Blasmusikgeschichte(n) rund um den 1. Mai

Ich vermute, es geht vielen Menschen, die früher in Zeiden gelebt haben, wie mir: Jedes Jahr am 1. Mai höre ich Blasmusikklänge, die vom Bergelchen kommen. Als kleiner Junge wollte ich geweckt werden, um das Platzkonzert nicht zu verpassen, einige Jahre später durfte ich sogar mitspielen. Das waren richtige Gänsehautmomente...

Doch wer hatte die Idee? Und wann genau wurde diese schöne Tradition geboren? Ich fand die Antworten im „Tagebuch der Zeidner Blaskapelle“, das mein Schwiegervater, Günther Schunn, konsequent geführt hat.

Am Morgen des 1.Mai 1957, die genaue Uhrzeit ist nicht überliefert, wanderten Helmut Gagesch und seine Frau Dora hoch zum Bergelchen. Helmut hatte sein Flügelhorn mitgenommen und spielte die Melodie „Der Mai ist gekommen“.

Nur ein Jahr später gesellten sich seine Blasmusikkollegen dazu und das beliebte Volkslied erklang zum ersten Mal in Vollbesetzung. Die Uhrzeit ist auch bekannt: Es war 6 Uhr in der Früh'.

In Zeiten ohne Handy und WetterApp - ja, liebe junge Leser, diese Zeiten gab es wirklich -
war die Wetterlage für den nächsten Tag schwer einzuschätzen. Es musste deshalb immer auch einen Plan B geben, der festlegte, was bei schlechtem Wetter (Regen) zu tun ist.

Am Vorabend des 1. Mai, irgendwann Anfang der 1980er Jahre, brüteten wieder alle über dem Problem, bis unser Kulturhausdirektor die Lösung hatte und alle erleichtert aufatmen konnten: "Wenn es am 1. regnet, spielen wir am 2. Sollte es am 2. regnen, spielen wir halt am 1."

Ein andermal war die Ausgangssituation klar:
"Wenn es schön ist: 6.30 Uhr auf dem Bergelchen, bei Regen: 09.30 Uhr im Kulturhaus."
Am nächsten Morgen staunten die Musikanten nicht schlecht, als es dicke Flocken schneite.
Wie und wo sie den Tag begannen, war nicht mehr zu erfahren. Dass jedoch auch dieser ein feuchtfröhlicher wurde, gilt als sicher.

Keine Anekdote, vielmehr der Beginn einer schönen Zeidner Musiktradition: Am 1. Mai 1965 hatte die zwei Jahr zuvor von Alfred Preidt gegründete “Junge Blasmusik” ihren ersten offiziellen Auftritt.

(Peter Roth)