Eindrücke von der dritten Begegnung: "Ich hoffe, das weitere Treffen folgen werden"
Bei der zweiten Begegnung im Jahre 2004 war meine komplette Familie in Zeiden - Eltern, Bruder, Onkels, Tanten, Cousins/Cousinen, Großeltern - nur ich nicht, da ich in der heißen Endphase meiner Diplomarbeit war. Diese Erfahrung habe ich all die Jahre vermisst. Mir wurde so viel davon berichtet und es war permanent ein Thema in der Familie.
Ich jedoch konnte zum einen gar nicht mitreden und zum anderen mir es auch gar nicht so wirklich vorstellen, da ich seit 1993 - damals war ich gerade einmal zwölf Jahre alt - nicht mehr in Zeiden war.
In all den Jahren merkte ich, wie meine Erinnerungen immer mehr verblassten, bei meiner Familie hingegen durch den Zeiden-Besuch wieder aufgefrischt wurden. Beim Betrachten der zahlreichen Fotos musste ich feststellen, dass vieles nicht mehr so war wie früher und mich die neuen Eindrücke nicht so sehr berührten, wie ich es mir vorgestellt habe. Es war nicht das Zeiden, das ich kannte. Daher schloss ich in gewisser Weise damit ab.
Mit Zeiden verbinde ich vor allem die Menschen. Das ist für mich Heimat und daher freue ich mich und nutze, so gut es geht, gemeinsam mit meinem Mann jede Gelegenheit, um an den zahlreichen Treffen – Skitreffen, Dinkelsbühl, Friedrichroda, Motorradtreffen – teilzunehmen. Die Zeidner sind einfach ein besonderer Schlag von Menschen, mit einen wunderbarem Sinn für Humor, die es verstehen zu feiern, wie sonst keiner.
Als ich von der Planung der dritten Zeidner Begegnung erfahren habe, fragte ich mich, ob ich noch einmal hin wollte. Ich war hin und her gerissen. Als jedoch die nächsten Verwandten beschlossen daran teilzunehmen, entschied ich mich, gemeinsam mit meinem Mann, ebenfalls in dieses Abenteuer zu stürzen. Und als ein solches haben wir es tatsächlich auch empfunden, da wir unseren 16 Monate alten Sohn mitnahmen. Und je näher der Termin rückte, umso nervöser wurde ich.
Die Unsicherheit wich dann aber immer mehr einer gewissen Vorfreude.
Auf den Flug folgte eine zweistündige Autofahrt durch eine mehr oder weniger trostlose Gegend, die mich nur minder begeisterte - und meine Freude wieder ein wenig dämpfte. Als wir jedoch in Zeiden einfuhren, war die Begeisterung umso größer. Die Erinnerungen kamen wieder - das Pfarramt (der alte Arbeitsplatz meiner Mutter), der Spielzeugladen, der „Metter“, und die Tankstelle, an der man in langen Schlangen angestanden hatte, um ein paar Tropfen Benzin zu bekommen.
Auf dem Hof angekommen, musste ich erst einmal alles auf mich wirken lassen. Die Gefühle überschlugen sich. Es war eine Mischung aus Erinnerungen, Erzählungen der letzten Begegnung und der Realität. Es war nicht in Worte zu fassen. Vieles war noch so, wie bei meinem letzten Besuch vor 18 Jahren. Selbst das Tischtuch war das gleiche.
Nach der anstrengenden Anreise wurde gemeinsam gegessen. In alter Tradition wurde dies natürlich auch mit dem einen oder anderen Glas Wein begossen. Die idyllische Atmosphäre auf dem Hof war einfach schön. Es wohnten hier nun im Urlaub vier Generationen. Angefangen bei meinen Großeltern über meine Eltern, meinen Bruder, meinen Mann und mich bis hin zu meinem Sohn. Ich habe sie zwar nie gefragt, aber es war meinen Großeltern anzusehen, wie glücklich sie waren, dass wir alle gemeinsam noch einmal in Zeiden waren.
Traditionell herrschte auf dem Hof immer viel „Durchgangsverkehr“.
Jeden Abend kamen Freunde und Bekannte, es wurde gegessen, getrunken, erzählt und gelacht bis tief in die Nacht und die frühen Morgenstunden. Auch dieser Tradition blieben wir und die anderen bei der dritten Begegnung treu. Ohne große Einladung und Vorankündigung wurde Abend für Abend durch die „Geusendir“ gespickt, ob jemand zu Hause war und eingetreten. Jeder war willkommen. Es wäre vielleicht geschickter gewesen, die Tür durch eine Drehtür zu ersetzten oder diese komplett auszuhängen. Denn es war an jedem Abend volles Haus.
Wurde es mal sehr spät, so blieb der eine oder andere einfach über Nacht. Nach der anstrengenden Nacht wurde am nächsten Morgen zur Stärkung erst einmal angestoßen. Die lockere und unkomplizierte Atmosphäre gemischt mit dem „Wir sind wir Gefühl“ war einfach unbeschreiblich. Es war genau so wie früher.
Natürlich haben wir uns auch die Umgebung angeschaut. Besonders begeistert war ich von Kronstadt und der Schulerau. Der Wandel und die Entwicklung haben mich sehr überrascht.
Die offiziellen Tage der dritten Zeidner Begegnung bildeten den krönenden Höhepunkt des Abenteuers Zeiden. Gewisse Fragmente sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Ein solch besonderer Augenblick war, als ich mit meinem Mann, meinen Sohn auf dem Arm haltend zu „Grüße mir Zeiden“ getanzt habe. Das allerschönste war jedoch, mit den alten Bekannten aus Deutschland in der alten Heimat gemeinsam zu feiern. Erst die Menschen haben das Fest zu dem gemacht, was es war.
So muss es früher gewesen sein. Abschließend muss ich sagen, dass meine Zweifel, die ich im Vorfeld hatte, sich nicht bestätigt haben.
Ich bin froh, daran teilgenommen zu haben und hoffe, das weitere Treffen folgen werden. Getreu dem Motto: Grüßet uns Zeiden und sagt wir kommen wieder.
Harriet Pielok (geb. Nierescher)
PS: Jede/r, der dabei war, ist eingeladen, seine Eindrücke vom Treffen in Zeiden hier zu schildern. Die Leser unserer Seite sind daran sehr interessiert.