ZOG in Zeiden: Zum ersten Mal ist der Bürgermeister dabei

Im Rahmen der vierten Zeidner Begegnung fand im Schulgebäude der deutschen Schulabteilung (ehemaliges Forstlyzeum) am 8. August der Zeidner Ortsgeschichtliche Gesprächskreis (ZOG) statt. Damit wollten die ZOG-Verantwortlichen Udo Buhn und Helmuth Mieskes erneut unter Beweis stellen, dass ihnen Gesprächskreise in Zeiden (2004 und 2011 fanden die ersten statt) genauso am Herzen liegen wie jene in Deutschland und gleichzeitig signalisieren, dass es künftig noch wichtiger sein wird, nach allen Seiten gesprächsbereit zu sein.

Helmuth Mieskes hob in seiner Begrüßung die gute Resonanz hervor, die diese Gesprächskreise seit vielen Jahren erfahren. Ganz besonders wurden Bürgermeister Cătălin Muntean und Vizebürgermeister Virgil Urdea begrüßt, die eine Abordnung des Vorstandes der Zeidner Nachbarschaft bereits am Vortag bei einem Empfang im Zeidner Rathaus kennenlernte. Mieskes dankte beiden für ihre Anwesenheit und machte deutlich, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, die seit 2012 im Amt befindlichen beiden Stadtoberhäupter hier begrüßen zu dürfen.

Nach einer kurzen Einführung in die Tagesordnung nahm Bürgermeister Muntean zu aktuellen Themen Stellung, die Zeiden und seine Stadtentwicklung betreffen. Dabei wurden laufende Bauprojekte (unter anderem Renovierung von drei Gebäuden im Stadtzentrum, Erneuerung des Fußgängerbereichs am Marktplatz, Errichtung eines Museums in der ehemaligen Poliklinik, gesicherte Wasserversorgung für den Stadtbereich) benannt und vor allem künftige Stadtentwicklungsprojekte (u. a. Errichtung eines ehrgeizigen Sportkomplexes mit überdachtem Schwimmbecken im unteren Teil des Schulfestplatzes, Asphaltierung und Neuausrichtung der Neugasse, Kanalisation und Asphaltierung im Schakerak, Schaffung neuer Industriezonen) vorgestellt. Ganz nebenbei entwickelte er für die nächste Zukunft interessante Visionen, die nur zu verwirklichen sind, wenn die finanziellen Fördermöglichkeiten es erlauben und der
städtische Haushaltsplan es zulässt.

Wichtig erschien ihm bei seinen Ausführungen der Hinweis, Zeiden ausländischen Investoren als attraktive Kleinstadt anbieten zu wollen (mit Lingemann-Beschaffungssysteme S.R.L. aus Deutschland hat sich an der Heldsdorfer Straße 2014 eine neue Firma niedergelassen) und den Bewohnern zunehmend das Gefühl zu vermitteln, in einer lebenswerten Stadt zu wohnen. Große Hoffnungen setzt er dabei in die Fertigstellung des Flughafens in Weidenbach (2016), der Zeiden künftig als Industriestandort im Burzenland hervorheben wird. Bürgermeister Muntean unterstrich seinen Wunsch, die partnerschaftlichen Beziehungen mit der deutschen/sächsischen Gemeinschaft kontinuierlich auszubauen, um künftig auch gemeinsame Projekte umzusetzen. Eine kurze Fragerunde bot leider zu wenig Zeit für aufkommende Detailfragen.

Die anschließende Podiumsdiskussion, die unter dem Motto „Zeiden im Blickwinkel von Kirchengemeinde, Kommunalgemeinde, Deutschem Ortsforum, deutscher Schulleitung und Zeidner Nachbarschaft – Möglichkeiten und Chancen einer effektiven Zusammenarbeit“ stand, moderierte Hans Königes. Sowohl Paul Iacob für das Deutsche Ortsforum als auch Karmina Vlădilăfür die deutsche Schulabteilung nahmen den Faden dieses Dialogs auf und beleuchteten ihre unterschiedlichen „Arbeitsfelder“. Während Vlădilă unter anderem auf den akuten Lehrermangel in den Klassen fünf bis acht aufmerksam machte, wies Iacob auf den fehlenden Forumssitz und die Probleme des Forums hin. Als Ziele formulierte er die Ausweitung kultureller Veranstaltungen und den Wunsch des Forums, bei der nächsten Wahl im Stadtrat mit zwei Vertretern dabei zu sein. Auch er zeigte Interesse am Ausbau der bisherigen Vernetzung.

Rainer Lehni, Nachbarvater in Deutschland, stellte die Zeidner Nachbarschaft als wichtige Heimatortsgemeinschaft des Burzenlandes vor. Vorrangiges Problem der Nachbarschaft – die Mitgliederzahl ist seit zwei Jahren rückläufig – sei es, die jüngere und mittlere Generation zu erreichen und ihr Bewusstsein für die Gemeinschaft zu stärken. Lehni lobte die gute Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchengemeinde in Zeiden und versprach, künftig die Schulabteilung, die Kommunalgemeinde und das Deutsche Ortsforum noch stärker in ein erweitertes Netzwerk mit einzubinden.

