04/16/24
40 Jahre HOG-Regionalgruppe Burzenland: „Hier ist meine Familie“
Ein abwechslungsreiches Wochenende war die 39. Arbeitstagung HOG-Regionalgruppe Burzenland vom 12.-14. April in Crailsheim-Westgartshausen. Dort trafen sich, wie in den letzten Jahren, die Vertreterinnen und Vertreter der 15 Heimortsgemeinschaften (HOGs) des Burzenlandes. Sie zogen eine beachtliche Bilanz und tauschten sich intensiv über ihre aktuellen Aufgaben aus.
Die Nachbarmütter und -väter würdigten anlässlich des 40-jährigen Bestehens die besondere Bedeutung dieser Zusammenkunft, die eine gelungene Mischung aus interessanten Vorträgen bildet – sei es zur Geschichte des Landstrichs, einen Vortrag dazu hielt der gebürtige Kronstädter Wissenschaftler Dr. Harald Roth, oder ganz praktische Themen wie heuer zu rechtlichen Grundlagen für die Veröffentlichung in den Publikationen der HOGs, vorgetragen von Petra Rezac-Sneed, aber auch viel Organisatorisches. Und das alles in einem Rahmen, der seinesgleichen sucht, das heißt: es findet ein intensiver Gedankenaustausch der Teilnehmer statt, am besten bei Baumstriezel, abends beim schon legendären Burzenländer „Fleken“ oder zu später Stunde durch das gemeinsame Singen verschiedener Lieder.
Von den Gründungsmitgliedern der Regionalgruppe Burzenland anwesend waren Dr. Harald Roth, Udo Buhn und Volkmar Kraus, Leiter der Regionalgruppe von 1995-2007. Schriftliche Glückwüsche zum Jubiläum waren von Ralf Sudrigian, Redakteur der Karpatenrundschau, Ortwin Götz (Kronstadt) und Siegbert Bruss, Vorsitzender der „Dorfgemeinschaft der Brenndörfer“, eingegangen.
Sicherlich trug nicht nur das abwechslungsreiche Programm dazu bei, dass sich die ehrenamtlichen Ortsvertreter auch im 40. Gründungsjahr gerne treffen und diese Veranstaltung zu einer Erfolgsgeschichte machen. Nicht umsonst sagte Rainer Lehni Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und zugleich Nachbarvater der Zeidner Nachbarschaft, dass die Tagung in Crailsheim angesichts seines prall gefüllten Terminkalenders stets ein „freudiger Muss-Termin“ für ihn sei. Und Martin Brenndörfer, stellvertretender Regionalgruppenleiter von 1999-2007, betonte ganz pathetisch: „Hier ist meine Familie.“
Aber klar: Natürlich fehlte auch nicht die schonungslose, ehrliche Auseinandersetzung mit aktuellen Herausforderungen – sei es im Heimatort im Burzenland, sei es in den Nachbarschaften hierzulande, die die Ortsvertreter in ihren Berichten ansprachen. Die Kommunikation mit der Kirchengemeinde und dem jeweiligen Pfarrer läuft mehrheitlich gut, mancherorts ist sie aber schwierig oder existiert gar nicht; das Gleiche gilt auch für die Kontakte zur politischen Gemeinde. Verschiedene Renovierungs- oder sonstige Reparaturarbeiten werden durchgeführt oder sind längst fällig, ein anderes Dauerthema ist die Friedhofspflege. Und über allem schwebt das Thema: Mangel an Personal, an Menschen – seien es solche, die im Heimatort das kirchliche Leben sichern, angefangen vom Pfarrer über Verwaltungsmitarbeiter, oder auch Handwerker, Ehrenamtliche für unterschiedliche Arbeiten.
Die Burzenländer HOGs stellen eine beachtliche Bandbreite an Aktivitäten in Deutschland auf die Beine, doch klagten einige Berichterstatter auch über ein abnehmendes Engagement der Mitglieder. Die Veranstaltungen werden zum Teil weniger oder finden gar nicht mehr statt. Einzelne HOG-Vorsitzende überlegen gar – mangels Personal – ihr Heimatblatt aufzugeben. Dies zieht übrigens auch die Neue Kronstädter Zeitung in Erwägung, falls sich niemand bis zum Jahresende meldet, der die Zeitung weiterführen will. Beim Trachtenumzug des Heimattages in Dinkelsbühl sind einige Heimatortsgemeinschaften jedes Jahr gut vertreten, manche haben einen Zwei-Jahres-Rhythmus eingeführt, während andere noch ums Weitermachen kämpfen.
