeindruckte sie jedoch der künstlerische Tiefdruck, z.B. Kaltnadel, Radierung, Aquatinta. Sie ist Dozentin an der Volkshochschule in Neubiberg-Ottobrunn, wo sie einen Kurs über Druckgrafik leitet. Roswitha beteiligte sich erfolgreich an mehreren Ausstellungen in Deutschland und im Ausland etwa im Gasteig in München oder in Venedig, im Rumänischen Kulturinstitut sowie an mehreren Ex-Libris-Wettbewerben.
Wir sehen hier einen Ausschnitt ihrer letzten künstlerischen Arbeit, darunter auch einige Radierungen mit Zeidner Motiven.
Balduin Herter: Die Familienwappen der Zeidner aufgestöbert
Balduin Herter, 1926 in Zeiden geboren, seit dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland lebend, gelernter Gärtner, arbeitete in verschiedenen Verlagen als Lektor und Verlagskaufmann und lebt heute mit seiner Frau Elfriede, geb. Dück, in Mosbach.
Nicht nur wir Zeidner verdanken ihm enorm viel, war er doch ein „Mann der ersten Stunde“, der sich für die Belange der Flüchtlinge und Vertriebenen starkgemacht hat. Sein Name ist eng verbunden mit unserer Nachbarschaft und dem Zeidner Gruß, mit der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim, mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde und hier speziell mit der Sektion Genealogie. Darüber hinaus ist er Initiator vieler Projekte zur Bewahrung von siebenbürgisch-sächsischem Kulturgut. Für seine Verdienste wurde Baldi 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Diese Ausstellung zeigt einen kleinen Ausschnitt aus seiner umfangreichen Sammlung siebenbürgischer Familienwappen: diejenigen mit Zeidner Bezug. In Siebenbürgen wurden Wappen früher vor allem von adeligen Familien und von städtischen Bürgern geführt. In der Tradition unserer dörflichen Bevölkerung spielte die Heraldik kaum eine Rolle. Das erklärt sicher die geringe Anzahl der Wappen.
Frauke Weber: Harmonie in Stein und Silber
Frauke Weber, 1965 in Starnberg geboren als Tochter von Erika, geb. Reimesch, und Günter Weber, studierte einige Semester Malerei und Plastik an der Kunstakademie in München.
Danach erlernte sie das schöne, aber schwierige Kunsthandwerk des Goldschmiedes.
Dass sie es meisterhaft beherrscht, beweisen ihre individuell angefertigten Schmuckstücke.
Auf die Persönlichkeit des Menschen, des Trägers eingehend, verarbeitet sie harmonisch Steine und Versteinerungen. Und manche Steine sollen ja ihre ganz spezielle Wirkung haben.
Die Formen reduziert sie dabei auf das Wesentliche. Frauke verwendet für ihre kleinen Kunstwerke hauptsächlich Silber; Gold nur sehr sparsam, um Akzente zu setzen.
Udo Buhn und Helmuth Mieskes: Die Konfirmation in Zeiden im Wandel der Zeit
Udo Buhn, 1950 in Zeiden geboren, verheiratet mit Traute, geb. Martin, zwei Töchter, lebt seit 1975 in Geretsried und arbeitet als Techniker. Nach jahrelangem Engagement im Hintergrund –
Organisation von Zeidner Skitreffen, Hilfstransporten nach Zeiden, der Zeidner Treffen und Begegnungen – ist er seit sechs Jahren unser Nachbarvater. Das Zeidner Fotoarchiv ist sein liebstes Steckenpferd.
Helmuth Mieskes, 1957 in Zeiden geboren, lebt seit 1980 mit Josefine, geb. Welther, und Sohn Oliver in Böbingen und arbeitet als Verwaltungsangestellter. Helmuth Mieskes ist Schriftführer der Nachbarschaft, leitet den Zeidner ortsgeschichtlichen Gesprächskreis (ZOG) und betreut die Bücherreihe der Nachbarschaft mit.
Beim aktuellen Projekt hatte Udo Buhn die Idee des Sammelns – die Fotos sind aus „seinem“ Zeidner Fotoarchiv –, für die Umsetzung bis zur künftigen Publikation in der Reihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“ ist Helmuth Mieskes verantwortlich.
Die Dokumentation zeigt anhand des christlichen Festes vor allem die Veränderung
seit 1900 – hinsichtlich der Tracht, der Anzahl der Konfirmanden, deren Konfession und Geburtsort. Wir sehen statistische Daten, Konfirmationsblätter, Urkunden und die „Pfarrergalerie“. Diese Ausstellung hat aber noch nicht abschließenden Charakter: Wir sind auf eure Mithilfe und eure Fotos oder Dokumente angewiesen. Bitte stellt sie uns zur Verfügung.
Theo Zeides: Fotografischer Streifzug durch Zeiden von 1976 bis 1984
Seinen Zeidner Vater Ernst Zeides verschlugen die Kriegswirren nach Deutschland, wo er eine Hiesige heiratete. Theo kam 1952 in Arolsen zur Welt, wurde Tischlermeister und hat inzwischen ein Bestattungsunternehmen.
Als 24-Jähriger besuchte er 1976 zum ersten Mal unseren Heimatort, quasi als Unbefangener im fremden Land. Hier konnte er sein Hobby, das Fotografieren, wunderbar ausleben. Sein durch das Handwerk geschulter Blick ließ ihn an unseren Häusern viele interessante Details entdecken, die er mit seiner Kamera festhielt.
Bis 1984 war er öfter in Zeiden und fotografierte mit seinem Teleobjektiv zum Teil heimlich über die Mauer. Gefangene bei der Arbeit, die Colorom und andere Zeidner Momentaufnahmen hat er im Bild festgehalten. Dokumentarischen Wert haben für uns auch die Panoramabilder vom Bergelchen aus sowie Aufnahmen vom Schulfest mit Wunderkreis und vom „letzten Weg“ in Zeiden.