Pfarrer Andreas Hartig, der seit dem 1. September 2009 die Pfarrstelle in Zeiden versieht und die Amtsgeschäfte gemeinsam mit dem Presbyterium leitet, sieht sich neben seinen pfarramtlichen Aufgaben zunehmend als „Kirchenmanager“, der sich intensiv auch mit rechtlichen Fragen auseinandersetzen muss. Dadurch kommt die eigentliche Seelsorge in Zeiden und Heldsdorf zu kurz. Pfarrer Hartig kritisierte den momentanen Zustand (sicher ein Problem der Landeskirche) und beschrieb das Dilemma, in dem er sich als Pfarrer befindet. Sein Wunsch ist es, im Pfarreralltag von einem gut funktionierenden kirchlichen Verwaltungsapparat Entlastung zu erfahren, um der Gemeinde noch mehr mit seinen pastoralen Fähigkeiten zur Verfügung zu stehen.

Die Aussprache, an der sich auch Wolfgang Wittstock (Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Kronstadt, DFDKK) und Hans Gärtner (Vorsitzender des HOG-Bundesverbandes) beteiligten, machte deutlich, dass die unterschiedlichen Statements der Podiumsteilnehmer Anlass geben, künftig Veränderungen gezielt anzugehen, wo sie notwendig erscheinen und unausweichlich sind. Die Gründung von Fonds zur besseren Lehrerbezahlung, die Errichtung von Gemeindeverbänden, eine effizientere Zusammenarbeit, eine gut durchdachte Vernetzung, waren nur einige Verbesserungsvorschläge, die thematisiert wurden.

Die Vorstellung des Heftes Nr. 19 der Schriftenreihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“, „Das Zeidner Waldbad von der Gründung bis heute 1904-2014“, das ZOG-Organisator Helmuth Mieskes pünktlich zum 110. Jubiläum des Waldbades herausbrachte, bildete den Abschluss des 18. Gesprächskreises. Die Überreichung je eines druckfrischen Exemplars an Bürgermeister Muntean und Pfarrer Hartig stand symbolisch für den Dank der Nachbarschaft an Kommunal- und Kirchengemeinde für ihre verstärkte Dialogbereitschaft. Vom Bürgermeister wünschte man sich, er möge die Rechtsstreitigkeiten in Sachen Waldbad zu einem guten Ende führen. Als Balduin Herter den Ortsgeschichtlichen Gesprächskreis beim Zeidner Nachbarschaftstreffen im Jahr 1998 in Ulm initiierte und wir gemeinsam die Arbeit 1999 mit dem zweiten ZOG in Schwäbisch Gmünd aufnahmen, um vermeintliche Lücken in der Ortsgeschichte unseres Heimatortes zu schließen – seit 1999 wurden immerhin 13 Hefte in der Schriftenreihe Zeidner Denkwürdigkeiten herausgegeben! –, war ich voller Euphorie und Tatendrang an Baldis Seite.
Entsprechend wurden einige Projekte angegangen, die zum Teil mit der Hilfe und Unterstützung eifriger und besonders engagierter Mitstreiter (u. a. Erhard Kraus, Franz Buhn, Hans Wenzel, Hans Königes, Rainer Lehni) zwischenzeitlich erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Einige Projekte und Dokumentationen
befinden sich in der Endphase (z.B. „Das Musikleben in Zeiden“), andere in der Warteschleife („Die Konfirmation in Zeiden im Wandelder Zeit“, „Die Communitätsprotokolle des freien Marktes Zeiden ...“ und manche Dokumentationen stecken in den Kinderschuhen (z. B. „Zeidner Persönlichkeiten“, Heft 2, „Gewerbe und Handel in Zeiden“, „Die Aussiedlung aus Zeiden“) und warten auf die unerlässliche Mithilfe derer, die uns auch hier mit Material und eigenen Beiträgen weiterhelfen können.
Deshalb geht unsere dringende Bitte an all diejenigen, die mit ihrem Wissen und mit Mitarbeiter für ZOG-Projekte? den unterschiedlichsten Unterlagen („Papieren“) bereit sind, unsere Aufrufe ernst zu nehmen. Wir sind im ZOG sicher weiterhin in der Lage, Dokumentationen und Projekte der Zeidner Nachbarschaft erfolgreich abzuschließen, wenn die Zuarbeit auch künftig in einem Maß erfolgt, die nützlich und für die Arbeit gewinnbringend ist. Ob alle Dokumentationen wie bisher veröffentlicht werden können, ist eine andere Frage und kann nur jeweils von Fall zu Fall vom Vorstand entschieden werden.
Für die Dokumentation „Das Musikleben in Zeiden“, die Franz Buhn in den letzten Monaten fertiggestellt hat, suchen wir jetzt einen erfahrene/n Layouter/in, der/die sich an der Seite von Franz Buhn diese Arbeit zutraut und eventuell auch unser ZOG-Team als künftiger Mitarbeiter verstärken kann. Sollte eine Person Interesse an dieser Herausforderung haben, so kann er Udo Buhn oder mich wann immer anrufen.
Wer Interesseam Projekt „Die Aussiedlung aus Zeiden“ hat und eventuell einen eigenen Beitrag schreiben oder nur Fragen beantworten möchte, der kann bei mir den extra hierfür erarbeiteten Fragenkatalog zu diesem Thema telefonisch oder per E-Mail anfordern. Ich würde mich freuen, wenn diesem für uns wichtigen Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt und dabei gleichzeitig geschichtliche Weitsicht gezeigt wird.

Anmerkung: Die geplante Übergabe der Transkription „Die Communtitätsprotokolle des freien Marktes Zeiden 1800-1866“ durch die Verantwortlichen des Archivs der evangelischen Honterus-Gemeinde in Kronstadt an die Zeidner Nachbarschaft bzw. an die „Stiftung Zeiden“ fand noch nicht statt. Sie soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Helmuth Mieskes