Erfreulich ist das positive Beispiel, das der Musiker Klaus Knorr bekanntgab: die Gründung der Projektkapelle Martin Thies. Diese entstand auf Initiative des Dirigenten Reinhard Göbbel und hat sich zum Ziel gesetzt, Stücke des Burzenländer Dirigenten und Musikers Martin Thies zu spielen. Sie wird ihren ersten Auftritt in Dinkelsbühl beim Heimattag 2024 haben, um dann im ereignisreichen Sommer in Siebenbürgen – etwa beim Großen Sachsentreffen in Hermannstadt sowie Heimattreffen in Wolkendorf und Zeiden – aufzutreten.
Wie umfangreich die Aktivitäten der Regionalgruppe Burzenland waren und sind und was in 40 Jahren seit deren Gründung alles geleistet wurde, zeigte die stellvertretende Vorsitzende der Regionalgruppe Doris Martini in einer umfangreichen Bilderdokumentation. In nächtelanger Kleinarbeit hat sie – mit Unterstützung des großen Bildarchivs von Udo Buhn, stellvertretender Regionalgruppenleiter (2007-2019) – eine Menge interessanter Informationen, Fotos und Daten zusammengetragen. Angefangen von Berichten über die Gründung und die Gründungsvätern – immerhin war es die erste HOG-Regionalgruppe, nach deren Modell sich später die anderen HOGs in Regionalgruppen konstituierten –, über zahlreiche Veranstaltungen, Publikationen, Unterstützung von Sozialprojekten, Internet-Auftritt, Oktoberfestumzug und, und, und. Und heute gibt es nun einen großen HOG-Verband mit rund 130 HOGs, deren Vorsitzende Ilse Welther es sich in einem Grußwort nicht nehmen ließ, auf die Verdienste der Burzenländer hinzuweisen mit „vielen engagierten HOG-Vorsitzenden“. Sie schloss mit den Worten: „Bei euch fühle ich mich richtig gut aufgehoben.“
Die aktuellen Aktivitäten fasste Regionalgruppenleiter Manfred Binder zusammen, der im Übrigen auch die gesamte Veranstaltung moderierte. Als Höhepunkte des vergangenen Jahres nannte er unter anderem die Teilnahme am Großen Siebenbürgerball in München, wobei es Ballmitorganisator Georg Teutsch aus Nußbach schaffte, einen sogenannten Burzenländer Tisch mit 32 Gästen zu organisieren. Zweifellos bildete auch das sehr gelungene Musikantentreffen in Friedrichroda einen Jahreshöhepunkt 2023. Das siebente Treffen kündigten Renate und Helfried Götz für den 14. bis 16. März 2025 in Dinkelsbühl an. Der Standort musste gewechselt werden, nachdem das Hotel in Friedrichroda strikte Vorgaben betreffend die Probezeiten der Musikanten gemacht hatte.
Insgesamt umfasst die Regionalgruppe Burzenland mit ihren Heimatorts-gemeinschaften 4.969 zahlende Mitglieder, was ein Rückgang von rund fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet, wie Kassenwart Klaus Foof berichtete. Gemeinsam mit Manfred Binder, dessen Stellvertreterin Doris Martini und der Schriftführerin Angelika Schnabel bildet er seit vorigem Jahr das Führungsquartett der Burzenländer Regionalgruppe, das umsichtig und unaufgeregt und trotzdem professionell und mit großem Engagement das Geschehen gut im Griff hat. Pfarrer i.R. Kurt Boltres hielt diesmal die Andacht, die Jürgen Schnabel von Radio Siebenbürgen im Burzenland aufgezeichnet hatte und nun in Ton und Bild präsentierte. Pfarrer Boltres wünschte seinen Landsleuten „gute Antennen für die Belange ihrer Heimatortsgemeinschaft“.
Schließlich gilt es den Frauen zu danken, die unermüdlich dafür sorgen, dass die Veranstaltung geräuschlos weiterläuft, während sie sich im Hintergrund um alles kümmern, Küche, Essen etc. Ein Tisch war mit Spezialitäten wie sacusca, vinete, icre, Bratwurst, evangelischem Speck vollgedeckt, der andere mit köstlichem Kuchen und natürlich mit Baumstriezel. Karl-Heinz Brenndörfer, langjähriger Regionalgruppen-vorsitzender (2007-2019), dem zum 80. Geburtstag gratuliert wurde, backte während der Veranstaltung Baumstriezel. „Welche Regionalgruppe kann sich schon einen eigenen Baumstriezelbäcker leisten“, hieß es dann. Und erst recht ein Ehepaar wie Renate und Helfried Götz, das sich um den Fleken kümmert (nicht nur darum!), sowie all die stillen Helfer.
Die 40. Arbeitstagung der HOG Regionalgruppe Burzenland findet vom 4.-6. April 2025 wieder in Crailsheim statt. Vom Siebenbürgenforum erreicht uns die erfreuliche Nachricht: Das Sachsentreffen 2025 ist für den 19.-20. September in Zeiden geplant!
Hans Königes
Weitere Bilder kann man unteri www.burzenland.de abrufen.