28.06.2019

Willkommen beim zweiten Zeidner Literaturkreis!

Wie lang ist es her, seit ich den letzten Zeidner Literaturkreis in Zeiden besucht hatte? „Lang, lang ist’s her.“ Das damals Erlebte oder Erfahrene wird immer mehr zur Vergangenheit – und noch viel tiefer in die Zeidner Vergangenheit brachten uns die Lesungen über die Hochzeiten der 1930er, 40er und 50er Jahre beim nun schon 2. Zeidner Literaturkreis in der neuen Heimat.

Heidenore Glatz und Carmen Kraus hatten ein Programm zusammengestellt, das die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenbrachte. Die Lesungen wechselten mit musikalischen Einlagen am Klavier, dargeboten von Hannah Zell, und das Gespräch, der Austausch, kam nicht zu kurz.

Aus den Aufzeichnungen von Friedrich Müller, der in den 1920er Jahren aus Offenbach kommend sich zuerst in die Zeidner schöne Mädchentracht und dann in die darin so schöne Zeidnerin verliebte und sie dann heiratete, las uns Heidenore vor. Sehr beeindruckt hat mich auch ihr Fotoalbum über die „Bockelung“, das sehr genau die Trachtenteile vorstellt, die man dazu brauchte.

Aus den Reisenotizen von Lothar-Günther Buchheim, der auf der Durchreise spontan zu einer Zeidner Hochzeit eingeladen worden war, las Netti Königes Auszüge aus dem Kapitel „An Siebenbürgens reichen Tischen“.

Wenn dies alles nicht festgehalten worden wäre, von Menschen, die es genauso erlebt hatten, die uns oder deren Nachfahren uns noch bekannt sind: würden wir es dann wirklich glauben können? So viele Schweine? So viele Liter Wein? Eine so große Hochzeitsgesellschaft? So eine Speisefolge? Eine solche Gastfreundschaft? … und anderes mehr.

Mit der Verlobung und Hochzeit von Ida und Harald Dootz, von der uns Thomas Kraus vorlas, kamen wir dann in die jüngere Vergangenheit. Kann sich noch jemand an „Brejtverdrainken“ erinnern? Meinte man in Zeiden damit nicht Verlobung, oder „sich Vertreuen“, die Hochzeit besprechen?

Laci Eigners Anekdote von der „Braner Hochzeit“, die uns Netti aus dem Buch „Das Musikleben in Zeiden“ vorlas, zeigte auch andere Bräuche, die wir in Zeiden so nicht kannten, und schloss damit das Hauptthema der Lesungen ab.

Franz Buhn las Gedichte von Rudolf Meneges und auch eigene vor und brachte uns immer näher an „die moderne Welt“ heran. (Jürgen Schnabel von Radio Siebenbürgen fertigte einen Mitschnitt vom Vortrag seiner Mundartgedichte an.)

Carmens „Sicherheit und Freiheit“ und auch „Angst“ gingen mir unter die Haut und bringen mich auch heute noch zum Nachdenken.

Mit zwei Gedichten von Heidenore Glatz und ihrer dankerfüllten Erinnerung an die Entstehung des Mädchensingkreises bei Pfarrer Georg Dieter Barthmes, der frischen Wind in die damalige Jugendarbeit gebracht hat, endete der zweite Zeidner Literaturkreis in Ottmaring.

Danke, dass ihr diesen Kreis ins Leben gerufen habt! Es gibt bestimmt noch vieles, was darauf wartet festgehalten oder aufgedeckt zu werden.

Effi Kaufmes, Böblingen

 

Allen, die beim ersten Zeidner Literaturkreis nicht dabei sein konnten oder das Vorgetragene selbst noch einmal lesen wollen, sei das Büchlein „Bewegtes Leben. Nachlese zum 1. Zeidner Literaturkreis“ empfohlen. Man darf gespannt sein auf die Fortführung der neuen Buchreihe „Zeidner MERKwürdigkeiten“ mit Friedrich Müllers gesamten Erinnerungen an seinen Aufenthalt in Zeiden (Band 2) und der Nachlese zum 2. Literaturkreis (Band 3), die bis zum nächsten Zeidner Treffen erscheinen werden.

Weitere Bilder vom 2. Literaturkreis hier.