9. ZOG

Ortsgeschichtlicher Gesprächskreis (ZOG) tagte in Friedrichroda

Als Balduin Herter 1997 beim Nachbarschaftstreffen in Ulm den Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis mit der vagen Hoffnung ins Leben rief, dass er sich zum festen Bestandteil der Nachbarschaft entwickle, konnte er wahrlich nicht ahnen, dass dieser Kreis sich innerhalb der Zeidner Nachbarschaft im Lauf der Jahre einen festen Stellenwert erarbeiten und damit sein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen würde.

Entsprechend erfreut zeigte sich Balduin Herter am 16. Juni 2006 bei der Begrüßung der 82 Teilnehmer zum 9. Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis (ZOG) in Friedrichroda über den guten Zuspruch. Er bedankte sich vor allem bei denjenigen, die die Arbeit des Gesprächskreises mitgetragen und ihn seit 1997 zu einer unverzichtbaren Nachbarschaftseinrichtung gemacht haben. Einen besonderen Dank richtete er an Helmuth Mieskes, der ihn vor allem in den letzten Jahren, besonders im organisatorischen Bereich, tatkräftig unterstützt hat und gemeinsam mit ihm die Arbeit weiterführt, damit lange anstehende Themen aufgegriffen und dokumentiert werden.

Herter erinnerte bei seinem Rückblick auf die bisherige ZOG-Arbeit an die acht bereits stattgefundenen Gesprächskreise zwischen 1997 und 2005 und stellte die wichtigsten Vorträge und Themen heraus. Besonders hervorgehoben wurde der 7. Gesprächskreis, der 2004 erstmals in Zeiden stattfand und in dem der Öffentlichkeit die "Denkmaltopographie Zeiden" vorgestellt werden konnte.

Herter appellierte an die Teilnehmer, den Gesprächskreis auch weiterhin zu unterstützen und ihm bei der Dokumentation neuer Themen zu helfen (die Themen über die Heimatgeschichte Zeidens sind unerschöpflich).

Anschließend stellte Helmuth Mieskes, der die Leitung des Gesprächskreises übernahm, die umfangreiche Tagesordnung vor. In deren Mittelpunkt stand zum einen die Vorstellung von vier neu erschienenen Büchern (hier handelt es sich um die Folgebände 9,11,12 und 13 in der Schriftenreihe "Zeidner Denkwürdigkeiten") und zum anderen der Vortrag "Aus der Schule geplaudert -- Erinnerungen an die Schulzeit in Zeiden" von Katharina Unberath.

Für ihren umsichtigen "Beitrag" und ihre hervorragende Arbeit bei der pünktlichen Herausgabe der vier Neuerscheinungen bedankte sich Mieskes in erster Linie bei Carmen Kraus. Einen weiteren Dank richtete er an die Verfasser dieser Bücher -- Erhard Kraus, Brigitte Stephani, Hans Wenzel und Gernot Nussbächer -- sowie an den Vorstand der Zeidner Nachbarschaft, der die Herausgabe der Bücher einstimmig beschlossen und die Vorfinanzierung rechtzeitig sichergestellt hatte.

Im Anschluss fand die Vorstellung der 4 Neuerscheinungen statt:

Die Landwirtschaft in Zeiden im 20. Jahrhundert

Nach der Dokumentation "Der Gartenbau in Zeiden", die bereits 1992 erschienen ist, hat Erhard Kraus mit dieser Arbeit einen weiteren wichtigen Berufszweig unserer Heimatgemeinde vorgestellt und damit einen bemerkenswerten Beitrag zur Zeidner Wirtschaftsgeschichte geleistet. Das vorliegende Buch könne durchaus als Fortsetzung des am 16. November 1890 von Paul Meedt vorgetragenen Berichtes "Zeiden. Die land- und volkswirtschaftlichen Zustände dieser Gemeinde" verstanden und angesehen werden, bemerkte Helmuth Mieskes.

Erhard Kraus, dessen mühevolle Kleinarbeit und akribische Recherchen für dieses Buch eine Meisterleistung darstellen, erläuterte kurz seine Beweggründe für diese Dokumentation der Entwicklungen in der Zeidner Landwirtschaft im 20. Jahrhundert. Anhand einer Leseprobe veranschaulichte er, dass die geographischen und klimatologischen Bedingungen die wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreich geführte Landwirtschaft auf "Zeidner Hattert" (jahrzehntelang war das der Fall) waren.

Erhard Kraus ging kurz auf den Inhalt seines Buches ein und verwies auf das umfangreiche Inhaltsverzeichnis. Es ist ein Beleg für seinen Versuch, auf alle Themen einzugehen, die irgendwie mit der Landwirtschaft in Zeiden im 20. Jahrhundert in Bezug gestanden haben.

