13.01.2023

30 Jahre Förderverein der Siebenbürgischen Bibliothek – ein kleiner Exkurs in die Vergangenheit

Prof. Dr.Dr. Paul Philippi und Balduin Herter anlässlich der 2. Zeidner Begegnung 2004 in Zeiden
Besuch der Bibliothek durch ZOG Teilnehmer im April 2005 in Gundelsheim (Grete Kraus und Lilli Zell)

Dem Kulturspiegel der Siebenbürgischen Zeitung vom 28. November 2022 entnahm ich mit Freude, dass der Verfasser des Beitrags, Stefan Mazgareanu, in seinem Beitrag, anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des „Vereins der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek e.V.“, nicht vergessen hat, die beiden Initiatoren des Fördervereins der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim, Balduin Herter und Hans Meschendörfer, zu erwähnen.

Sie waren es nämlich, die mit ihrer klugen Weitsicht durch die Gründung des Vereins im Jahr 1992 für die langfristige finanzielle Ausstattung der Bibliothek gesorgt und damit wesentlich dazu beigetragen haben, dass sich die Siebenbürgische Bibliothek im Laufe der letzten drei Jahrzehnte, trotz aller vorhandenen Widrigkeiten und finanziellen Schwierigkeiten, zu einer der bedeutendsten kulturellen Einrichtung der Siebenbürger Sachsen in Deutschland entwickeln konnte.

Für Balduin Herter war diese längst fällige Gründung im Jahr 1992 eine Herzensangelegenheit, denn er war es, der am 24. März 1965 eine Büchersammlung mit rund 849 Bänden (unter anderem einem Transylvanica-Büchernachlass von rund 500 Bänden des Agnethler Arztes, Dr. Andreas Breckner (1882-1945) als Dauerleihgabe), im Auftrag des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen, vom Siebenbürgerheim in Rimsting/Chiemsee nach Schloß Horneck am Neckar brachte, um sie im Sinne des Evangelischen Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und der evangelischen Banater Schwaben langfristig dort unterzubringen und zu sichern. 

In Oberstudiendirektor Hans Philippi, dem damaligen Vorsitzenden des Hilfskomitees, fand er einen starken Befürworter dieser Idee und in Paul Philippi mehr als nur einen Freund und engagierten Helfer, der ihm bei der Unterbringung der Bücher im „Heimathaus der Siebenbürger Sachsen Johannes Honterus“ helfend und beratend zur Seite stand. Dem späteren Prof. Dr. Dr. Paul Philippi, der eigentlich die treibende Kraft bei diesem weitsichtigen Vorhaben war, haben wir es heute in erster Linie zu verdanken, dass wir Siebenbürger Sachsen in Deutschland eine eigene Bibliothek verwalten dürfen, die aus dem Siebenbürgischen Dokumentationszentrum in Gundelsheim nicht mehr wegzudenken ist.

Doch damit nicht genug. Die Unterbringung und das Sicherstellen dieser Bücher reichte Balduin Herter damals nicht. Um dieses bibliothekarische, siebenbürgische Kleinod in guten Händen zu wissen, (er hatte zwar keine bibliothekarische Ausbildung), übernahm er 1970 die Leitung der Bibliothek und übte diese interessante und verantwortungsvolle, neue Tätigkeit, neben vielen ehrenamtlichen Ämtern, bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben mit viel Freude und einem überdurchschnittlichen Engagement aus. Dass er dabei durch sein langjähriges Amt (1970-1990) als Geschäftsführer des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) für diese Art von Arbeit prädestiniert zu sein schien, und das uneingeschränkte Vertrauen seiner Mitstreiter und „Vorgesetzten“ genoss, versteht sich von selbst.

Folgerichtig wählte man ihn bei der Gründungsversammlung am 7. November 1992 zum ersten Vorsitzenden des Fördervereins. Während seiner Amtszeit als Vorsitzender (1992-2004) galt sein Augenmerk in erster Linie dem stetigen Ausbau, der Pflege und der Sicherung des wertvollen Buchbestandes. Im Jahr 2005 umfasste die Bibliothek bereits einen Bestand von rund 70.000 Bänden.

Diese Bibliothek in Gundelsheim, die ihren Fokus speziell auf die Geschichte der Siebenbürger Sachsen legt, ließ sich nach 1970 leicht in die bundesdeutsche Bibliotheklandschaft einordnen und genießt heute einen sehr guten Ruf. Die Tatsache, dass sie in ihrer Komplexität der wissenschaftlichen Konkurrenz in vielen Belangen gewachsen zu sein scheint, macht sie für diejenigen, die sich ihrer bedienen, umso wertvoller. Mit jetzt 92.000 bibliografischen Einheiten, (Stand: 2022) zählt die Bibliothek zur größten Transylvanica-Sammlung außerhalb Siebenbürgens und westlich Budapests.

Das war in kurzen Zügen ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Exkurs in die Historie der Bibliothek und des Fördervereins in Gundelsheim, die, neben vielen anderen Personen, auch mit dem Namen des ehemaligen langjährigen Zeidner Nachbarvaters Balduin Herter (1953-1980) eng verbunden bleiben wird.

Und ganz nebenbei, als 1999 die Weichen für die Gründung der „Stiftung Siebenbürgische Bibliothek“ gestellt wurden, wirkte Balduin Herter mit seiner Erfahrung und als guter Kenner dieser Bibliothek, erneut an zentraler Stelle mit. Mit der Gründung der Stiftung wurde dafür gesorgt, dass sie heute über ein Stiftungsvermögen von vier Millionen Euro verfügt.  Ein Stiftungskapital von unschätzbarem Wert, das hoffentlich dafür sorgen wird, dass die Zielsetzungen des Siebenbürger-Instituts auch in Zukunft weiterhin verfolgt werden können und die Geschichte und Kultur Siebenbürgens langfristig wachgehalten werden kann.

Übrigens, etliche Mitglieder der Zeidner Nachbarschaft sind seit vielen Jahren Mitglied in diesem Förderverein. Geworben hat sie Balduin Herter zu Lebzeiten. Zurzeit zählt der Verein 219 Mitglieder.  Sollten Sie Interesse an einer Mitgliedschaft haben, so wenden Sie sich bitte an die Geschäftsstelle des Siebenbürger-Instituts auf Schloß Horneck in Gundelsheim und besuchen sie die Seite www.siebenbueren-Institut.de. Mit einer Mitgliedschaft können auch Sie einen aktiven Beitrag zur Unterstützung der Bibliothek leisten.

Helmuth Mieskes