17.08.2019

Zeidner Sommer 2019: gemeinsam arbeiten, reisen, wandern, feiern

Viele fleißige Hände und abwechslungsreiche und interessante Ausflüge kennzeichneten das diesjährige zweitägige Arbeitscamp im Zeidner Kirchhof und das anschließende viertägige Programm Kultur und Natur, das Udo Buhn und Annette Königes im Auftrag ihrer Nachbarschaft veranstalteten.

Wie so oft bei ehrenamtlichen Aktivitäten gestalteten sich die Vorbereitungen recht zäh, heißt, die Anmeldungen für das Zeidner Sommerprogramm trafen nur spärlich ein. Dabei wollte man den Schwung der letzten Jahre mitnehmen, als die Teilnehmer aus Deutschland – Siebenbürger und Nichtsiebenbürger -  ganz begeistert das Burzenland verließen und ein euphorisches Wiederkommen zusagten, eben weil ihnen diese Mischung aus ehrenamtlicher Arbeit in der Kirchenburg und das danach stattfindende Programm bestehend aus dem Besuch kultureller Einrichtungen, Wandern und der Begegnung mit interessanten Persönlichkeiten so gut gefiel.

Die beiden Veranstalter, Udo Buhn und Annette Königes, bekannt dafür, dass sie, wenn sie etwas anpacken, es mit größter Professionalität und Leidenschaft tun, ließen sich nicht entmutigen. Und sie wurden nicht enttäuscht. Zur ehrenamtlichen Arbeit in die Kirchenburg kamen rund 50 Teilnehmer, 30 aus Deutschland, 20 aus Zeiden  (Vorjahr rund 30) – ein großartiger Erfolg, mit dem Ergebnis, dass nun die Kornkammern komplett gesäubert sind. Vom Schüler bis zum 70jährigen Rentner – alle packten beherzt an in einer sehr positiv gestimmten Atmosphäre.  Die Zeidner Frauen des Nähkreises sorgten für das leibliche Wohl und abends wurde im Pfarrhof gegrillt, so dass man sich auch auf diesem Wege näherkam.

Kräftig unterstützt wurde die Aktion vom Bürgermeisteramt, das dafür sorgte, dass der ganze Müll abtransportiert wurde. Der neue stellvertretende Bürgermeister Erwin Albu nutzte die Gunst der Stunde und warb für ehrenamtliches Engagement in der Stadt. Er initiierte nach Abschluss des Arbeitscamps eine Diskussion im Kirchhof, zu der er auch Zeidens Bürger einlud. Ihre Abwesenheit zeigt allerdings, dass die Stadt in dieser Hinsicht noch einen steinigen Weg zu beschreiten hat.  Immerhin verkündete Albu die Eröffnung eines Büros, das sich um die Förderung der ehrenamtlichen Tätigkeiten im Ort kümmern soll. Erster Mitarbeiter ist der Zeidner Andy Barabas, der gerade sein Politikstudium in Klausenburg beendet und damit begonnen hat, überhaupt zu erfassen, was in der Stadt in puncto Ehrenamt passiert. Albu ließ das Gespräch live im Netz veröffentlichen, und nach Abschluss konnte man um die 500 Nutzer zählen. 

Fazit des erstes Teils der Zeiden-Aktion: Udo Buhn schaffte es, eine Menge Menschen für diese ehrenamtliche Arbeit zu begeistern und zu erreichen  - sowohl aus Deutschland als auch aus Zeiden, und es ist zu hoffen, dass die Zeidner vor Ort einfach den Ball aufnehmen und weitermachen.

Wie Ehrenamt gepaart mit Geschäftssinn richtig gut funktionieren kann, zeigt die Schweizerin Cornelia Fischer, die die Zeidner während des anschließenden Natur- und Kulturprogramms kennenlernen durften. Annette Königes stellte auch diesmal ein schönes Ausflugsprogramm zusammen. Und dazu gehörte die besagte Cornelia Fischer, die seit Anfang der 90er Jahren in der Buzau-Region ein Kinderheim und einen Schülerhort eingerichtet hat, für Kinder aus schwierigen Verhältnissen, und eine Bio-Landwirtschaft sowie eine Pension kommerziell betreibt. Kinder haben also die Möglichkeit nach Beenden der Schule in diesen Unternehmen beschäftigt zu werden. Für uns Besucher war es schon sehr beeindruckend zu sehen, mit welcher Zuneigung die Erzieher auf die Kinder zugehen und welche Herzlichkeit überall herrscht. Reinhold Mieskes, Vorstand der Stiftung Zeiden, nutzte die Gelegenheit und schenkte der Einrichtung zwei Rechner, damit diese zum einen ihre Verwaltung auf Vordermann bringen und zum anderen den Kindern PC-Grundlagen beibringen kann. Der zweite Teil dieses Ausflugs bestand in der Besichtigung der Felsenkirche in Alunis, dem rumänischen Athos, und dem Geburtsort des rumänischen Christentums sowie dem angeblich zweitgrößten Ort europaweit, in dem bis in die 50er Jahre Bernstein geschürt wurde.

