Eduard Morres ist auch in Indien bekannt
Zu einem Lichtreflex von Barbizon und Zeiden bis nach Bangalore


 Von Brigitte Stephani


Zu den zahlreichen Besuchern der thematisch und dokumentarisch ausgerichteten Retrospektive „Reflexe in Licht und Schatten – Eduard Morres als Bote der Freilichtmalerei“, die vom 9. Mai bis zum 31. Juli 2014 im Haus des Deutschen Ostens, München, zu sehen war, gehörten, außer einem Team des Rumänischen Fernsehens TVR 1, auch andere ausländische Gäste. So zum Beispiel die in München lebende indische Designerin Akanksha Srivastava, die sich auch ins Gästebuch eingetragen hat.

Bei einem kürzlich geführten Gespräch mit der Kuratorin der Ausstellung berichtete Akanksha Srivastava, dass sie bereits als Studentin in Indien von der Pleinairmalerei bzw. Freilichtmalerei dieses siebenbürgischen Künstlers erfahren habe. Am National Institute of Fashion Technology in Bangalore, der Hauptstadt des Bundesstaates Karnataka, wo 2004-2008 unter anderen die Studienfächer Art Cultures und Art History angeboten wurden, besuchte sie im zweiten Semester auch eine Vorlesungsreihe über Bildende Kunst im Osteuropa des 20. Jahrhunderts. Eine besondere Vorlesungsfolge befasste sich mit den Kunstbestrebungen in einigen Ländern, so auch in Rumänien. Zu den bekannten rumänischen Künstlern, die beispielhaft vorgestellt wurden, da sie nicht Vertreter des sogenannten Sozialistischen Realismus waren, gehörte auch der Maler Eduard Morres (1884-1980).  Akanksha Srivastava war der Name dieses „rumänischen“ Künstlers damals schon deshalb aufgefallen, weil er sich klanglich „irgendwie unterschied“ von anderen bedeutenden rumänischen Künstlernamen, die in der Vorlesung genannt wurden.

Es ist jedenfalls überraschend und auch erfreulich, dass im fernen indischen Bangalore – mit 8,4 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Indiens – ein siebenbürgischer Künstler in der Vorlesungsreihe einer bedeutenden Fachhochschule als beispielhafter Vertreter einer Malweise, nämlich der Pleinairmalerei, präsentiert wurde. Dazu zeigte der vortragende Professor auch einige Projektionen von Landschaftsbildern Eduard Morres’.

Man darf sagen, dass dieses ein denkwürdiger Moment war, wo die Freilichtmalerei aus dem Wald beim französischen Künstlerdorf Barbizon ihre Licht-Schatten-Reflexe bis nach Zeiden/Codlea bei Kronstadt/Braşov und von dort, eine Vorlesung lang, bis in die indische Millionenmetropole Bangalore gesandt hatte.

(aus der ADZ von Freitag, den 24. April 2015, S. 11)