Eduard Morres -- Ein siebenbürgischer Künstler

In Abwesenheit der Autorin Brigitte Stephani, die ihre anfängliche Zusage zur Teilnahme an diesem Gesprächskreis kurzfristig zurücknehmen musste, stellte Nachbarvater Udo Buhn die Monographie "Eduard Morres -- ein siebenbürgischer Künstler" als zweite Neuerscheinung vor. Anhand der Chronologie erläuterte er, wie es im Laufe der letzten Jahre zur Entstehung dieses wunderschönen Bildbandes gekommen ist. Mit dieser ersten Monographie über eine Zeidner Persönlichkeit sei auch ein Herzenswunsch von ihm in Erfüllung gegangen, er sei nämlich mitunter die treibende Kraft bei der Herausgabe des Buches gewesen, teilte der Nachbarvater mit.

Die in Hermannstadt geborene Publizistin, Volkskundlerin und Kunstkritikerin Brigitte Stephani hat mit diesem Buch, das über einen ausgewählten Bildanhang verfügt, dem in Kronstadt geborenen und zuletzt in Zeiden (1942-1980) lebenden Künstler Eduard Morres eine Monographie gewidmet, in der sie seinen Lebensweg darstellt und sein in sieben Jahrzehnten entstandenes künstlerisches Werk einer intensiven und interessanten Betrachtungsweise unterzieht. Stephani, die den Künstler Morres als "Meilenstein in der Kunstgeschichte Siebenbürgens" und "letzten Heimatmaler" bezeichnet, greift auch auf Zitate aus seinen Tagesbüchern und Briefen zurück, so dass der Leser ganz nebenbei Einsichten in eine vergangene Epoche vermittelt bekommt und die Gedankenwelt des Künstlers kennenlernt.

Ein von Eduard Morres' Lebenswerk faszinierter Udo Buhn legte den Zuhörern diese echte Bereicherung der Schriftenreihe "Zeidner Denkwürdigkeiten" als "Zeidner Pflichtlektüre" ans Herz.

Aondarm Zaoednar Biarech -  Zaoednar Riadansuart - Zeidner Wortschatz

Mit der Herausgabe des "Zeidner Wortschatzes", eines Wörterbuchs von A bis Z mit ca. 10.000 Zeidner Wörtern und Redewendungen, ist dem Autor Hans Wenzel ein kleines, noch vor Jahren kaum vorstellbares Meisterwerk gelungen, an dem noch viele Zeidner ihre Freude haben werden und das in seiner Art einmalig ist.

Von der Eigenart unseres Dialekts fasziniert, hat sich Hans Wenzel in den letzten 8 Jahren als akribischer Wörtersammler entpuppt. Er legte seine Beweggründe für diese außergewöhnliche Arbeit dar, die jetzt in Buchform erschienen ist.

Im Anschluss erläuterte er seine Vorgehensweise beim Sammeln der Wörter und der Erstellung des eigentlichen Wörterverzeichnisses. Seinen Ausführungen war zu entnehmen, dass seine Überlegungen, vor allem in Bezug auf die selbst entwickelte Lautschrift, wiederholt kritisch hinterfragt wurden. Im Nachhinein stellte Wenzel fest, dass diese Hinweise zum Teil berechtigt waren und ihn bei seiner Arbeit weitergebracht haben, er aber trotzdem "seinen eigenen Weg" gegangen ist.

Dass gerade die Zeidner Mundart einer besonderen Schreibweise unterliegt, erfuhr Hans Wenzel spätestens zu dem Zeitpunkt, als er sich intensiv mit der Lautschrift und der Schreibweise befasste. Bei der Vorstellung des Buches ging er vor allem auf die wiederholten, mühevollen Umschreib- und Korrekturarbeiten ein, die ihn 2004 fast resignieren ließen.

Mit dem Dank an all diejenigen, die ihn bei seiner Arbeit mit Rat und Tat unterstützt, immer wieder ermutigt und dazu beigetragen haben, dass dieses Buch 2006 herausgegeben werden konnte (Balduin Herter, Volkmar Kraus, Carmen Kraus, Inge Gutsch, Georg Aescht, ZOG und Vorstand der Zeidner Nachbarschaft), schloss Hans Wenzel seine Ausführungen, wohl in der stillen Hoffnung, dass "sein" Wörterbuch den gewünschten Zweck erfüllt.