Auf Annettes diesjähriger Besuchsliste durfte auch Steffen Schlandt nicht fehlen, den vielleicht größten „Orgelversteher“, den Siebenbürgen, und darüber hinaus, aufzubieten hat. Damit lange nicht genug: Er kümmert sich um das musikalische Leben im Burzenland, leitet Chöre, organisiert Konzerte, unterrichtet, rettet und spielt Orgel und man fragt sich, wieviel Stunden denn sein Tag wohl hat. Sein Vortrag am „Fuße“ der größten mechanischen Orgel aus der Schwarzen Kirche mit musikalischen Einlagen über die Funktionsweise so eines komplexen Gerätes ließ die Gruppe schwer beeindruckt zurück. Als wir dann gemeinsam mit ihm (er natürlich auf der Orgel) das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ anstimmten – war das Gänsehaut pur. Der Kronstadt-Tag wurde abgerundet durch eine Stadtführung, eine Wanderung auf die Zinne und den Besuch des ungarischen Spezialitäten-Lokals Pilvax. Die Reiseführung übernahm Hermann Kurmes – auch einer dieser engagierten Persönlichkeiten des Burzenlandes, der gemeinsam mit seiner Frau Katharina vor rund 20 Jahren mit seiner Ökopension „Villa Hermani“ unter dem Königstein begann, aber eine jahrelange Durststrecke durchstehen musste, bis die Menschen verstanden haben, was man an einem naturfreundlichen  Tourismus hat. Hermann Kurmes begleitete die Gruppe noch einen weiteren Tag, als der Ausflug zur Burg Rosenau und zu einer in der Nähe liegenden großen Höhle führte. Den Abschluss dieses Tages bildete der Besuch der Kirchenburg in Wolkendorf, Hermanns Heimatort, mit einem Essen in den Kornkammern der Burg – inklusive des vielleicht besten Baumstriezels Siebenbürgens. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung als Reiseführer ist Hermann ein begnadeter Erzähler. Als studierter Biologe kennt er die Pflanzenwelt wie seine Westentasche und auch sonst weiß er über Land und Leute bestens Bescheid.

Und schließlich führte der vierte Besuchstag, der, wenn man es chronologisch nimmt, der erste war, nach Sinaia. Nein, es ging nicht zum Königschloss, das ist bekannt. Auf dem Besuchsprogramm stand die Sommerresidenz der Königin Maria, das Schlößchen Pelisor, das die Königin größtenteils selbst gestaltete und auch dessen Inneneinrichtung entwarf, und als nächstes das Haus, in dem George Enescu seine wichtigsten Werke komponierte und wo er über 20 Jahre lebte – die Villa Luminis. Dazwischen fand eine abwechslungsreiche rund zweistündige  Wanderung statt auf die sogenannte Königsalm -  mit einem Picknick mit Wurst, Speck, Käse, Tomate, Weißbrot, Wein, Schnaps – eben, was man für so eine Pause benötigt.

Fazit des zweiten Teils: Diejenigen, die mitmachten, waren schwer begeistert von den starken Persönlichkeiten, die Rede und Antwort standen, von ihrem Können, ihrem leidenschaftlichen Engagement, aber auch ihrem unbegrenzten Optimismus, in diesem Land etwas zu bewegen, TROTZ der gigantischen bürokratischen Hürden und der sonst auch nicht ganz einfachen, auch politischen Rahmenbedingungen. Und Kultur und Natur, wie das Programm angekündigt wurde, ist seinem Ruf gerecht geworden angesichts der schönen Wanderungen und des Besuchs einiger kultureller Einrichtungen. Aber auch die „Nebengeräusche“ sollen nicht unerwähnt bleiben. Reiseleiterin Annette Königes war bestens vorbereitet. Jeden Tag brachte sie auf den Busfahrten den Teilnehmern mit einer Menge Daten, Fakten und Geschichten Land und Leute näher.  Pfarrer Hans Schröder aus Rosenheim, übrigens ein „echter Deutscher“ , der Siebenbürgen unbedingt kennenlernen wollte und mit seiner Frau Elke das gesamte Programm mitmachte (inklusive Arbeitscamp), las jeden Morgen die Tageslosung vor, und wer noch Zeit und Lust hatte, ließ den Besuchstag im Pfarrhof mit weiteren Gesprächen und Eindrücken ausklingen.

 Nicht unerwähnt bleiben sollen die gut besuchten Gottesdienste und die beiden Orgelkonzerte von Peter Kleinert und Klaus Dieter Untch in der Zeidner Kirche. Am freien Montag bot Udo Buhn für die Wanderfreudigen einen Ausflug in den Zeidner Wald. Über das Bergelchen ging es durch das Tannengärtchen und die Burgau zum Ritterfelsen und zu den Ruinen der Schwarzburg - eine Wanderung, die uns forderte und es in sich hatte; etwas anstrengend, aber wunderschön.

Besonders gelungen war dann der Abschlussabend auf dem Pfarrhof mit viel Musik von Pfarrer Andreas Hartig am Keyboard, Organist Klaus Untch am Akkordeon, aber auch Hannah Zell am Keyboard und Isabelle Schuster (Enkelin von Erhard Schuster, ehemaliger Dirigent der Zeidner Blasmusik) an Keyboard und Gitarre und natürlich mit sehr viel Gesang.

Fazit: Wer dabei war, hat es genossen, wer nicht, hat viel versäumt.

Hans Königes