20.06.2015

Der Richttag der Zeidner Nachbarschaft beim 22. Zeidner Nachbarschaftstreffen in Dinkelsbühl am 6. Juni 2015

Wenn ein Außenstehender diese Überschrift liest, die alten, bereits verstaubten Statuten einer Burzenländer Nachbarschaft nicht kennt und diese einstigen gesellschaftlichen, ja nachbarschaftlichen Gepflogenheiten im Burzenland nie kennen gelernt hat, der vermutet, dass bei einer solchen Veranstaltung „Gericht gehalten“ wird und dabei wohl auch hitzige Wortgefechte ausgetragen werden und zur Tagesordnung gehören. Das könnte man durchaus annehmen, denn der Begriff ist eindeutig. Nein, diese Zeiten, als früher vor der versammelten Gemeinschaft (Nachbarschaft) gerichtet und bestraft wurde und sich der eine oder andere an der Bestrafung des Nachbarn ergötzen konnte, gehören längst der Vergangenheit an. Und das ist gut so.

Der heutige Richttag unserer Nachbarschaft hat hauptsächlich symbolischen Charakter. An diese alte Tradition von zu Hause, in der auch das Schlichten von nachbarschaftlichen Streitigkeiten seinen Platz hatte, erinnerte sich einst Nachbarvater Balduin Herter, als er im Frühjahr 1956 in der 4. Ausgabe des Zeidner Grußes mit den Worten „…. wollen wir am 19.und 20. Mai in Dinkelsbühl den Richttag halten“, zum 2. Nachbarschaftstreffen nach Dinkelsbühl einlud. So gesehen wurde damals dieser Begriff für die eigentliche Mitgliederversammlung unserer Nachbarschaft in Deutschland geboren. Seit damals (1956) ist der Richttag fester Bestandteil eines jeden Treffens und spätestens seit im Zeidner Gruß alle drei Jahre darüber eingehend berichtet wird und der Vorstand diesen Richttag in die Satzung der Zeidner Nachbarschaft bewusst aufgenommen hat, weiß jedes Mitglied unserer Nachbarschaft mit dem Begriff etwas anzufangen.

So war es nicht verwunderlich, dass sich beim diesjährigen Richttag im großen Schrannensaal in Dinkelsbühl ca. 200 Mitglieder einfanden. Auf der Tagesordnung stand der erste Tätigkeitsbericht unseres neuen Nachbarvaters Rainer Lehni und Neuwahlen des Vorstands.

Eröffnet wurde der Richttag durch das Bläserensemble der Zeidner Blasmusik mit dem Lied „Af deasar Iard“. Danach folgte eine Schweigeminute für die im Berichtzeitraum Verstorbenen. Ergänzt wurde diese durch eine Kurzandacht durch Pfarrer Andreas Hartig.

Rainer Lehni begrüßte die Mitglieder ganz herzlich und hielt danach in routinierter Weise mittels einer vorbereiteten Power-Point-Präsentation Rückblick über die vergangenen drei Jahre. Ausgehend von einer veränderten Mitgliederstruktur, den leicht rückläufigen Mitgliederzahlen und den vielfältigen Veranstaltungen der Nachbarschaft ließ er die Aktivitäten der Nachbarschaft Revue passieren und stellte mit seinen Ausführungen einmal mehr unter Beweis, dass die Zeidner Nachbarschaft eine der aktivsten Heimatortsgemeinschaften in Deutschland ist.

Dabei blieben besonders die gut organisierte 60jährige Jubiläumsfeier der Nachbarschaft in München (6. Juli 2013) und die gelungene 4. Zeidner Begegnung (8.-10.August 2014) nicht unerwähnt. Im zweiten Teil seines Berichts beleuchtete Lehni die einzelnen Arbeitsfelder (u.a. ZOG, Zeidner Denkwürdigkeiten, Zeidner Gruß, Internet, Stiftung Zeiden), wo Dank eines sehr hohen ehrenamtlichen Engagements und bereitwilligen Vorstands- und Redaktionsmitgliedern nach wie vor wertvolle Arbeit für unsere Gemeinschaft geleistet wurde und weiterhin geleistet wird. Mit der Verbesserung der Beziehungen zu anderen siebenbürgischen Organisationen (Verband der Siebenbürger Sachsen, verschiedenen Kreisgruppen und zum HOG Verband) stellt die Nachbarschaft weiterhin eindrucksvoll unter Beweis, dass uns Zeidnern allgemein an der Intensivierung einer konstruktiven Zusammenarbeit mit diesen Organisationen gelegen ist. Beispiele für diese Bemühungen gibt es nachweislich genügend.

Ein besonderes Augenmerk richtete er auf die guten Beziehungen zur Heimatgemeinde Zeiden (hier schloss er die Stadtverwaltung mit Bürgermeister Catalin Muntean und das Deutsche Ortsforum mit Paul Iacob und Klaus-Dieter Untch ein) und auf die besonderen Beziehungen zur Evang. Kirchengemeinde. Er dankte den anwesenden Gästen aus Zeiden (Pfarrer Andreas Hartig, Kurator Peter Foof und Organist Klaus Dieter Untch) für die gute, effektive und verlässliche Zusammenarbeit und wies gemeinsam mit der Zeidner Stadtpfarrer Hartig auf künftige, wegweisende Projekte der Kirchengemeinde (u.a. Renovierung der Kirche bzw. des Glockenturms) hin. Selbstverständlich wurde auch das Thema Friedhofspflege angesprochen. Pfarrer Hartig trug hier die Vorstellungen des Presbyteriums vor und versprach weiterhin an guten Lösungen, die jedoch finanzierbar sein müssen, interessiert zu sein.