Aus Urkunden und Chroniken. Zur Geschichte von Zeiden in Mittelalter und Früher Neuzeit

Helmuth Mieskes übermittelte Grüße von Gernot Nussbächer aus Kronstadt, der dem Gesprächskreis einen guten Verlauf wünschte, und stellte in dessen Abwesenheit das Heft 13 der Schriftenreihe "Zeidner Denkwürdigkeiten" vor. Es enthält eine Zusammenfassung von Beiträgen zur Geschichte von Zeiden in Mittelalter und Früher Neuzeit. Mieskes ging kurz auf den Autor Gernot Nussbächer ein, der als ehemaliger Hauptarchivar des Staatsarchivs in Kronstadt ein profunder Kenner der Burzenländer Geschichte ist (u.a. auch von Zeiden) und sich 2004 dem ZOG überraschend als Autor angeboten hatte. In kürzester Zeit hat Nussbächer ein Büchlein verfasst, das zehn interessante Beiträge und darüber hinaus wichtige historische Daten enthält, die für jeden ortsgeschichtlich interessierten Zeidner von Bedeutung sind. Mieskes lobte diese gute Zusammenarbeit.

Die verschiedenen Geschichtsbeiträge, die sich u.a. mit der Ortsgeschichte von Zeiden, den Zeidner Namen, der Weberzunft, den Zeidner Büttnern und den Zechen im Markte Zeiden beschäftigen, umspannen einen Zeitraum von fünf Jahrhunderten und reichen von 1337 -- der Erwähnung "Cidinis unter dem schwarzen Hügel" ist der erste Beitrag gewidmet -- bis zur Zunftgeschichte im 17. Jahrhundert. Auch wenn dieses Büchlein keine Monographie darstellt, so sind die Beiträge wichtige Bausteine, die dem Leser zur Vertiefung seiner Kenntnisse und als Anregung für weitere Forschungen empfohlen werden können.

Im Anschluss an die Vorstellung der Neuerscheinungen trug Franz Buhn zwei Gedichte aus eigener Feder zum Thema "Heimat" und "Integration" vor. Besonders im Gedicht "Heimat" wird deutlich, dass Gefühle, die heimatbezogen sind, nur schwer und manchmal gar nicht verdrängt werden können. Mit dem Gedicht zum Thema "Integration" bot Franz Buhn jedem davon betroffenen Zuhörer die Möglichkeit zu prüfen, wie weit bei ihm die Integration gelungen ist.

Zum Hauptvortrag dieses Nachmittags hieß der Leiter des Gesprächskreises Katharina Unberath herzlich willkommen. Die 1935 in Zeiden geborene Referentin besuchte die Zeidner Volksschule und war fast 24 Jahre lang als Deutschlehrerin in Zeiden im Schuldienst tätig. Sie hat Höhen und Tiefen des Schulalltags in Rumänien miterlebt. In emotional vorgetragenen Erinnerungen ließ sie die Zuhörer an ihrem Leben teilhaben.

Ausgehend von ihrer sächsischen Herkunft und dem Besuch des Kindergartens sowie der Volksschule in Zeiden spannte sie den Bogen zur Pädagogischen Schule in Schässburg, dem Germanistikstudium in Bukarest von 1954-1959, der Staatsprüfung und der Einstellung als Lehrerin in Tartlau und legte die Beweggründe für die wohl wichtigsten Entscheidungen in ihrem Leben dar.

Dem Wechsel nach Zeiden im Jahr 1964 folgten 24 ununterbrochene Jahre im Zeidner Schuldienst, über die der Zuhörer interessante Dinge erfuhr, so etwa, dass deutsche Lehrer in Rumänien durchaus nicht privilegiert waren und dass besonders die letzten Dienstjahre vor der Ausreise im Jahr 1989 ihr und ihrem Mann Hans Unberath nicht nur Freude bereitet haben.

Den Deutschunterricht, ihre Art des Unterrichtens und die Eigenheiten der "besonderen Schularbeit" hob sie besonders hervor, und es war ihr anzumerken, dass sie eine leidenschaftliche Lehrerin gewesen ist. Sie wollte den Schülern die Muttersprache nicht bloß beibringen, sondern sie mit den Feinheiten dieses Idioms vertraut machen, sie in die deutsche Literatur einführen und für weiterführende Schulen und sogar ein Studium gut vorbereiten.

Im Anschluss an die Vorstellung der Neuerscheinungen trug Franz Buhn zwei Gedichte aus eigener Feder zum Thema "Heimat" und "Integration" vor. Besonders im Gedicht "Heimat" wird deutlich, dass Gefühle, die heimatbezogen sind, nur schwer und manchmal gar nicht verdrängt werden können. Mit dem Gedicht zum Thema "Integration" bot Franz Buhn jedem davon betroffenen Zuhörer die Möglichkeit zu prüfen, wie weit bei ihm die Integration gelungen ist.

Zum Hauptvortrag dieses Nachmittags hieß der Leiter des Gesprächskreises Katharina Unberath herzlich willkommen. Die 1935 in Zeiden geborene Referentin besuchte die Zeidner Volksschule und war fast 24 Jahre lang als Deutschlehrerin in Zeiden im Schuldienst tätig. Sie hat Höhen und Tiefen des Schulalltags in Rumänien miterlebt. In emotional vorgetragenen Erinnerungen ließ sie die Zuhörer an ihrem Leben teilhaben.