Mit dem gemeinsamen Dank an die Mitglieder des Gesamtvorstandes, an die Nachbarväter, das ZG-Redaktionsteam und an alle, die sich in irgendeiner Weise für die Belange der Zeidner Nachbarschaft in den letzten drei Jahren eingesetzt haben, schloss er seinen Tätigkeitsbericht mit den Worten: „Nur wenn wir alle an einem Strang ziehen und zwar alle in die richtige Richtung, können wir es schaffen, die Zeidner Nachbarschaft und unsere Heimatgemeinde zukunftsfähig zu machen. Wohin der Weg führt, liegt nur an uns allein“.

Dem Bericht des Nachbarvaters folgte der kurz gefasste aber durchaus aussagekräftige Kassenbericht durch Kassenwartin Franziska Neudörfer. Kassenprüfer Uwe Martini bescheinigte ihr eine einwandfreie und korrekte Kassenführung, so dass dem Antrag auf einstimmige Entlastung stattgegeben werden konnte.

Spätestens jetzt war man nach diesen beiden Berichten an dem Punkt angelangt, wenn früher in Zeiden beim Richttag das eigentliche „Richten“ begann. Nicht so in Dinkelsbühl. Wortmeldungen gab es keine – das kann man deuten wie man will – (wir im Vorstand deuten das als allgemeine Zufriedenheit der Mitglieder) und so konnte man nach der Entlastung des Vorstandes, die Altnachbarvater Volkmar Kraus einstimmig vornehmen konnte, zur Wahl des neuen Vorstandes übergehen.

Doch bevor Nachbarvater Rainer Lehni das Procedere der anstehenden Wahl erklärte, ehrte er Theo Thut für die verlässliche Organisation der Zeidner Skitreffen und Lorant Aescht für seine DJ-Arbeit bei Veranstaltungen der ZN in den vergangenen 15 Jahren mit einer Dankurkunde der Nachbarschaft.

Mit der Silbernen Ehrennadel des HOG Verbandes wurde sodann Renate Kaiser geehrt. Damit wurde ihrem 25jährigen Engagement für die Zeidner Nachbarschaft (u.a. als ZG-Redaktionsmitglied der Nachbarschaft) auf diese Weise Rechnung getragen und ihr für ihre langjährigen Verdienste gedankt.

Nachdem feststand, dass Rainer Lehni sich zur Wiederwahl stellen würde und Christine Greger geb. Göltsch wegen ihres längeren USA-Aufenthalts mit der Familie, den Vorstand bereits 2014 verlassen hatte, und alle Mitglieder des Vorstandes die Bereitschaft für eine weitere Amtszeit vorher bereits angezeigt hatten, fiel es Wahlleiter Johannes Gross und seinen beiden Wahlhelfern Hermann Kassnel und Franz Buhn durchaus leicht, die Wahlen auf ihre eigenwillige, charmante Art und Weise durchzuführen.

Am Ende dieser Wahl war klar, dass der alte (neue) Vorstand weitere drei Jahre weiterarbeiten und sich für das Wohl der Zeidner Gemeinschaft einsetzen darf.

In den geschäftsführenden Vorstand wurden gewählt:

Funktion Name
Nachbarvater Rainer Lehni
Stellv. Nachbarmutter Annette Königes
Stellv. Nachbarvater Kuno Krauss
Stellv. Nachbarvater Helmut Wenzel
Schriftführer Helmuth Mieskes
Kassenwartin Franziska Neudörfer
Kassenprüfer Erika Göltsch
Kassenprüfer Uwe Martini
Ersatzkassenprüfer Hermann Kassnel
Ersatzkassenprüfer Peter (Pitz) Kauffmes

Dem erweiterten Vorstand gehören weiterhin nachstehende Beisitzer an:

Funktion Name
Beisitzer Kultur Annette Königes
Beisitzer Jugend Rüdiger Nierescher
Beisitzer Blasmusik Heiner Aescht
Beisitzer „ZOG“ Helmuth Mieskes
Beisitzer Adressverwaltung und Versand Rüdiger Zell

Außerdem gehören dem erweiterten Vorstand die beiden älteren Nachbarväter Volkmar Kraus und Udo Buhn an. An den Sitzungen des Vorstandes können auf Einladung des Vorstandes weiterhin der Kurator der Evang. Kirchengemeinde A.B. Zeiden, sowie die Mitglieder des ZG-Redaktionsteams, zurzeit bestehend aus Hans Königes, Renate Kaiser, Harda Kuwer-Ferstl und Carmen Kraus, teilnehmen.

Mit dem Dank des wiedergewählten Nachbarvaters Rainer Lehni, für das ihm ausgesprochene Vertrauen und seiner Zusicherung sich weiterhin gemeinsam mit dem Vorstand für die Zeidner Nachbarschaft einzusetzen und ihre satzungsgemäßen Zielsetzungen zu verfolgen, wurde der 21. Richttag geschlossen.

Ob einer der Wiedergewählten im Anschluss an diesen Richttag tatsächlich im internen Kreis der Familie für seine Bereitschaft im Vorstand weiter zu machen „gerichtet“ wurde, konnte ich bis heute nicht in Erfahrung bringen.

Helmuth Mieskes, Böbingen