Ausgehend von ihrer sächsischen Herkunft und dem Besuch des Kindergartens sowie der Volksschule in Zeiden spannte sie den Bogen zur Pädagogischen Schule in Schässburg, dem Germanistikstudium in Bukarest von 1954-1959, der Staatsprüfung und der Einstellung als Lehrerin in Tartlau und legte die Beweggründe für die wohl wichtigsten Entscheidungen in ihrem Leben dar.

Dem Wechsel nach Zeiden im Jahr 1964 folgten 24 ununterbrochene Jahre im Zeidner Schuldienst, über die der Zuhörer interessante Dinge erfuhr, so etwa, dass deutsche Lehrer in Rumänien durchaus nicht privilegiert waren und dass besonders die letzten Dienstjahre vor der Ausreise im Jahr 1989 ihr und ihrem Mann Hans Unberath nicht nur Freude bereitet haben.

Den Deutschunterricht, ihre Art des Unterrichtens und die Eigenheiten der "besonderen Schularbeit" hob sie besonders hervor, und es war ihr anzumerken, dass sie eine leidenschaftliche Lehrerin gewesen ist. Sie wollte den Schülern die Muttersprache nicht bloß beibringen, sondern sie mit den Feinheiten dieses Idioms vertraut machen, sie in die deutsche Literatur einführen und für weiterführende Schulen und sogar ein Studium gut vorbereiten.

Im Jahr 1997 wurde die "Stiftung Zeiden" von Dr. Ing. habil. Peter Preidt als selbständige Förderstiftung eingerichtet. Helmut Andreas Adams, Vorsitzender der Stiftung, stellte diese kurz vor und berichtete über die bisherige Arbeit der Stiftung sowie durchgeführte Hilfsprojekte in den Jahren 1998/99 bis 2006.

Im Anschluss wendete sich Adams dem neusten, größten und wohl auch kostspieligsten Hilfsprojekt der Stiftung -- der Archivierung im Evang. Pfarramt A.B. Zeiden -- zu, das mit Hilfe von Thomas Sindilariu, einem ausgebildeten Archivar, 2004 in Angriff genommen wurde und in diesem Jahr zum Abschluss gebracht werden soll. Adams berichtete über die wichtige Sicherung der Bestände und Kirchendokumente, erwähnte Zeidens älteste Schriftstücke überhaupt und machte deutlich, dass die Stiftung hier ein Projekt finanziert, dass vorrangig der Nachlasssicherung dient und wohl unter den Burzenländer Nachbargemeinden Nachahmer finden wird.

Auch wenn das Findbuch (das Erstellen eines Archivregisters wurde mit in Auftrag gegeben) noch nicht in der Endfassung vorliegt und nur eine vorläufige Lose-Blatt-Sammlung präsentiert werden konnte, geht Adams davon aus, dass Thomas Sindilariu spätestens bis Jahresende diese Sache abgeschlossen haben wird. Außerdem gab er bekannt, dass das Presbyterium in Zeiden mit Stiftungsmitteln einen Archivraum herrichten wird, der eine sichere und vor allem trockene Aufbewahrung der Archivalien gewährleistet.

Adams Ausführungen machten vor allem deutlich, dass die Stiftung langsam vorzeigbare Ergebnisse zeitigt. Adams ist sich sicher, dass in den nächsten Jahren Dank der jährlichen Stiftungsmittel weitere wichtige Hilfsprojekte in Angriff genommen werden.

Beim abschließenden Ausblick auf die weitere Arbeit im ZOG wies Mieskes auf Themen und Arbeiten hin, die den ZOG in den nächsten zwei, drei Jahren beschäftigten werden.

Balduin Herter und Helmuth Mieskes richteten an alle den dringenden Appell, die Arbeit des Gesprächskreises weiterhin zu unterstützen und ihre Mitarbeit anzubieten. Die Suche nach Mitarbeitern hat höchste Priorität. Besonders gefragt sind Zeidner/innen, die "der schreibenden Zunft" angehören und bereit sind, etwas Zeit für die Arbeit im ZOG mitzubringen.

Nach einer fast dreistündigen Gesprächskreisrunde dankte Helmuth Mieskes in erster Linie den Referenten. Auch für die Aufmerksamkeit der Zuhörer bedankte er sich. In der Hoffnung, dass der 10. Gesprächskreis im nächsten Jahr ebenfalls mit interessanten Themen aufwartet und guten Zuspruch findet, wurde der 9. Gesprächskreis beendet.

Helmuth Mieskes, Böbingen